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Abstand und Spuckschutz: Geschäfte in Lünen öffnen am Montag wieder
Corona-Lockerung
Erleichterung bei den Lüner Einzelhändlern: Ab Montag dürfen Geschäfte bis 800 Quadratmeter wieder öffnen - in Lünen gibt es sogar eine Premiere. Die Gastronomen müssen weiter improvisieren.
Das öffentliche Leben in Deutschland soll langsam wieder in Schwung kommen. Ein erste Schritt dazu wird am Montag gemacht: Dann dürfen auch in Lünen wieder Geschäfte mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen.
Damit feiert das Modegeschäft Cecil/Street One an der Langen Straße 22 eine Eröffnung der besonderen Sorte. Nachdem der eigentliche Starttermin am 19. März aufgrund der Corona-Bestimmungen ins Wasser fiel und für die drei Mitarbeiterinnen Kurzarbeit anstand, geht es nun am Montag (20.4.) mit einem Monat Verspätung los.
„Ja, wir öffnen“, sagt Inhaberin Daniel Große Kleimann im Gespräch mit unserer Redaktion. Allerdings verzichte man auf ein großes Fest: „Das machen wir vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.“ Statt Sekt gibt es Desinfektionsmittel für die Kunden, außerdem weist ein Schild am Eingang darauf hin, wie viele Kunden gleichzeitig im Laden sein dürfen.
Kurze Nacht für Lüner Buchhändlerin
Laut der nun geltenden Bestimmungen muss der Ladenbesitzer dafür sorgen, dass sich nur ein Kunde pro zehn Quadratmeter im Laden aufhält. „Außerdem brauchen wir Desinfektionsmittel und Spuckschutz“, weiß Heidi Vakilzadeh, die am Montag ihre Lippe-Buchhandlung ebenfalls wieder öffnen darf.

Heidi Vakilzadeh wird am Montag wieder die Lippe-Buchhandlung öffnen. © Rottgardt (A)
Eine kurze Nacht liegt hinter ihr, wie sie selbst sagt: „Wir mussten überlegen, wie wir das alles hinbekommen.“ Außerdem könne sie nicht einschätzen, wie viele Kunden tatsächlich in den Laden kommen. „Ich werde in jedem Fall weiter einen Tisch in die Tür stellen für die, die doch lieber draußen bleiben wollen.“
Mit dieser Methode hat Heidi Vakilzadeh gute Erfahrungen gemacht, denn auf diese Weise konnten Kunden während der Corona-Sperre bestellte Bücher abholen. „Da gab es eine Menge schöner Situationen. Die Leute haben sich beim Bücher abholen zufällig getroffen und sich dann mit gebührendem Abstand unterhalten - das konnte auch schonmal laut werden“, berichtet die Buchhändlerin, die unterm Strich natürlich froh ist, „dass wir wieder öffnen dürfen.“
Keine Konsequenzen hat die neue Regelung übrigens für Geschäfte des täglichen Bedarfs, wie zum Beispiel die Fleischrei Scharbaum am Roggenmarkt. „Wie alle anderen Metzgereien oder Bäckereien auch hatten wir unseren Laden geöffnet, aber natürlich mit entsprechenden Schutzmaßnahmen“, sagt Inhaber Wilhelm Scharbaum. „Ich war wirklich überrascht, wie gut die Kunden sich an die Regeln gehalten haben.“
Neben dem normalen Betrieb hatte Scharbaum auch einen Lieferservice eingerichtet. „Das wurde sehr gut angenommen“, sagt er. „Wir machen das jetzt auch erst einmal so weiter - wie lange, weiß ich jetzt noch nicht.“
„Bella Italia“ stellt Programm um
Weiterhin ausschließlich liefern müssen die Gastronomien, denn Restaurants und Kneipen bleiben trotz des neuen Erlasses weiter geschlossen. Antonio Rizzo vom Restaurant „Bella Italia“ hat den Betrieb entsprechend umgestellt - und bleibt optimistisch: „Wir haben unser Programm sogar erweitert, neben frischem Essen gibt es bei uns auch rund 20 Weine, die man bestellen kann.“
Rizzo rechnet damit, dass Restaurants erst Mitte Mai oder Anfang Juni wieder öffnen können: „Das ist allerdings meine persönliche Einschätzung.“

Antonio Rizzo (2.v.l.) und seine Familie können das „Bella Italia“ weiterhin nicht öffnen, bieten aber einen erweiterten Lieferservice an. © Claeßen (A)
Der City-Ring-Vorsitzende Helmut von Bohlen begrüßt die Entscheidung, kleine Geschäfte wieder zu öffnen: „Damit werden wir auch ein Stück weit der Verantwortung gerade für die älteren Mitbürger gerecht, die nun wieder einkaufen können.“ Mit der Bewertung sei es schwierig: „Dafür haben wir noch zu wenig Informationen.“
Stadtsprecher Benedikt Spangardt bestätigt, dass die Zahl der Anfragen von Gewerbetreibenden beim Ordnungsamt in die Höhe geschnellt ist. „Unser Problem ist, dass wir den Erlass noch nicht haben - also auch noch nicht genau sagen können, was erlaubt ist und was nicht.“
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
