Lippholthausen ist Lünens größtes Industriegebiet. Das soll auch so bleiben, allerdings wird sich der Stadtteil verändern - nicht nur, weil das ehemalige Steag-Kraftwerk (hinten) verschwindet.

© Matthias Stachelhaus

Analyse: Lippholthausen und die Chance auf 2000 neue Arbeitsplätze

rnZukunftspläne

Mit der DFI hat ein neues Schwergewicht am Verhandlungstisch über die Zukunft von Lippholthausen Platz genommen. Eine Analyse zeigt derweil, was sich die Unternehmen vor Ort vorstellen.

Lünen

, 25.06.2020, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

War es gutes Timing oder doch eine Absprache? Nachdem sich am Vorabend der Ausschuss für Stadtentwicklung mit der Zukunft des Stadtteils Lippholthausen auseinandergesetzt hatte, verkündete die Hagedorn-Gruppe am Mittwochnachmittag (24.6.) einen neuen Eigentümer für die Südfläche des ehemaligen Steag-Areals - gleichbedeutend mit der größten zu entwickelnden Fläche in diesem Gebiet.

Das Gewerbegebiet Lippholthausen bietet eine ganze Reihe an Fläche, die entwickelt werden können. Die Größanangaben stammen aus der Analyse der Planungsbüros. Laut Hagedorn ist die Südfläche 266.000 Quadratmeter groß, was 26,6 Hektar entsprechen würde.

Das Gewerbegebiet Lippholthausen bietet eine ganze Reihe an Fläche, die entwickelt werden können. Die Größanangaben stammen aus der Analyse der Planungsbüros. Laut Hagedorn ist die Südfläche 266.000 Quadratmeter groß, was 26,6 Hektar entsprechen würde. © Stadt Lünen

Die DFI Partner AG aus Düsseldorf wird also die Entwicklung und Vermarktung von 266.000 Quadratmetern Industriefläche übernehmen, sobald Hagedorn das Kraftwerk dem Erdboden gleich gemacht hat. „Mit DFI haben wir einen Projektentwickler gefunden, der die Gegebenheiten und die Region um Lünen sehr gut kennt und für Flächen dieser Art die bestmögliche Erfahrung mitbringt“, wird Hagedorn-Geschäftsführer Rick Mädel in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert.

Die frühzeitige Einbindung der DFI sei sinnvoll, damit die Prozesse der Baurechtschaffung bereits frühzeitig auf das Nachnutzungskonzept angepasst werden könnten. Der neue Partner entwickelt nach eigenen Angaben „deutschlandweit Gewerbe- und Industrieimmobilien an prädestinierten Standorten“. DFI-Vorstand Andreas Fleischer sieht in der Fläche „Potenzial für eine Reihe von Nutzungsmöglichkeiten“.

Robuste Industrie als Leitbild

Das sehen die Unternehmen, die bereits vor Ort sind, ähnlich. Im Zuge des geplanten Entwicklungskonzepts für Lippholthausen haben gleich drei Planungsbüros eine gemeinsame Bestandsaufnahme im Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt. Grundlage dafür war unter anderem eine Online-Umfrage, für die alle 64 Firmen in Lippholthausen angeschrieben worden waren. Ein ursprünglich geplanter Workshop fiel der Corona-Pandemie zum Opfer.

Mit einer Rücklaufquote von 35 Prozent (21 Unternehmen) zeigte man sich zufrieden - normal seien sonst eher 10 bis 15 Prozent. „Das ist ein repräsentatives Ergebnis“, hieß es am Dienstagabend in der Aula der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule. Dieses Ergebnis war eindeutig: 80 Prozent der Unternehmen sehen in Lippholthausen „robuste Industrie“ als Leitbild, moderne Logistik hingegen erhielt mit 28 Prozent die geringste Zustimmung. Zur Erinnerung: Ein Logistikpark war der ursprüngliche Plan der Hagedorn-Gruppe für die neu entwickelte Kraftwerksfläche gewesen.

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Logitisk teilweise über den Stummhafen abwickeln

Grundsätzlich bewerten die Unternehmen den Standort Lippholthausen positiv. Der größte Vorteil ist demnach die Lage: Der Stadtteil ist nicht nur gut an das Straßennetz angebunden, sondern verfügt mit Stummhafen und Bahnlinie über Anschlüsse an Wasser- und Schienenwege. Hier sehen die Firmen großes Potenzial, zwei Drittel der Befragten könnten sich beispielsweise vorstellen, einen Teil ihrer Logistik künftig über den Stummhafen laufen zu lassen. Die Schiene würden rund 47 Prozent der Unternehmen stärker nutzen. Der Appell ist klar: Sowohl der Wasserweg als auch die Bahnstrecke sollen in Lippholthausen nutzbar bleiben.

Weitere Vorteile für den Standort seien die geringe Wohnbebauung im unmittelbaren Umfeld und die Tatsache, dass die Flächen als Industriegebiet ausgewiesen sind - hier bestehen deutlich mehr Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen des Bundesimmissionsschutzgesetzes. 40 Prozent der Unternehmen planen nach eigenen Angaben mittelfristig eine Erweiterung, perspektivisch könnten so 2000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. In Lippholthausen gilt das vor allem für die digitale Infrastruktur, die mehrheitlich als negativ bewertet wurde. Auch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur werde nicht optimal genutzt. Zwar sei die neue Buslinie für das Lippewerk ein Schritt in die richtige Richtung, doch andere Teile des Gewerbegebiets würden dabei nicht berücksichtigt. Auch die Taktung sei hier nicht optimal.

Personenzüge auf der Hamm-Osterfelder Bahn?

Generell stellt die Bestandsaufnahme das Problem heraus, dass viele Mitarbeiter in den Lippholthausener Betrieben aus Lünen oder der direkten Nachbarschaft kommen - aber die Anreise mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV schwierig ist. Mögliche Lösungen wären eine Anpassung der Fuß- und Radwege im Gebiet selbst - aktuell verlaufen sie nur einseitig und nicht mit der empfohlenen Breite - sowie eine Personenbeförderung auf der Hamm-Osterfelder Bahn, die derzeit nur als Güterstrecke genutzt wird.

Ende des Jahres soll der Stadtrat über das fertige Entwicklungskonzept abstimmen. So sieht es zumindest der Plan der Stadtverwaltung vor. Die Planungsbüros werden nun die für die Entwicklung notwendige Prozesse darstellen und entsprechende Maßnahmen erarbeiten, die sich dann in dem Konzept wiederfinden. Dabei spielt übrigens auch das Trianel-Kraftwerk eine Rolle. Spätestens 2038 ist auch hier Schluss, nach Ansicht der Planer mache es durchaus Sinn, diese Flächen „auch schon jetzt mitzudenken“.

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Ein wichtiges Datum ist dabei der 13. August: Dann soll eine Zukunftswerkstatt für Lippholthausen stattfinden. Die DFI wird dann wohl mit von der Partie sein. Diesen Schluss lassen zumindest die Worte von Rick Mädel zu: „Alle beteiligten Parteien gehen gemeinsam die nächsten Schritte. Die enge Zusammenarbeit von Hagedorn mit Politik und Wirtschaft schafft Synergien und sorgt dafür, dass die Interessen von Stadt und Region bestmöglich berücksichtigt werden.“

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