Es ist im Fußball kein Einzelfall, dass ein Trainer unerwartet in der Saison gehen muss oder freiwillig den Hut nimmt. Auch im Amateurfußball passiert das regelmäßig. Doch aus der Landesliga 4 haben sich in dieser Spielzeit bereits ungewöhnlich viele Trainer vorzeitig verabschiedet – und das aus unterschiedlichen Gründen.
Der erste Wechsel war wohl auch gleich der überraschendste. Bereits im November 2022 trennte sich die SG Bockum-Hövel, die bereits zu dem Zeitpunkt Spitzenreiter der Liga war, von Coach Marc Woller. Der Trainer, der bereits in der Regionalliga den SV Lippstadt mittrainiert hatte, war erst zu Saisonbeginn zur SG gekommen.
Der Verein begründete den Wechsel damit, dass er sich von der Verpflichtung von Woller den nächsten Schritt in der Mannschaft erhofft habe, der aber ausgeblieben sei. So trat David Schmidt zurück in die alleinige Verantwortung, der mit Woller das gemeinsame Trainerduo gebildet hatte. Und zumindest sportlich läuft es weiter: Die SG steht nach wie vor ununterbrochen an der Tabellenspitze und hat beste Aufstiegschancen.
Dass Sven Elsbeck die SG Borken zum Saisonende verlassen wollte, war schon im vergangenen September klar. Doch auch die SG steckt seit Saisonbeginn tief mit im Abstiegskampf. Und als dann in den Wochen vor der Winterpause die Ergebnisse nicht stimmten, entschied sich der Verein, er müsse reagieren. Sven Elsbeck wurde mit sofortiger Wirkung nach dem 15. Spieltag freigestellt.
Bis zur Winterpause hatte Pascal Herzog, der mit seinem Bruder normalerweise für die Sportliche Leitung bei der SG verantwortlich ist, sich um die Mannschaft gekümmert. Danach übernahm ein alter Bekannter: Ralf Bugla, der bereits vor Sven Elsbeck Trainer in Borken gewesen war, trainiert die Mannschaft bis Saisonende. Ab der kommenden Spielzeit wird Christian Erwig dort dann an der Seitenlinie stehen und sein erstes Traineramt übernehmen.
Nur rund eine Woche, nachdem Sven Elsbeck in Borken entlassen wurde, verkündete der nächste strauchelnde Landesligist einen Trainerwechsel zur Winterpause – und das war ein echter Paukenschlag. Oliver Logermann hat nach eineinhalb Jahren sein Traineramt beim BSV Roxel niedergelegt.

Der Grund waren besonders die sportlichen Sorgen. Der BSV befindet sich nach zuletzt einigen Spielzeiten im oberen Tabellendrittel in dieser Saison im Abstiegskampf. Logermann erhoffte sich von einem Wechsel, dass möglicherweise ein Ruck durch die Mannschaft geht. Und tatsächlich: Unter Neu-Trainer Marco Weitz brauchte der BSV zwar ein wenig, holte zuletzt aber drei Siege in Folge und steht auf Platz neun.
Einen nicht ganz so großen Einschnitt gab es beim VfL Senden. Schon seit Saisonbeginn stand dort mit Rabah Abed und Thomas Morzonek ein gleichberechtigtes Trainerduo an der Seitenlinie. Seit dem Winter ist Abed nun aber auf sich gestellt – sein Kollege nahm seinen Hut.
Grund seien persönliche Gründe gewesen, aber eben auch der Stress, den eine Hinrunde mit schwachen Ergebnissen eben so mit sich bringt, verriet Morzonek gegenüber den Westfälischen Nachrichten unmittelbar nach seinem Abgang. Das Verhältnis zur Mannschaft und zu Rabah Abed sei aber durchweg ein gutes gewesen. Und wie geht es dem VfL nun? Die Formkurve geht nach oben, aber eben langsam. Aktuell haben die Sendener mit 28 Zählern zwei Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
In der Roten Zone steht aktuell auch der Werner SC. Der erlebte eine Hinserie des Grauens. Nachdem Trainer Lars Müller im Sommer noch von Aufstiegshoffnungen gesprochen hatte, gelangen in der Hinserie nur drei Siege. Das bedeutete den letzten Tabellenplatz mit 13 Punkten.
Als es im ersten Rückrundenspiel gegen die SpVg Beckum auch eine 2:5-Pleite gab, sahen Lars Müller und Joel Simon keine Aussicht auf Besserung mehr und traten zurück. Einen Nachfolger für den Sommer sucht der WSC noch immer. Unter Interimstrainer Axel Scheunemann, der von Kurtulus Öztürk unterstützt wird, fand die Mannschaft aber in die Erfolgsspur zurück.
Ganz so schwierig wie beim Werner SC war die Situation bei Viktoria Heiden nicht. Dennoch erlebte die Mannschaft unter Trainer Michael Hellekamp eine Berg- und Talfahrt. Und weil sich zuletzt ein Abwärtstrend abzeichnete, stellte der Coach seinen sofortigen Rücktritt in Aussicht, obwohl er eigentlich erst im Sommer den Verein verlassen wollte.

Dieses Angebot nahm der Viktoria-Vorstand an. Bis zum Saisonende übernimmt Christopher Pache die Mannschaft, der zuletzt im Trainerstab beim Oberligisten SV Schermbeck war. Danach wird Erdal Dasdan an der Seitenlinie der Viktoria stehen, die aktuell auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz steht.
Deutlich düsterer sieht die Situation beim SV Herbern aus. Der Landesligist holte seit der Winterpause zwar bereits fünf Unentschieden und kassierte nur zwei Niederlagen, wartet aber noch auf einen Sieg. Das hatte zuletzt auch Konsequenzen auf der Trainerposition.

Der Verein trennte sich mit sofortiger Wirkung vom bisherigen Coach Julian Wiedenhöft, der den Verein ohnehin am Saisonende verlassen wollte. Der bisherige Co-Trainer Oliver Glöden übernahm und geht mit der Mannschaft auch in die kommende Saison – egal in welcher Liga.
Sechs Abstiegskandidaten und der Tabellenführer wechselten in dieser Saison also bereits den Trainer. Grund dürften sicherlich auch die fünf Abstiegsplätze sein, durch die deutlich mehr Teams in Abstiegssorgen geraten. Doch der Wechsel beim Spitzenreiter zeigt, dass auch die Trainer in den oberen Tabellenregionen wohl nicht sicher sind.
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