
© Franziska Schneider
Abiturientinnen in Lünen über den ersten Schultag nach der Coronapause
Schulunterricht
Zwei Abiturientinnen aus Lünen berichten vom „ersten Schultag“ mit Einbahnstraßen und Einzeltischen. Das Schule ein Segen ist, erfahren sie in der Corona-Krise auf besondere Art.
Alle Schüler (und ihre Eltern) werden inzwischen wissen, welche Herausforderungen ein Lernen in Eigenregie mit sich bringt. Sich am am eigenen Schreibtisch selbst zu organisieren und strukturieren ist schwer. Besonders dann, wenn die Abiturklausuren in wenigen Wochen anstehen. Maja Jozwiak (17) und Franziska Schneider (18) werden bald am Altlüner Gymnasium ihre Prüfungen ablegen. Davon, was es für sie heißt, sich nun wieder in der Schule darauf vorbereiten zu können, haben sie uns erzählt.
Was bedeutet es euch, jetzt wieder in die Schule zu können? Für eure Abiturvorbereitungen und auch für euch persönlich?
Franzi: Die Wiederholung mit den Lehrern persönlich und im Kurs ist auf jeden Fall nochmal eine große Hilfe und effektiver als zu Hause.
Für uns persönlich bedeutet es, dass wir uns doch noch, auch unter solchen Umständen, von unseren Kursen und Lehrern verabschieden können und es nicht so unerwartet und „abgebrochen“ ist.
Wie genau wurden in der Schule die Hygieneregeln und das Abstandsgebot umgesetzt?
Maja: Die Flure benutzen wir jetzt wie eine Art Einbahnstraße, sodass es nur einen Eingang und einen Ausgang gibt und man sich so wenig wie möglich entgegen kommt. Wir halten den Abstand von zwei Metern so gut es geht ein. Ungewohnt sind natürlich die weit auseinander stehenden Einzelplätze. Und wir achten auf häufiges Händewaschen, Desinfizieren, richtig niesen und was sonst noch dazugehört.
Wie genau gestaltet sich der Unterricht? Und wie ist die verbleibende Vorbereitungszeit geplant?
Franzi: Wir nutzen die Zeit am Anfang, um offene Fragen zu klären. Danach wiederholen wir entweder den Unterrichtsstoff oder schreiben Probeklausuren. Da wir wieder in der Schule sind, können wir den Lehrern auch wieder direkt Fragen stellen. Das ist deutlich einfacher als per Email. In manchen Fächern simulieren wir sogar mündliche Prüfungen, damit wir besser darauf vorbereitet sind.
Die letzten Verknüpfungen und Themen können wir also doch noch zusammen bearbeiten. Wir konzentrieren uns also wirklich nur auf Relevantes für das Abitur.
Wie war die Stimmung an diesem ersten Tag nach der Corona-Pause? Gereizt, aufgeregt oder erleichtert?
Maja: Das kann man schlecht beschreiben. Man hat sich auf jeden Fall wieder auf das Gefühl von einem geregelten Alltag gefreut aber trotzdem war alles ungewohnt. Wir wissen, wie ernst und auch riskant die Situation ist, aber an Humor fehlt es uns im Unterricht trotzdem nicht.
Gibt es jetzt einen genaueren Zeitplan, wann welches Fach geschrieben wird, beziehungsweise die mündliche Prüfung stattfindet?
Maja: Ja, für unsere schriftlichen Prüfungen haben wir die festen Termine. Für die mündlichen Prüfungen gibt es mehrere Termine, in die wir noch nicht eingeteilt wurden. Die Termine liegen allerdings eng zusammen.
Der Unterricht in der Schule ist überall freiwillig. Habt ihr euch überlegt, überhaupt hinzugehen? Wie stehen eure Eltern dazu? Und kennt ihr jemanden, der nicht hingeht?
Franzi: Ich war mir direkt sicher, dass ich zur Schule gehen werde. Natürlich ist das Zusammenkommen mit so vielen Leuten auch mit Abstand mit einem hohen Risiko verbunden, aber wir sind auch dankbar für die Möglichkeit und sollten das Angebot meiner Meinung nach annehmen. Die Eltern von unseren Mitschülern haben ganz unterschiedlich reagiert. Einige haben eine Chance darin gesehen, dass doch noch mehr wiederholt und vertieft wird, die anderen sehen das hohe Risiko, ihre Kinder wieder in die Schule zu lassen.
Heute am ersten Schultag waren die meisten Schüler da und nur vereinzelte sind zu Hause geblieben.
Gibt es Neues vom Abiball und der Abschlussfahrt?
Maja: Soweit wir wissen, darf die Schule bis Ende des Schuljahres keine öffentlichen Veranstaltungen organisieren. Damit fallen die Zeugnisvergabe im Hilpert Theater und alle anderen Abschlusstreffen aus. Das Reisebüro, bei dem wir unsere Abschlussfahrt nach Mallorca organisiert haben, hat uns vor einigen Wochen eine Verschiebung angeboten. Ob und wann das klappt, wissen wir noch nicht
Wie schwierig war die Kontaktsperre in den vergangenen Wochen für euch?
Maja: Dass plötzlich die Schule so unerwartet vorbei war und man auch bei seinen Hobbys und Sport eingeschränkt war, war für alle ungewohnt und man konnte sich am Anfang nicht wirklich auf das Lernen konzentrieren.
Franzi: Heute in der Schule haben wir uns wieder auf einen Alltag gefreut und auch darauf unsere Freunde - wenn auch auf Distanz - wieder zu sehen und sich mit ihnen über die letzte Zeit auszutauschen. Der Druck ist jetzt etwas weniger geworden, weil man jetzt in der Schule intensiver lernt als zu Hause und man noch relativ viel Zeit mit den Lehrern zusammen wiederholt.
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
