Mega-Vorwurf gegen SV Stockum Angeblich geschlagener Spieler: „Hatte Handabdruck im Gesicht“

Angeblich geschlagener Spieler: „Ich hatte den Handabruck im Gesicht“
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Auch nach dem vermeintlich ersten Urteil durch das Kreissportgericht ist die Nummer noch nicht durch: Am 5. Februar war die Fußballpartie in der Kreisliga C1 Unna-Hamm zwischen dem SV Stockum II und dem TuS Wiescherhöfen III beim Stand von 0:1 abgebrochen worden, weil die TuS-Spieler trotz Führung geschlossen den Platz verlassen hatten. Die Begründung: Ein Spieler der Gäste soll geschlagen worden sein. Dessen Mannschaftskollegen wollten danach nicht weiterspielen.

Weil der Schiedsrichter den Schlag jedoch nicht wahrgenommen haben will, konnte der SVS bisher nicht belangt werden. In der Folge hatte unsere Sportredaktion berichtet, dass der SV Stockum die drei Punkte zugesprochen bekommen habe. Dies war jedoch nie der Fall. „Wir wollten noch auf eine Stellungnahme des TuS Wiescherhöfen warten“, sagt Sportrichter Dietmar De Sacco (PSV Bork), der die Drei-Punkte-Wertung zunächst bestätigt hatte. Der Hammer Verein habe darum auch keinen Einspruch eingelegt, da es noch gar kein Urteil gegeben habe. Nun geht es vor dem Sportgericht in die nächste Runde − diesmal in einer Präsenzsitzung. Zudem äußert sich im Vorfeld der Spieler, der geschlagen worden sein soll. Und der spricht Klartext.

Bewusstlos nach angeblicher Backpfeife

Er sei derjenige, der geschlagen worden sei. So meldet sich der Spieler des TuS Wiescherhöfen bei unserer Sportredaktion. Er möchte in unserer Berichterstattung nicht mit seinem Namen erwähnt werden. Er berichtet ausführlich über die Vorkommnisse beim Gastspiel in Stockum. „Mein Gegenspieler hat sich von hinten an mich herangeschlichen und mir mit der flachen Hand eine Backpfeife gegeben“, sagt er, „ich muss danach bewusstlos gewesen sein, denn an die nächsten zwei, drei Minuten kann ich mich nicht erinnern.“ Als er wieder zu sich kam und realisiert habe, was passiert war, sei er schon mit Decken und Jacken zugedeckt gewesen. Seine Mitspieler berichteten ihm: „Du bist geschlagen worden.“

Die TuS-Akteure verständigten die Polizei und den Rettungsdienst. Der angeblich geschlagene Spieler wurde ins Krankenhaus gebracht. „Mein Kopf hat gebrummt und ich hatte ein Piepen im Ohr. Mir war schwindlig und übel und ich habe Doppelbilder gesehen. Ich hatte auch einen Tag später noch den Handabdruck in meinem Gesicht. Die Polizei hat davon Fotos gemacht.“

Der TuS-Stürmer habe laut eigener Aussage bereits Anzeige bei der Polizei erstattet. Sein Gegenspieler werde nun auch strafrechtlich verfolgt. „So darf es schließlich nicht weitergehen. Der Fußballplatz ist kein rechtsfreier Raum“, sagt er.

SV Stockum bleibt bei Aussage

Ursprünglich wollte sich der Spieler gar nicht zu dem Thema äußern. Als er jedoch mitbekam, welche Kreise der Spielabbruch schlug, änderte er seine Meinung. Der Schiedsrichter habe bei der Szene laut den Spielern des TuS Wiescherhöfen bewusst weggeschaut: „Meine Mitspieler meinten, er hätte den Anschein erweckt, als hätte er die Panik in den Augen. Die Stockum-Spieler haben eine Traube um ihn gebildet, an ihm rumgezupft und auf ihn eingeredet. Die meinten immer wieder: ‚Wir brechen nicht ab.‘“

De Sacco hatte nach einer ersten Sitzung des Sportgerichts zum dem Fall gesagt: „Wir hatten keine neutrale Aussage. Der Schiedsrichter hat keinen Schlag wahrgenommen. Niemand konnte bezeugen, dass es diesen Schlag wirklich gegeben hat. Somit sind uns die Hände gebunden. Es tut uns leid, denn wir wollen am liebsten jeden Sachverhalt aufklären. In diesem Fall gibt es aber die klare Aussage des SV Stockum, dass kein Schlag stattgefunden habe.“ Der klassische Fall: Aussage gegen Aussage.

Dietmar De Sacco sitzt als Sportrichter bei der Spruchkammer des Fußballkreises Unna-Hamm.
Dietmar De Sacco sitzt als Sportrichter bei der Spruchkammer des Fußballkreises Unna-Hamm. © Schürmann

Und der SVS bleibt auch jetzt bei seinen Ausführungen. „Unser Spieler sagt, er sei mit seinem Gegenspieler bei einem Kopfballduell zusammengerasselt. Von uns hat niemand einen Schlag gesehen“, so Stockums Vorsitzender Josef Holtrup, der Rücksprache mit dem Trainer und den am Platz anwesenden Vorstandskollegen gehalten habe.

Ganz anders sieht es der TuS-Spieler, der geschlagen worden sein soll. Um die drei Punkte gehe es ihm schon gar nicht mehr. „Die sind mir völlig egal“, sagt er. Vielmehr möchte er, dass der vermeintliche Schläger aus dem Verkehr gezogen wird. Denn: „Wenn das Wetter schöner ist, nehme ich auch meine Kinder mit zum Sportplatz. Der Schiedsrichter konnte uns nicht beschützen. Man kann froh sein, dass meine Mitspieler so gut reagiert haben und ruhig geblieben sind. Sonst wäre es eskaliert.“

Die Polizei habe ihmzufolge nach der Szene die Spieler zu ihren Autos eskortiert und so lange gewartet, bis alle Wiescherhöfen-Spieler die Sportanlage an der Werner Boymerstraße verlassen hatten. „Das“, so der Spieler, „machen die auch nicht, weil sie Bock darauf haben. Die haben genau gesehen, dass das erforderlich ist.“

Sportgericht verhandelt am 7. März

Sollte Wiescherhöfen in der Verhandlung vor dem Sportgericht recht bekommen, könnte das Spiel neu angesetzt werden. „Wir haben verlangt, dass es eine mündliche Anhörung gibt“, sagt der TuS-Spieler, „ich habe über 30 Zeugen, die den Schlag mitbekommen haben.“ Darauf Sportrichter De Sacco: „Wiescherhöfen konnte uns zunächst keinen Täter nennen. Das hat sich inzwischen geändert.“

Das Kreissportgericht verhandelt den Fall am kommenden Dienstag, 7. März, um 18 Uhr im Vereinsheim des TuS Lohauserholz-Daberg.

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