„Wettbewerbsverzerrung in der Fußball-Kreisliga B3 Münster? Was nun, Herr Staffelleiter?“ Mit diesen Worten meldet sich ein Leser bei der Sportredaktion über unseren anonymen Briefkasten. Er sei Familienvater zweier Kinder, die höherklassig sportlich aktiv sind. Er habe sie zu Fairness, Courage, Respekt und Ehrlichkeit erzogen. Ein Urteil des Kreissportgerichts Münster und die Auslegung dessen durch den B-Ligisten SV Davaria Davensberg brachten ihn nun auf den Plan.
Was ist passiert? Rojhat Atalan, Trainer der ersten Davensberger Fußballmannschaft, hatte „wegen unerlaubten Betretens des Spielfeldes und Schiedsrichterkritik in konfrontativer Weise mit großer Außenwirksamkeit“ (Offizielle Mitteilung des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen) Ende März eine Sperre von zwölf Meisterschaftsspielen durch das Kreissportgericht Münster aufgebrummt bekommen.
Atalan ist „Wiederholungstäter“, hatte in dieser Saison bereits eine Acht-Spiele-Sperre abgesessen. Nun kam es aber so, dass Atalan Mitte April im Meisterschaftsspiel gegen den TuS Hiltrup III als Spieler auflief. Davensberg gewann mit 5:1. Es war ein Einsatz während der Sperre samt Innenraumverbots.
Leser fordert 0:2-Wertung für Davensberg
Unser Leser ist erzürnt. „Das Spiel muss doch mit 0:2 nach Toren und drei Punkten nachträglich für den TuS Hiltrup III gewertet werden. Schließlich hat Davensberg einen gesperrten Spieler eingesetzt“, schreibt er in seiner E-Mail.
Nachfrage beim Vorsitzenden des Fußballkreises Münster, Norbert Krevert: Hat der Einsatz Atalans Konsequenzen für Davaria? „Meinem Kenntnisstand nach wurde Herr Atalan als Trainer gesperrt. Es hat vonseiten des Kreissportgerichts wohl erst nachträglich den Hinweis gegeben, dass die Sperre für den Trainer auch als Spieler gilt.“ Mit anderen Worten: wohl nicht!
Etwas genauer wird da schon Sportrichter Rolf Neuhaus: „Unser Urteilschreiben war zunächst etwas schwammig ausgedrückt. Man konnte es so interpretieren, als dass Herr Atalan als Spieler hätte auflaufen können. Der Zusatz, dass er auch ein Innenraumverbot hat, war Davaria Davensberg von unserer Seite zunächst nicht mitgeteilt worden. Es war in unserem Schreiben missverständlich ausgedrückt worden.“
TuS Hiltrup verzichtet auf Einspruch
Das Kreissportgericht habe den Verantwortlichen von Davaria Davensberg im Anschluss an Atalans Einsatz gegen den TuS Hiltrup III klargestellt, „dass die Sperre für Herrn Atalan auch als Spieler“ gelte, so Neuhaus: „Er darf während der Zwölf-Spiele-Sperre nicht mehr als Spieler auflaufen. Das wäre unsportlich.“ Weitere Konsequenzen für Atalans Einsatz würde es nur geben, erklärt Neuhaus, „wenn der TuS Hiltup Einspruch gegen die Spielwertung einlegen würde.“
Neuhaus selbst ist Vorsitzender des Hiltruper Gesamtvereins, Abteilungsleiter Fußball ist Daniel Tollkamp. Er sagt auf Nachfrage: „Wir werden keinen Einspruch gegen die Spielwertung einlegen und halten die Füße still. Herr Atalan ist bei uns nicht negativ aufgefallen. Ich wüsste also nicht, warum wir gegen seinen Einsatz sportgerichtlich vorgehen sollten.“
Vonseiten der Davaria gab Geschäftsführer Uwe Eickholt einen Kurzkommentar ab: „Ich spreche nicht mehr über Urteile, sondern nur noch über Fußball. Mit dem Sportgericht ist alles sauber gelaufen. Das Thema ist für uns durch.“
Mögliche Auswirkungen auf das Titelrennen
Pikant ist allerdings: Ein etwaiger Einspruch Hiltrups könnte Auswirkungen auf das Titelrennen in der B3 haben, in der sich in dieser Saison die Fälle, die vor dem Kreissportgericht landen, extrem häufen.
Denn: Sollte Hiltrup nachträglich drei Punkte aus dem Davensberg-Spiel zugesprochen bekommen und der Tabellendritte aus Davensberg gewänne in der kommenden Woche (18. Mai) das Topspiel gegen den zweitplatzierten VfL Senden, so wäre der FC Nordkirchen II nicht nur virtueller Tabellenführer, sondern auch „richtiger Spitzenreiter“. Nordkirchens Reserve steht bei einem absolvierten Spiel mehr mit 62 Zählern aktuell punktgleich vor Senden II, Davensberg aktuell mit 61 Punkten auf Rang drei. Der Tabellenzweite hat die Chance zum Aufstieg in der Relegation. Der Meister steigt sicher auf.
Die Aussagen des Sportrichters und des Staffelleiters werden zumindest unseren Leser nicht besänftigen können. „Das sind Grauzonen in der Auslegung der Vorschriften. Es ist unfassbar, wie alles verdreht und verschoben wird.“ Er stellt die Frage: „Egal ob Bundesliga oder Kreisliga: Haben nicht alle ein Recht auf gleiche Auslegung der Regeln?“ Rojhat Atalan war am Donnerstag bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
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