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Geisterspiele im Amateurfußball? „Die Idee ist fragwürdig“
Fußball
Zuletzt gab es den Vorschlag, Amateurfußballspiele vor leeren Rängen zu bestreiten. Die Verantwortlichen der Vereine haben keine einheitliche Meinung zum Thema.
Fußball ohne Zuschauer? In den Profi-Ligen ist das Realität. Es gibt aber auch die Überlegung, Geisterspiele im Amateurbereich durchzuführen. Die Meinungen über die Maßnahme gehen bei den Vereinen auseinander.
David Handrup, Vorsitzender der Fußball-Abteilung FC Nordkirchen: Ob wir mir oder ohne Zuschauer spielen, können wir ohnehin nicht entscheiden. Aber oberste Priorität ist: das „normale“ Leben muss als erstes zurückkehren. Und dann kann man sich Gedanken über andere Dinge machen. Bei Geisterspielen fehlen eindeutig dann die Einnahmen von Eintritt und Getränken sowie dem Essensverkauf.
Werner Sander, Vorsitzender Fußball-Abteilung SuS Olfen: Bis jetzt sind wie finanziell gut über die Runden gekommen, weil wir nicht viele Ausgaben hatten. Sobald der Spielbetrieb läuft, haben wir aber wieder Kosten. Den Vorschlag von Geisterspielen sehe ich daher skeptisch. Wichtiger als Spiele ist ohnehin, dass die Junioren wieder trainieren könnten.

Georg Hillmeister von der SG Selm steht Spielen ohne Zuschauern skeptisch gegenüber. © Timo Janisch
Georg Hillmeister, Vorsitzender SG Selm: Von den Zuschauereinnahmen allein kann kein Verein leben. Wenn wir davon leben müssten, ginge es uns schlecht. Natürlich haben wir aber auch Kosten. Insoweit ist es schon eine Belastung. Grundsätzlich halte ich die Idee von Geisterspielen für fragwürdig.
Thorsten Garber, Präsident GS Cappenberg: Finanziell sind Spiele ohne Zuschauer nicht aufzufangen. Ohne Zuschauer haben wir keine Einnahmen, aber dafür beispielsweise Schiedsrichterkosten. Außerdem birgt ein vorschneller Einstieg in die Saison Verletzungsrisiken. Ohne vernünftige Vorbereitung ist die Durchführung nicht möglich.
Kunibert Gerij, Vorsitzender Westfalia Vinnum: Die Einnahmen von Spieltagen sind überschaubar und etwaige Ausfälle wären daher ertragbar. Wichtig ist, dass wir überhaupt ans Spielen kommen, da würde ich Geisterspiele inkauf nehmen. Mir geht es da vor allem um die Jugend, dass diese spielen kann. Dafür würde ich die wirtschaftlichen Nachteile hinnehmen.
Marcel Michl, Vorsitzender PSV Bork: Ich begrüße den Vorschlag nicht. Auch wenn es nicht immense Summen sind, sind entsprechende Einnahmen durch Eintritt und Platzverkäufe wichtig, wenn auch nicht überlebensnotwendig. Lieber würde ich noch warten und es dann richtig machen.
Franz-Josef Dornhege, Vorsitzender Fußball SV Südkirchen: Bei uns bekommen die Spieler kein Geld, aber natürlich müssten wir die laufenden Kosten für die Nutzung des Platzes bezahlen. Geisterspiele wären schade, weil wir viele Zuschauer haben. Bevor man aber gar kein Fußball spielt, wären Geisterspiele in Ordnung.
Josef Mertens, Vorsitzender SC Capelle: Finanziell sind wir bislang ganz gut über die Runden gekommen, da könnten wir auch Geisterspiele machen. Ich glaube, diese Maßnahme würde auch bei unseren Fans auf Verständnis treffen. Aber natürlich wäre der Normalzustand schöner.
Ist zum Studium ins Ruhrgebiet immigriert - und geblieben. Vielseitig interessiert mit einer Schwäche für Geschichten aus dem Sport, von vor Ort und mit historischem Bezug.
