Eigentlich hätte es in Hamm am vergangenen Wochenende ein ganz normales Fußball-Hallenturnier werden sollen – eigentlich. Es sollte eines von so vielen Turnieren in der Zeit, in der der Ball in den Amateurligen im Kreis ruht, werden. Doch was sich letztlich im Anschluss an die Partie zwischen dem Ausrichter BV 09 Hamm IV und SSV Hamm III – beides Liga-Konkurrenten der D-Ligisten des SV Stockum II und TIU Rünthe – abspielte, hatte mit dem berühmten Budenzauber wenig zu tun und schockt den Fußballkreis Unna-Hamm.
SSV Hamm III vom Spielbetrieb abgemeldet
Wüste Schlägereien, ein Schuss aus einer Schreckschusspistole und sechs Verletzte: Dazu musste die Polizei anrücken. Eine Bilanz, die Entsetzen auslöst. Nun zieht der SSV Hamm, ein beteiligter Klub, seine Konsequenzen und meldet seine Drittvertretung vom Spielbetrieb ab, wie der Klub im Gespräch mit der Redaktion mitteilt.
„Bei uns im Verein ist es immer so gewesen, dass der Fußball das eine ist. Sobald aber irgendeine Form von Gewalt im Spiel ist, werden wir das nicht tolerieren“, begründet Sascha Raulf, Vorsitzender des SSV Hamm, die Entscheidung. „Wir müssen ein Zeichen als Verein setzen. Nach solchen Ereignissen wie in Hamm ist sofort Ende“, unterstreicht der 44-Jährige.
Spieler, Verantwortliche und Zuschauer: Wer letztlich alles in die Auseinandersetzungen im Anschluss an die Klärungssituation eines Spielers des BV Hamm kurz vor Ende der Partie involviert war, ist schwer zu sagen. Zu unübersichtlich die Szenerie und zu viele Beteiligte auf dem Spielfeld, in dessen Mitte plötzlich auch ein Schuss aus einer Schreckschusspistole abgegeben wurde.
„Natürlich tut es mir für die Jungs leid, die nicht an den Ausschreitungen beteiligt waren. Aber unsere Entscheidung steht. Und jetzt geht das Ganze seinen natürlichen Weg, landet vor dem Sportgericht und dann wird weitergeschaut“, erklärt der Vorsitzende des SSV und ergänzt: „Wer nachweislich nicht beteiligt war, darf bei uns im Verein bleiben und weiter kicken – dann halt bloß in einer anderen Mannschaft.“
Ausschreitungen aus Hamm kein Einzelfall
Dass der Fall aus Hamm kein gänzlich neues Phänomen im Amateurfußball ist, weiß auch Raulf, dessen Verein bereits im vergangenen Jahr bei einem B-Liga-Spiel gegen TIU Rünthe für negative Schlagzeilen sorgte. Auch damals verurteilte der Vorsitzende die Geschehnisse aufs Schärfste.
„Egal in welchem Kreis, egal in welcher Liga: Überall ist irgendwas dergleichen und immer gibt es Theater. Fußball ist für mich einfach was anderes. Es geht um Spaß, es geht um Freude, um einen Ausgleich zum Alltag – gerade für eine junge Generation, die kaum noch an die frische Luft kommt“, beginnt Raulf, „Aggressionen und Pöbeleien nehmen immer weiter zu. Wir müssen dagegen jetzt etwas tun. Das ist extrem wichtig.“
So wolle er viel lieber wieder positive Schlagzeilen über den Fußball lesen und mit dem Verein seinen Teil dazu beitragen. „Das, was wir als Verein alleine machen können, haben wir jetzt in die Wege geleitet. Die Staffelleitung ist informiert, wir werden unsere Mannschaft zu 100 Prozent abmelden und nach den Spruchkammersitzungen werden wir die Beteiligten ausschließen“, so der 44-jährige Sascha Raulf, der sich mit den Verantwortlichen vom BV Hamm im engen Austausch befindet. Doch das soll nur der Anfang sein.
Sascha Raulf will etwas anstoßen
„Es geht jetzt auch darum, dass wir alle viel enger zusammenrücken“, erklärt der Vorsitzende. Mit „Wir“ meint Raulf vor allem Vereine und Verbände – und das kreisübergreifend. „Wir können im Fußball nicht so weitermachen und das so in der Form zu lassen. Alle müssen sich jetzt Gedanken machen. Es ist Zeit, etwas anzustoßen. Es muss ruhiger werden auf den Sportplätzen – Schläger und Waffen haben dort nichts zu suchen“, so der Hammer, den die Ereignisse vom Samstag auch privat weiterhin beschäftigen.
„Ich war und bin fassungslos. Meine eigene Tochter hat vor der Halle auf mich gewartet. Ich wollte ja eigentlich später noch bei den alten Herren mitkicken und dann kommt man da rein und hört von einem Schuss, von Schlägereien und allem anderen. Man schaut sich um, sieht Familien und blickt in ängstliche Kinderaugen. Das ist alles sehr traurig und geht so nicht mehr.“