Eigentlich hätte TIU-Coach Nail Kocapinar stolz auf die Leistung seiner Mannschaft sein können. Mit 0:2 lag TIU Rünthe beim Spitzenreiter SSV Hamm im Hintertreffen. Dank einer bärenstarken zweiten Halbzeit holte TIU aber noch einen wichtigen Punkt.
Die Hausherren gingen schnell mit 2:0 in Führung. Nach einer taktischen Umstellung gelang Batuhan Gür per Handelfmeter der Anschlusstreffer. Nach dem Seitenwechsel drängte Rünthe auf den Ausgleich, ließ zahlreiche gute Möglichkeiten liegen, um dann in der Schlussminute doch noch zu treffen. Ali Yasin Crescente traf nach einer Ecke zum viel umjubelten 2:2-Endstand.
All dies geriet am Ende jedoch ins Hintertreffen. In der Schlussphase leistete sich ein TIU-Spieler eine Entgleisung. Der Spieler soll die Gegner mit einer Geste provoziert haben, erklärte Schiedsrichter Andreas Runte die Szene aus seiner Sicht. Das zeigte ihre Wirkung. Die SSV-Anhänger stürmten auf den TIU-Spieler, sodass sein Trainer Nail Kocapinar ihn – um ihn zu schützen – auswechselte. Das Spiel wurde danach fortgesetzt und ordnungsgemäß beendet. Rünthes Sertac Cakici sah in der Nachspielzeit noch die Rote Karte. Diese hatte aber nichts mit der vorherigen Szene zu tun.
Serbischer Gruß als Auslöser?
„Nach dem Spiel saß ich am Vereinsheim und wollte den Spielbericht fertig machen. Da sah ich, wie plötzlich wieder eine Horde vom SSV in Richtung Rünthe lief“, erklärte Referee Runte weiter. Der TIU-Spieler wollte wohl alleine vom Platz gehen und sich nicht helfen lassen. „Er ließ wohl verlauten, dass er MMA-Kämpfer sei und das alleine klärt“, so Runte.
TIU Rünthe sah dies anders und rief wohl die Polizei, um seinen Spieler unverletzt vom Platz zu bekommen. Die rückte dann auch relativ schnell an. „Wir waren vor Ort und dann war die Situation auch relativ schnell beruhigt. Es kam zu keinen Straftaten“, erklärte ein Sprecher der Leitstelle in Hamm.
Hamms Trainer Damir Alic sprach nach Spielschluss von einem emotional geführten Spiel. Das Geschehene ließ ihn jedoch ziemlich fassungslos zurück: „Das, was dieser Spieler da gemacht hat, gehört sich nicht. Er zeigte mir, unserer Ersatzbank und gut 200 Zuschauern - viele mit Kindern vor Ort - eine Geste, die man hier in etwa mit dem Hitlergruß vergleichen kann“, so der Kommentar von SSV-Coach Alic. Der Serbische Gruß, drei gestreckte Finger in die Luft als Identifikationszeichen mit Serbien, wird oft als nationalistische Geste und Provokation aufgefasst.
„Wir haben viele Bosnier im Team. Viele Familien haben im Krieg Menschen verloren. So eine politisch motivierte und rassistische Geste hat auf unseren Fußballplätzen nichts verloren. Klar sind die Emotionen hochgekocht, aber eigentlich hatten wir das alles ganz gut im Griff“, sagte Alic.
Vereine verurteilen Geste
Er hielt den Polizeieinsatz für übertrieben: „Die Polizei zu rufen, war in meinen Augen unnötig. Noch viel unnötiger war jedoch das Verhalten des Spielers nach Spielschluss, als er mit nacktem Oberkörper rief, dass die Leute ruhig kommen können, er würde mit denen schon fertig werden. Das hat die Sache natürlich nochmal unnötigerweise sehr aufgeheizt“, sagte Alic.
„Ich finde es sehr schade, dass ein Spitzenspiel so enden muss. Wir haben eigentlich guten Fußball gesehen und dann sowas. Das gehört nicht auf einen Fußballplatz“, verurteilte auch Rünthes Trainer Nail Kocapinar das Verhalten seines Spielers aufs Schärfste. Auch vor dem Hintergrund des wieder aufflammenden Konflikts im Kosovo und internationalen Appellen zur Deeskalation hat die Geste eine besondere Wirkung.
TIU: Düzgün, Acar, Senel, Gür, Altay, Kocapinar, Özdemir, Sati, Dordevic, Aydin, Yavuz – Arslan, Kodaman, Cakici, Crescente, Bicak
Tore: 1:0 Scherer (12.), 2:0 Wagner (24.), 2:1 Gür (34./Handelfmeter), 2:2 Crescente (90.)
Rote Karte: Cakici (90.+4/grobes Foulspiel)
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