Leonardo Amoresano wollte erst gar nicht über den Vorfall reden. Doch in dem 43-jährigen Trainer des SV Stockum brodelte es zu sehr. Er muss über das, was er am Wochenende am Sportplatz im Werner Dahl erlebt hat, reden. „Ich war in dem Moment echt schockiert“, sagte er über einen Spruch, der ihm am Sportplatz entgegengeschlagen sei. Amoresano besitzt italienische und argentinische Wurzeln – und darauf zielte der feindselige Spruch auch wohl ab.
Alles begann damit, dass der SV Stockum das wichtige B-Kreisligaspiel gegen den BV Hamm mit 1:2 verpatzte. Aus Ärger trat Stockums Co-Trainer Miles Fengler einen Gartenstuhl aus Kunststoff kaputt. Amoresano erkannte das Fehlverhalten seines Assistenten und wollte nach eigener Aussage für den Sachschaden direkt finanziell aufkommen. Die Platzanlage im Dahl teilt sich der SV Stockum mit Eintracht Werne – da ist gutes Miteinander gefragt.
Und da der Stuhl offenbar nicht dem SV Stockum gehörte, konnte er nur aus dem Bestand von Eintracht Werne stammen, wo Amoresano schließlich zum Verkaufsstand geschickt wurde. Schließlich wollte er den Schaden begleichen. Hier entstand offenbar ein Wortgefecht mit zwei Frauen. „Ich habe mich für das Verhalten entschuldigt“, sagte Amoresano, doch er sei weiter beschimpft worden. „Es hörte nicht auf.“ Dann wehrte Amoresano sich, denn er empfand die Art und Weise, wie er angegangen wurde, übertrieben: „Wo ich aufgewachsen bin, benehmen sich die Leute.“
Dann der Satz, den Amoresano schaudert. Ein anwesender Zuschauer habe laut hörbar zu ihm gerufen, dass er dorthin zurückgehen solle, wo er herkomme – eine Anspielung auf seinen Migrationshintergrund. „Das ist doch traurig. Ich habe zwei Drittel meines Lebens in Deutschland gelebt“, sagte der Stockumer Trainer. Er wisse, wer der Mann sei und aus welchem Verein er stamme, möchte es aber auf Nachfrage nicht öffentlich machen. Und lange hatte er gezögert, ob er überhaupt reden wollte. Am Mittwoch versuchte die Redaktion ihn zu erreichen, Amoresano schwieg. Donnerstag öffnete er sich und brach sein Schweigen.
Amoresano ist Sozialarbeiter
„In halb Europa werden rechte Parteien gewählt. Ich möchte nicht, dass so etwas salonfähig wird“, erklärte er. Amoresano kommt aus Hamm und arbeitet als Sozialarbeiter. „Ich kann nicht Kinder und Jugendliche in ihrer Erziehung unterstützen und das dann durchgehen lassen“, sagte er. Er möchte darauf aufmerksam machen. Auf den verletzenden Charakter. Diskriminierung. Und auf die Schwächung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Fengler hat intern übrigens eine Strafe erhalten und muss einen Beitrag in die Mannschaftskasse zahlen sowie für den Schaden aufkommen. „Er muss Vorbild sein“, stellte Amoresano unmissverständlich klar. Doch das rechtfertigt nicht das, was im Anschluss passiert sei.
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