
© Henning Wegener
Schalke-Arzt operiert BVB-Fan Philipp Grodowski an Karneval: Das Ende der Leidenszeit?
Fußball
Wo Philipp Grodowski in der kommenden Saison aufläuft, ist noch nicht klar. In der Vergangenheit zählten für den Borker nicht nur sportliche Aspekte.
Vor ziemlich genau einem Jahr blickte Philipp Grodowski in eine ziemlich unsichere Zukunft als Fußballer. Nachdem der heute 25-Jährige nach der Geburt seines Sohnes quasi in den Vaterschafts-Urlaub gewechselt war und sich für ein Jahr freiwillig von der Oberliga in die Kreisliga verabschiedet hatte, kam der Verletzungs-Schock: Kreuzbandriss.
Das Band verletzt hatte sich Grodowski im April 2019 noch als Spieler von Oberligist Rot-Weiss Ahlen, für die er seit seinem Wechsel 2017 vom PSV Bork fast 50 Oberliga-Spiele bestritten hatte.
Dass er RW Ahlen kurze Zeit nach seiner Kreuzbandverletzung den Rücken kehrte, hatte aber laut dem Spieler nichts mit der Verletzung zu tun. „Ich bin in der Zeit Vater geworden und wollte eine kleine Pause für mein Baby und die Familie einlegen“, sagt Grodowski.
Deswegen entschied sich der Borker für einen Schritt zurück und wechselte zum SVE Heessen, in die vier Ligen unter der Oberliga angesiedelte Kreisliga A. „Der Plan war nach einem Jahr wieder höherklassig zu spielen“, erzählt Grodowski. Doch weil das Kreuzband im Oktober endgültig durchriss, war eine Operation unumgänglich und der Comeback-Plan geriet ins Wanken.
Bakterien im Knie werfen Philipp Grodowksi immer weiter zurück
Nach dem operativen Eingriff gab es dann die nächste Hiobsbotschaft: Verdacht auf Blutvergiftung und Bakterien im Knie. Der Heilungsprozess verzögerte sich für Grodowski zusätzlich zu der ohnehin schon schweren Verletzung nochmal um mehrere Monate.

Philipp Grodowski (r.) will nach Möglichkeit Oberliga spielen. © Henning Wegener
Dabei hatte Grodowski schon vor dem Eingriff ein mulmiges Gefühl. „Wir haben vorher schon immer Witze gemacht, weil der OP-Termin am 11.11. war, dass der Chirurg gerade vom Karneval kommt. Als ich dann auf dem OP-Tisch liege und der Arzt mein komplett mit Borussia Dortmund tätowiertes Bein sieht, stellt sich auch noch heraus, dass er einer der Mannschaftsärzte von Schalke ist. Der hat mich sofort erkannt, weil ich ein paar Monate zuvor noch für RW Ahlen gegen Schalke II ein Tor geschossen hatte. Da sind einige Sprüche hin und her gegangen, das war schon lustig“, erzählt Grodowski mit einem Lachen.
Nicht so lustig ist die Leidenszeit des Borkers nach der OP. Wöchentlich muss er zum Arzt, um die Bakterien mittels Spritzen aus seinem Bein gezogen zu bekommen. Dabei muss er auf Krücken laufen - mehr als drei Monate lang.
Auf die Leidenszeit folgt das Comeback bei der Hammer SpVg
Nach überstandener Entzündung beginnt Grodowski „Vollgas zu geben“, wie er selbst sagt, um Stück für Stück wieder an Kraft dazuzugewinnen. Eine große Hilfe für den 25-Jährigen sei dabei seine Frau gewesen, die selber Physiotherapeutin ist und „mich überhaupt erst wieder so hinbekommen hat, dass ich Fußball spielen konnte.“
Wieder fit folgt aber der nächste Rückschlag. „Seit Jahren bestand schon Kontakt zu Oberliga- und Regionalliga-Vereinen, aber die sind alle abgesprungen wegen meines Knies“, erzählt Grodowski. Alle bis auf einen: Oberligist Hammer SpVg, bei denen der Verteidiger dann einen Ein-Jahres-Vertrag bis Sommer 2021 unterschreibt.
In Hamm hat Grodowski nun das nächste schwierige Projekt vor der Brust. Letzte Saison fast abgestiegen, gab es in Hamm vor der Saison einen kompletten Umbruch mit 17 neuen Spielern, die meisten davon aus der Jugend und ohne Oberliga-Erfahrung.
In den Lockdown geht die Mannschaft ohne einen einzigen Punktgewinn. Grodowski glaubt dennoch an den Klassenerhalt. „Ich glaube, dass für uns die Corona-Pause sogar ganz gelegen kam. Danach muss jeder seinen Willen zeigen, dann können wir auch nächste Saison Oberliga spielen.“
Grodowskis sieht seine Zukunft mindestens in der Oberliga
Ob das dann mit oder ohne ihn sein wird, kann Grodowski noch nicht sagen. „Hamm ist auf mich zugekommen und will verlängern. Die Gespräche waren auch gut, aber es gab auch schon Anfragen von anderen Vereinen. In der aktuellen Saison konzentriere ich mich voll auf Hamm und nächste Saison steht einfach nur fest, dass ich mindestens Oberliga spielen will.“
Irgendwann, das hat sich Grodowski ohnehin gedacht, will er eigentlich noch eine Liga höher spielen. Im besten Fall gemeinsam mit seinem Bruder Joel, der für Preußen Münster in der Regionalliga West auf Tore-Jagd geht.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.
