Wassersicherheit ist ein wichtiges Thema. Doch durch die Corona-Pandemie sind die Anfängerkurse lange ausgefallen.

© Helga Felgenträger (A)

„Ich habe da große Sorgen“: Pandemie sorgt für Ausfälle von Nichtschwimmer-Kursen

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Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2017 können fast 60 Prozent der Zehnjährigen nicht sicher schwimmen. Nun befürchtet man auch in Werne, dass die Zahl durch den Lockdown steigen könnte.

Werne

, 01.04.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit Jahren bemängeln DLRG und Schwimmvereine, dass immer weniger Kinder gar nicht oder nur unsicher schwimmen können. Jetzt befürchten viele, dass durch den Lockdown diese Zahl noch höher wird. Auch die DLRG Werne und der TV Werne Wasserfreunde teilen die Befürchtung. Beim TVW sieht man sogar auf anderer Ebene Langzeitfolgen kommen.

Seit den Herbstferien pausieren nämlich die Schwimmkurse - und damit auch die für Anfänger. Das ist besonders ärgerlich für die jungen Schwimmerinnen und Schwimmer, die gerade mitten in den Anfängerkursen im Herbst waren. „Da gibt es bestimmt einige, bei denen man ganz von vorne anfangen muss, weil sie dann auch vieles wieder vergessen haben“, sagt der neue Vorsitzende der Wasserfreunde, Dirk Bökenkamp.

„Ich mache mir grundsätzlich echt Gedanken darum, dass es immer mehr Kinder gibt, die nicht schwimmen können. Ich hab da große Sorgen“, so Bökenkamp weiter. Ähnlich sieht es Thomas Jäger von der DLRG in Werne: „Auch wir sehen als DLRG Werne die Nichtschwimmer-Ausbildung als gefährdet an. Bereits vor Corona gab es nicht ausreichend Kursangebote für Nichtschwimmer. Auch das zunehmende Bädersterben in Deutschland hat einen Einfluss darauf.“

Jäger spielt damit auf die vollen Kurse und langen Wartelisten bei den Nichtschwimmer-Kursen an: „Kinder, die das Schwimmen erlernen wollen, müssen häufig lange darauf warten. Durch Corona konnte bereits ein Jahr nicht mehr adäquat ausgebildet werden, ein Ende ist nicht in Sicht. Dadurch werden die Wartelisten natürlich immer länger.“

Vor dem Problem steht man auch in Werne ohne Pandemie. Sonst bieten die Wasserfreunde pro Halbjahr sechs Gruppen mit jeweils zehn Kindern an, also lernen 120 Kinder eigentlich im Jahr das Schwimmen. Die Kurse, die ab Januar laufen sollten, sind eigentlich schon ausgebucht - und es gibt eben noch Reste aus dem Vorjahr. „Ich bin mir fast schon sicher, dass wir bis zu den Sommerferien brauchen, um alles abzuarbeiten“, kündigt Bökenkamp da an.

Um das zu schaffen, sind die TV Werne Wasserfreunde mit dem Solebad Werne und der Stadt in Verhandlungen. Nach der momentanen Corona-Schutzverordnung dürfte der Schwimmbetrieb zu Lehrzwecken wieder stattfinden. Dann dürften auf eine Lehrperson fünf Kinder kommen. Also kleinere Kurse als sonst. Jürgen Thöne, Geschäftsführer des Solebads, erklärte am Mittwoch, dass Stand jetzt nach den Osterferien wieder Schwimmkurse stattfinden dürften. „Wenn es dann noch erlaubt ist“, schiebt er aber direkt hinterher.

„Versuchen alle an einem Strang zu ziehen“

Des Weiteren steht im Raum, in einer Hälfte der Sommerferien einen Kompaktkurs zu machen, um die Kurse abzuarbeiten und die Warteliste zu kürzen. Logistisch sei das Ganze nämlich schon ohne Corona eine Herausforderung, so Bökenkamp. „Wir versuchen alle an einem Strang zu ziehen mit DLRG und Schwimmbad, um ausreichend Kurse und Wasserzeiten anzubieten“, erklärt der Vorsitzende der Wasserfreunde weiter. Und da das Schwimmbad zunächst nur für den Vereinssport und die Kurse offen ist, stünden allen mehr Wasserzeiten zur Verfügung.

Die meisten Anfänger starten im Alter von fünf Jahren, also vor der Einschulung. Wenige Kinder, die dann noch nicht schwimmen können, könnten es in der Grundschule noch lernen. Aber wenn der Großteil nicht schwimmen könne, seien die Schulen auch nicht in der Lage, das zu stemmen, meint Bökenkamp.

Als Vorsitzender eines Schwimmvereins sieht Dirk Bökenkamp aber noch eine weitere Langzeitfolge auf sich zukommen: „Wer jetzt nicht richtig an den Sport rangeführt wird, wird vielleicht dann auch später kein Interesse entwickeln.“ Heißt: Es wird vielleicht weniger Wettkampfschwimmer oder Leistungsschwimmer geben.

Dabei sei das Interesse am Schwimmen bei den Kindern ja da - und damit auch die Not nach Wassersicherheit: „Ins Wasser wollen die Kinder ja, wenn sie dann am Meer sind oder der Sommer kommt. Aber es gibt viele Kinder, die in dem Alter dann nicht schwimmen können.“

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