
© Marcus Land
Abwassergebühren im Vergleich: Wie hoch sind sie in meiner Stadt?
Mit interaktiver Tabelle
Den Haushalten flattern bald wieder Gebührenbescheide ins Haus. Ein Städtevergleich zeigt, wie stark sich die Abwassergebühren im Jahr 2021 je nach Wohnort im Kreis Unna unterscheiden.
Zum Jahreswechsel sind vielen Orten neue Gebührensätze für Müllabfuhr, Abwasser und Straßenreinigung in Kraft getreten. Je nach Wohnort können sich diese Gebühren stark unterscheiden. Zum Beispiel beim Abwasser, wie ein Gebührenvergleich unserer Redaktion für die zehn Städte und Gemeinden im Kreis Unna zeigt.
So haben wir die Gebühren ermittelt
Wie hoch die Abwassergebühren im Einzelnen sind, geht aus den Beschlüssen hervor, die kurz vor dem Jahreswechsel in den Stadt- oder Gemeinderäten gefallen sind. Diese Beschlüsse hat die Redaktion anhand von Sitzungsunterlagen oder sonstigen Dokumenten aus den Rathäusern ausgewertet. Nur in einzelnen Fällen, zum Beispiel in Holzwickede, bleiben die Gebühren 2021 unverändert oder Beschlüsse stehen noch aus, sodass die Vorjahreswerte zugrunde gelegt werden können.
Zwei Gebührenarten beim Abwasser
Die Städte und Gemeinden erheben Gebühren für das Wasser, das von privaten Grundstücken in das öffentliche Kanalnetz fließt. Dabei wird zwischen zwei Gebührenarten unterschieden: Abhängig vom Volumen des Frischwasserverbrauchs eines Haushalts berechnet sich die sogenannte Abwasser- oder Schmutzwassergebühr. Dazu kommt noch die Gebühr für Niederschlags- oder Oberflächenwasser, die nach der versiegelten Fläche auf einem Grundstück bemessen ist. Pro Kubikmeter Abwasser werden so zwischen 2,66 Euro und 4,18 Euro jährlich fällig. Pro Quadratmeter versiegelter Fläche berechnen die Kommunen zwischen 0,88 Euro und 1,76 Euro jährlich.
Musterhaushalt mit vier Personen
Die einzelnen Gebührensätze vermitteln noch keine genaue Vorstellung davon, wie hoch die finanzielle Belastung in der Summe für einen einzelnen Haushalt ausfällt. Dies hängt außer von den nach Wohnorten unterschiedlichen Gebührensätzen stark vom individuellen Wasserverbrauch und von der Grundstücksfläche ab. Zur besseren Vergleichbarkeit haben wir einen Musterhaushalt herangezogen: mit vier Personen, einem Frischwasserverbrauch von 200 Kubikmetern im Jahr und einer versiegelten Grundstücksfläche von 130 Quadratmetern. Dieselbe Musterfamilie wird auch in regelmäßigen Gebührenvergleichen des Bundes der Steuerzahler NRW verwendet.
Bergkamen am teuersten, Bönen am günstigsten
Bergkamen geht aus dem Städtevergleich als teuerste Kommune im Kreis Unna hervor. Die Musterfamilie zahlt hier 836 Euro fürs Abwasser und rund 229 für Niederschlagswasser, das macht zusammen rund 1065 Euro im Jahr.
Die günstigste Kommune ist Bönen mit einer Jahresbelastung von 532 Euro beim Abwasser und rund 114 Euro beim Niederschlagswasser, das ergibt zusammen 646 Euro. Die Werte für weitere Kommunen im Kreis Unna lassen sich in einer interaktiven Tabelle ablesen. Zur Einordnung: Durchschnittlich verlangen die Kommunen rund 838 Euro. Holzwickede und Kamen liegen im Mittelfeld bei der Gesamtbelastung. Lünen gehört nach Bönen zu den preiswertesten Kommunen. Die zweitteuerste Stadt nach Bergkamen ist Fröndenberg.
Steuerzahlerbund will Gebührenzahler zu Widerspruch aufrufen
Durch die Abwassergebühren unterhalten die Städte und Gemeinden das Kanalnetz. Der Bund der Steuerzahler hat schon mehrfach einen bestimmten Teil der Berechnungsgrundlagen bei der Gebührenkalkulation kritisiert. Strittig ist, wie die Kapitalkosten für die Abwasserentsorgung berechnet werden. Mit einem Musterprozess beim Oberverwaltungsgericht Münster wendet sich der Verband gegen die in NRW vielerorts praktizierte „stark gebührentreibende Kalkulation der Kapitalzinsen“. Der Bund der Steuerzahler hat angekündigt, dass er Gebührenzahler 2021 unter Verweis auf den Musterprozess dazu aufrufen will, gegen ihre Gebührenbescheide Widerspruch einzulegen.
Jahrgang 1973, aufgewachsen im Sauerland, wohnt in Holzwickede. Als Redakteur seit 2010 rund ums Kamener Kreuz unterwegs, seit 2001 beim Hellweger Anzeiger. Ab 1994 Journalistik- und Politik-Studium in Dortmund mit Auslandsstation in Tours/Frankreich und Volontariat bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, Lünen, Selm und Witten. Recherchiert gern investigativ, zum Beispiel beim Thema Schrottimmobilien. Lieblingssatz: Der beste Schutz für die liberale Demokratie ist die Pressefreiheit.
