Zustimmung, aber auch Kritik an Umfrage: „Der FLVW sucht ein Alibi!“

Zustimmung, aber auch Kritik an Umfrage: „Der FLVW sucht ein Alibi!“

rnCorona-Krise

Die meisten Klubs begrüßten, dass der westfälische Fußballverband die Meinungen der Mitgliedsvereine in der Corona-Krise abfragt. Zweifel haben sie am Nutzen und auch der Verbindlichkeit.

von Hendrik Skirde, Nico Ebmeier

Selm, Olfen, Nordkirchen

, 19.04.2020, 11:06 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen fragt seine Vereine. In einer Umfrage will er das Meinungsbild abfragen. Zur Auswahl in dem Fragebogen stehen vier mögliche Optionen, wie die Saison beendet werden könnte. Und was denken die Vereine?

Werner Sander, Vorstandsmitglied der Fußballabteilung des SuS Olfen, sieht das Vorgehen des FLVW durchweg positiv. „Ich finde es nicht schlecht, dass sie das so machen. Auch wenn das mit Sicherheit nicht als Mehrheitsabstimmung gedacht ist. Jedem recht machen kann man es natürlich sowieso nicht. Von daher ist es durchaus in Ordnung, dass der FLVW die Vereine fragt, um dadurch ein Stimmungsbild zu bekommen“, so Sander.

Wenn sich 70 Prozent der Vereine für eine der vier Optionen entscheiden, könne der Verband ja gar nicht anders argumentieren und dann werde es auch leichter fallen, eine Entscheidung zu treffen. Beim SuS Olfen wir sich der geschäftsführende Vorstand gemeinsam mit den Sportlichen Leitern der Senioren- und der Jugendabteilung austauschen und sich dann für die bestmögliche der vier Optionen entscheiden.

FC Nordkirchen begrüßt das Vorgehen

Der Vorsitzende der Fußballabteilung des FC Nordkirchen, David Handrup, begrüßt den Vorschlag des FLVW, sieht es aber ähnlich wie Sander. „Ich finde es gut, dass man den Vereinen näher kommt und dieses Meinungsbild macht. Man kann aber so oder so nicht allen gerecht werden. Die einen wollen das so, die anderen so“, sagt Handrup.

David Handrup, Vorsitzender der Fußballabteilung des FC Nordkirchen, begrüßt, dass der Verband ein Meinungsbild einholt.

David Handrup, Vorsitzender der Fußballabteilung des FC Nordkirchen, begrüßt, dass der Verband ein Meinungsbild einholt. © Sebastian Reith

Er sei weiterhin der Meinung, dass die Fortsetzung der Saison die einzig richtige Lösung sei. „Anders wirst du keinem gerecht“, sagt der FCN-Fußballchef. Wie der FCN sich entscheidet, beschließt auch hier der Vorstand. „Wir werden uns zusammensetzen und schauen, was die sinnvollste Option für uns ist“, sagte Handrup abschließend.

Beim SV Südkirchen findet der neue Weg des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen reichlich Zustimmung. „Wir finden das richtig gut“, sagt SVS-Abteilungsleiter Franz-Josef Dornhege. Beim B-Ligisten darf nun in der Vorstand-WhatsApp-Gruppe jedes Mitglied seinen Abstimmungswunsch äußern und diese Antwort wird dem FLVW dann übermittelt.

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„Es ist schön, dass alle mit einbezogen werden. Du bekommst es zwar nie allen gerecht, aber so wird es zumindest fair.“ Für Südkirchen – genau wie für die SG Selm – spielt die Entscheidung sogar eine wichtige Rolle. Die gemeinsame Damenmannschaft steht auf einem Aufstiegsplatz.

SG Selm ist nicht angetan

Beim Ortsnachbarn aus Capelle ist man mit dem neuen Weg des Verbands ebenso zufrieden. „Man kann es nie allen recht machen, aber so gibt es wenigstens eine demokratische Lösung, wo sich am Ende wohl keiner beschweren kann“, sagt SCC-Vorsitzender Josef Mertens. Beim B-Ligisten wird zum Wochenbeginn in einer Online-Vorstandssitzung über die Antwort auf die FLVW-Umfrage abgestimmt.

Der einzige Verein, der sich von der großen Abstimmung überhaupt nicht angetan zeigt, ist die SG Selm. „Ich glaube, der FLVW sucht ein Alibi. So kann er am Ende sagen, dass die Vereine schuld sind und nicht man selbst“, sagt Vorsitzender Georg Hillmeister.

Skeptisch: Georg Hillmeister, Chef der SG Selm, versteht die Entwicklung nicht ganz.

Skeptisch: Georg Hillmeister, Chef der SG Selm, versteht die Entwicklung nicht ganz. © Jürgen Weitzel

Besonders mit der vierten Auswahlmöglichkeit, der Verschiebung der Rückrunde auf September kann er sehr wenig anfangen: „Wieso denn überhaupt erst im September? Ich würde verstehen, wenn sie nach dem Virus zu Ende spielen wollen, aber wieso muss man es denn direkt um fünf Monate verschieben“, kritisiert Hillmeister.

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Viel positiver sieht der PSV Bork die baldige Abstimmung. „Es ist doch gut, wenn auch wir kleinen Vereine Mitsprache haben. So zeigt der Verband, dass er nicht weit von der Basis entfernt ist“, sagt PSV-Geschäftsführer Dietmar De Sacco. Dennoch sieht auch er eine Schattenseite. „Ich denke, dass der FLVW mittlerweile auch einfach überfordert ist. Sie wollen es irgendwie jedem Recht machen und sehen dies als letzten Ausweg.“

Cappenberg spricht von „fairem Angebot“

Beim Ortsnachbarn aus Cappenberg freut man sich sehr über den neuen Lösungsweg. „Das Angebot ist sehr fair. Ich hoffe aber dann auch, dass wirklich die Mehrheit gehört wird und danach entschieden wird. Sonst wäre es ja unnötig“, sagt GSC-Präsident Thorsten Garber. Bei den Grün-Schwarzen ist man sich noch sehr unsicher, wie man tatsächlich abstimmen wird. „Ich selbst würde alles annullieren, aber es gibt durchaus Gegenstimmen. Das werden wir nun gemeinsam diskutieren“, erklärt Garber.

Vinnums Geschäftsführer Michael Asemann nimmt die Abstimmung erfreut auf.

Vinnums Geschäftsführer Michael Asemann nimmt die Abstimmung erfreut auf. © Weitzel

Ähnlich fröhlich wie in Cappenberg ist auch Westfalia Vinnum über die FLVW-Abstimmung. „Wir begrüßen das sehr, dass bei einer solchen Entscheidung auch die Basis angehört wird“, sagt Vorsitzender Michael Asemann. „Allerdings wird sich zeigen, wie die Abstimmung dann tatsächlich in die Entscheidung einfließt. Wir freuen uns aber, dass es dann endlich Planungssicherheit gibt.“