41 Vivawest-Wohnungen in Lünen stehen seit Monaten leer Vor dem Abriss kommt die Polizei

41 Vivawest-Wohnungen stehen leer: Vor dem Abriss kommt die Polizei
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Trist wirken die leeren Häuser des Wohnungsunternehmens Vivawest an der Straße „Am Friedhof“ in Lünen unweit der Innenstadt. Die Gebäude mit den Hausnummern 2 bis 16 stehen leer. Schon seit Monaten haben die Mieter die 41 Wohnungen verlassen, die letzten vor etwa vier Wochen. Ein Leser hat uns über unseren anonymen Briefkasten auf die Situation aufmerksam gemacht. Vivawest will dort nicht mehr sanieren. Das Unternehmen hat andere Pläne. Zeitnah sollen die Gebäude abgerissen werden.

Gerüchte, dass dort vorübergehend Flüchtlinge einziehen werden, bestätigt Jens Rospek, Sprecher von Vivawest, nicht. Im Gegenteil: Das sei gar nicht geplant. Allerdings soll es tatsächlich eine Zwischennutzung geben und die ist gar nicht so ungewöhnlich: Vivawest stellt die leerstehenden Gebäude in den kommenden Wochen der Polizei zur Verfügung, genauer gesagt dem Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) mit Sitz in Selm-Bork. Das LAFP, so erklärt der Vivawest-Sprecher, dürfe die leeren Wohnungen zu Übungszwecken nutzen. Die Erfahrungen zeigen: Da kann es auch schon mal laut werden.

Kein zeitgemäßes Wohnen mehr

Die Mieter aus 41 Wohnungen sind in eine neue Bleibe gezogen. Eine Sanierung der 1940 gebauten Häuser hätte sich nicht gerechnet, heißt es von Vivawest.
Die Mieter aus 41 Wohnungen sind in eine neue Bleibe gezogen. Eine Sanierung der 1940 gebauten Häuser hätte sich nicht gerechnet, heißt es von Vivawest. © Goldstein

Mitten im Krieg, in den Jahren 1940 bis 1942, ist die Häuserreihe Am Friedhof gebaut worden. Die Bausubstanz sei schlecht, die Ausstattung nicht mehr zeitgemäß. Eine Prüfung, ob eine Modernisierung noch möglich oder ein Neubau die bessere Variante sei, sah für die Häuser keine Zukunft. Nach Einschätzung von Vivawest genügten sie nicht mehr den Ansprüchen an zeitgemäßes Wohnen. Eine Modernisierung sei in diesem Fall wirtschaftlich nicht darstellbar gewesen.

Das bedeutete die Kündigung für die Mieter. Die wurden aber laut Vivawest nicht alleingelassen. „Unsere Mieter haben wir bei der Suche nach passenden Ersatzwohnungen selbstverständlich unterstützt und mit allen Mietparteien einvernehmliche Lösungen gefunden“, so Rospek. Grundsätzlich biete Vivawest den Mietern passende Ersatzwohnungen aus eigenem Bestand an. Sie würden aber darüber hinaus auch dabei unterstützt, ein finanziell passendes und den Wohnbedürfnissen entsprechendes neues Zuhause zu finden.

Baubeginn noch unklar

Verwaist wirkt der Bereich Am Friedhof 2. bis 16.
Verwaist wirkt der Bereich Am Friedhof 2. bis 16. © Goldstein

Wann der Neubau startet, steht indes noch in den Sternen. Klar ist nur, dass an gleicher Stelle wieder Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen gebaut werden sollen. Die Flächen können nach dem Abriss wohl noch einige Zeit leer bleiben. „Genauere Angaben zum geplanten Baubeginn, zum Investitionsvolumen oder zu Details wie Wohnungsgrößen oder Ausstattung können wir derzeit noch nicht machen“, so Rospek.

Das liege an den aktuell gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen durch Energiekrise sowie Preis- und Zinssteigerungen. Vor diesem Hintergrund prüfe Vivawest die Neubauprojekte auf wirtschaftliche Umsetzbarkeit. Auch die im März 2023 geänderte Neubauförderung und ihre Auswirkungen auf bereits geplante Projekte spiele da eine Rolle. Dadurch könnten sich Neubauprojekte gegebenenfalls verschieben.

In der Virchowstraße zieht Vivawest zurzeit ein großes Bauvorhaben in drei Bauabschnitten mit 54 Mietwohnungen hoch. Zwei Bauabschnitte sind abgeschlossen, im dritten entstehen 18 Einfamilienhäuser, die vermietet werden. Hier wird noch gebaut, das Projekt soll im Herbst dieses Jahres fertig sein.

Projekt an Dortmunder Straße

Darüber hat Vivawest in Lünen weitere Pläne: An der Dortmunder Straße / Markgrafenstraße sollen nach dem Abriss im vergangenen Jahr neue Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 70 Mietwohnungen entstehen. Auch an der Kreisstraße sind Bestandsgebäude zurückgebaut worden. Dort sollen voraussichtlich zwölf öffentlich geförderte Einfamilienhäuser zur Miete und drei Mehrfamilienhäuser mit 33 Mietwohnungen gebaut werden. Doch auch dort gibt es keine näheren Angaben. Der Baubeginn steht noch nicht fest.

Neben den Neubauvorhaben prüfe Vivawest in ihrem Wohnungsbestand, wo Modernisierung und energetische Sanierung umgesetzt werden können.

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