Als der Fußball-Kaiser nach Lünen kam Franz Lauter erinnert sich an Besuch von Beckenbauer

Franz Beckenbauer war 1990 bei Franz Lauter in Schwansbell zu Gast
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Als Künstler-Koch Franz Lauter die Nachricht vom Tode Franz Beckenbauers hörte, kamen Erinnerungen an einen Besuch des Fußball-Kaisers in Lauters damaligen Restaurant im Gesindehaus von Schloss Schwansbell auf. 1990, mitten in den Vorbereitungen der Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in Italien, erhielt er einen Anruf vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Ich war damals Sternekoch und in der Umgebung von Kaiserau gab es davon nicht so viele“, erzählt der Koch, der seit Anfang der 2000er-Jahre das Schlossrestaurant in Nordkirchen führt.

Das Nationalteam mit Beckenbauer als Chef trainierte ein paar Tage in der Sportschule Kaiserau. Und die liegt bekanntlich nicht weit weg von Schwansbell. „Die Spieler und die Coaches wollten alle gern bei einem Sternekoch essen und deshalb hat uns der DFB angerufen und gefragt, ob wir bereit sind, für die Fußballer zu kochen.“ Natürlich haben Lauter und sein Team bei so einer Gelegenheit sofort zugesagt. Und so trafen die Nationalkicker mit ihrem Trainerteam, zu dem damals neben Beckenbauer auch Weltmeister-Torwart Sepp Maier und Weltmeister-Verteidiger Berti Vogts gehörten, in Schwansbell ein.

Zwischenfall mit Ente

Franz Lauter erinnert sich noch gut an die Begegnung mit dem Kaiser: „Ich habe ihn als echten Gentleman kennengelernt. Er war sehr zugänglich. Aber alle waren phänomenal. Besonders lustig ging es am Tisch von Sepp Maier zu.“ Kein Wunder, denn Maier war für seinen Humor bekannt. Was er für die späteren Weltmeister von Rom gekocht hat, weiß Lauter nicht mehr. Eine Sache blieb aber im Kopf: Viele der Kicker und Trainer hätten sich für eine besondere Spezialität des Restaurants begeistert: „Sie verlangten nach unserer berühmte Mohntorte. Wahrscheinlich auch, weil sie viele Kohlehydrate zu sich nehmen wollten“, vermutet Lauter 34 Jahre nach dem besonderen Besuch. Das Rezept für den Kuchen stammt übrigens von Lauters Mutter.

Ein Erlebnis während des Besuchs wird Franz Lauter wohl nie vergessen. Seine Frau Hanna kümmerte sich damals um eine kleine Ente, die Streicheleinheiten brauchte. Deshalb trug sie den kleinen Vogel immer in einer Tasche ihrer Kleidung bei sich. „Die Ente reagierte auf Berührung immer mit Piepsen und war auch beim Beckenbauer-Besuch vor Ort“, erzählt der Koch. Das Piepsen alarmierte sofort einen der Sicherheitsleute, der Lauter zur Seite nahm und ihn fragte, was das denn für ein Geräusch sei. Hanna Lauter zeigte Franz Beckenbauer daraufhin das kleine Tier: „Er hat herzlich gelacht und alle anderen auch, als sie die kleine Ente sahen.“

Weitere besondere Besucher

Nicht nur der Tod Beckenbauers stimmte Lauter nachdenklich, sondern auch die Nachricht, dass der frühere Bundestagspräsident und -minister Wolfgang Schäuble gestorben ist. „Schäuble war vor vielen Jahren ebenfalls bei uns in Schwansbell. Er ist extra von der Autobahn mit seinem ganzen Tross abgefahren, um bei mir Maultaschen zu essen.“ Denn der Politiker stammte aus Baden-Württemberg und wollte wohl eine Spezialität aus seiner Heimat bei einem Sternekoch essen. „Welches seiner vielen Ämter Schäuble damals innehatte, weiß ich allerdings nicht mehr.“ Die beiden berühmten Todesfälle waren in diesen Tagen Grund für Lauter, alte Fotos zu sichten. Und in Erinnerungen zu schwelgen.

Franz Lauter (2.v.r.) mit den damaligen Bossen von Borussia Dortmund in seiner Küche in Schwansbell.
Franz Lauter (2.v.r.) mit den damaligen Bossen von Borussia Dortmund in seiner Küche in Schwansbell. © Günther Goldstein

So trat Max Raabe zu Beginn seiner musikalischen Karriere im Restaurant Schloss Schwansbell bei Lauter auf. Auch die damaligen Chefs von Borussia Dortmund und Meistertrainer Otmar Hitzfeld waren oft bei ihm zu Gast. Noch heute hat der bekannte Künstler-Koch, der schon mehrmals hintereinander unter die besten Köche des Landes gewählt wurde, einen ausgezeichneten Ruf auch in der Politik. So kochte er im vergangenen Jahr für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Und das soll auch so weitergehen, mit prominenten und ganz normalen Gästen. Lauter fühle sich „topfit“. Er sagt: „Ich mache so lange weiter, wie es mir Spaß macht, Gäste zu empfangen und zu bekochen.“

Max Raabe zu Beginn seiner Karriere. Der spätere Lüner Kulturpreisträger trat auch im Restaurant Schwansbell von Hanna und Franz Lauter auf.
Max Raabe zu Beginn seiner Karriere: Der spätere Lüner Kulturpreisträger trat auch im Restaurant Schwansbell von Hanna und Franz Lauter auf. © Günther Goldstein

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