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Abiturientinnen aus Lünen: Endlich Gewissheit, aber auch mehr Druck wegen Coronavirus
Coronavirus
Drei Wochen später als ursprünglich geplant werden Franziska und Maja ihre Abiturklausuren schreiben. Wegen des Coronavirus geraten die Pläne der jungen Lünerinnen komplett durcheinander.
88.000 Schüler in Nordrhein-Westfalen werden in diesem Sommer ihre Abiturprüfungen ablegen. Zwei von ihnen sind die jungen Lünerinnen Franziska Schneider (18) und Maja Jozwiak (17), die das Altlüner Gymnasium besuchen.
Für sie und die anderen angehenden Abiturienten in NRW hat das Warten jetzt zumindest ein vorläufiges Ende.
Seit Freitagvormittag (27.3.) wissen die Lüner Schulfreundinnen Franziska und Maja, dass ihre Abiturprüfungen erst zwischen Dienstag, 12. Mai, und Montag, 25. Mai, stattfinden werden. Das ist etwa drei Wochen später als die Klausuren und mündlichen Prüfungen ursprünglich für dieses Schuljahr in Nordrhein-Westfalen geplant waren. Eine Folge des Coronavirus, der Schulschließungen und der möglichst weitreichenden Kontaktvermeidung.

Franziska Schneider macht in diesem Jahr ihr Abitur am Gymnasium Altlünen, drei Wochen später als geplant. © Privat
Franziska und Maja sehen die Verschiebung der Prüfungstermine zwiespältig: „Wir finden es einerseits natürlich beruhigend, dass jetzt endlich Gewissheit herrscht und man gleichzeitig auch mehr Zeit für die Vorbereitung bekommt.“
Allerdings sei der Zeitraum, in dem die Klausuren nun im Mai geschrieben werden, sehr eng, sodass der Druck natürlich wieder erhöht werde, weil die Schüler auch noch nicht wissen, wann sie für welches Abiturfach die jeweilige Klausur schreiben werden. „Außerdem steht noch nicht fest, ob wir nach den Osterferien bis zu den Klausuren wieder ganz normal in die Schule müssen“, so Franziska.
Zuhause lernen statt Wiederholung in der Schule
Wie Franziska wird auch Maja die schriftlichen Abitur-Prüfungen in den Leistungskursen Deutsch und Pädagogik und im Grundkurs Englisch absolvieren. Majas mündliches Abitur-Fach ist Mathematik, Franziska hat sich für Biologie entschieden.
Da die Schulen mittlerweile bereits seit zwei Wochen wegen des Coronavirus geschlossen sind, mussten die Abiturientinnen auch ihre eigentlich geplante Vorbereitung für die Prüfungen ändern. Maja: „Wir hatten in den Abiturfächern noch im Unterricht viel Wiederholung und Verknüpfung der Themen geplant, was dann plötzlich wegfiel und wodurch wir jetzt auf uns allein gestellt sind. Allerdings stehen wir in Kontakt mit den Lehrern, sodass wir Fragen stellen können und nach Bedarf Übungsklausuren bekommen.“
18-Jährige war erst sehr geschockt
Dadurch, dass die Schule drei Wochen früher als geplant geschlossen wurde, haben die Abiturienten, so Franziska, „natürlich deutlich mehr Zeit für die Vorbereitung bekommen.“ Allerdings hat das Geschehen rund um das Virus die 18-Jährige so geschockt, dass es ihr anfangs sehr schwer fiel, sich voll und ganz auf die Abiturprüfungen zu konzentrieren.
„Das Coronavirus hat uns einerseits mehr Zeit für die Vorbereitung beschert, gleichzeitig fehlen uns aber auch drei Wochen, die wir für die Wiederholung des Unterrichts der letzten zwei Jahre nutzen wollten“, meint Franziska. Die Abiturienten machen ihre Prüfungen nach acht Jahren am Gymnasium.

Maja Jozwiak hofft, wie ihre Freundinnen, dass sie ihren Abiball wie geplant feiern können. © Privat
Ihre Stufenleitung hält die beiden Schülerinnen so wie die gesamte Jahrgangsstufe des Altlüner Gymnasiums auf dem Laufenden. Mitte der Woche waren Lehrer und Schüler noch zuversichtlich, dass die Prüfungen wie geplant ablaufen würden.
Wie viele Abitur-Jahrgänge vor ihnen planen auch die 2020er-Abiturienten einen Abiball, der finanziert werden muss. „Alles, was bisher zur Finanzierung unserer Abifeier beitragen sollte, konnten wir noch über die Bühne bringen“, sagt Maja. Die Schüler seien sehr froh, dass die letzte Vofi am 13. März wie geplant stattgefunden hat und auch die Stadt Lünen dafür grünes Licht gegeben habe.
Den Abiball haben die Schüler aber nicht nur durch Vofis finanziert. „Ein Teil unserer Stufe hat ein Catering für Fortbildungen organisiert, die an unserer Schule stattfanden. Auch damit haben wir einen Teil der Feier finanziert“, erzählt Franziska.
Abiball ist für den 12. Juni geplant
Ob der Abiball, wie geplant am 12. Juni stattfinden kann, „ist uns allen noch unklar“, so die 18-Jährige. „Wir hoffen natürlich auf eine schöne Abifeier, damit wir mit unserer gesamten Stufe und unseren Familien einen schönen Abschluss haben.“
Die Kleider für den großen Tag hängen schon in den Schränken der beiden Abiturientinnen. Maja: „Viele andere Mädchen aus unserer Stufe haben auch schon ihr Kleid gekauft. Die anderen, die noch auf der Suche sind, haben jetzt natürlich mehr Arbeit durch Onlineshopping.“

Auch am Gymnasium Altlünen finden die Abiturprüfungen erst zwischen 12. und 25. Mai statt. © Beate Rottgardt (A)
Ein Teil des Abschlussjahrgangs 2020 am Gymnasium Altlünen hat eine gemeinsame Abschlussreise gebucht, die nach dem Abiball stattfinden soll. „Natürlich wären wir alle traurig, wenn wir gezwungen sind, sie abzusagen“, meint Maja. Franziska würde gerne so schnell wie möglich ein Studium beginnen: „Ob das alles so laufen kann, wie geplant, weiß natürlich bis jetzt keiner von uns. Unabhängig davon, ob man studieren oder verreisen möchte.“
Familie schützen und helfen
Neben den Vorbereitungen für ihre Abitur-Prüfungen spielen auch die Folgen der Corona-Krise für die angehenden Abiturienten eine Rolle. So hat Franziska von ein paar Freundinnen gehört, dass sie trotz Lernens und Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen noch anderen Leuten helfen. Beispielsweise gehen sie für ihre Großeltern einkaufen.
Auch die 18-Jährige hilft ihrer Familie so gut es geht und erledigt viel außerhalb des Haushalts, um ihre Angehörigen möglichst zu schützen.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
