Warum Ariane Herde als Entwicklungshelferin in ihrer Sportart unterwegs ist

© Norbert Aguilera

Warum Ariane Herde als Entwicklungshelferin in ihrer Sportart unterwegs ist

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Die Kanusaison 2019 ist Vergangenheit, auch für Ariane Herde. Für die 39-jährige Schwerter Trainerin stand zum Abschluss nochmal ein echtes Highlight auf dem Terminkalender.

Schwerte

, 24.10.2019, 17:10 Uhr / Lesedauer: 3 min

Herde war bei der Weltmeisterschaft im spanischen La Seu`d’Urgell als Trainerin für den internationalen Kanuverband (ICF) im Einsatz. Ihre Schützlinge: Athleten aus Ländern, in denen Kanuslalom eher eine Exoten-Sportart ist – Herde ist als Entwicklungshelferin ihrer Sportart unterwegs.

Hongkong, Korea, Singapur, Malaysia

Das zehnköpfige Trainerteam, das der ICF zu den Titelkämpfen nach Spanien geschickt hatte, betreute rund 30 Sportler aus aller Herren Länder. „Die vier Kajakfahrer, die ich diesmal betreut habe, kamen aus Hongkong, Korea, Singapur und Malaysia“, berichtet die Schwerterin – allesamt Nationen, die man beim besten Willen nicht als Kanuslalom-Hochburgen bezeichnen kann.

„Für einige war es ihr erster Wildwasser-Wettkampf“, berichtet Ariane Herde, die seit 2015 diesen internationalen Trainerjob ausübt. Eher zufällig habe sie damals im Internet davon erfahren, dass der Verband Trainer sucht, um die Sportart möglichst auch in Nationen zu etablieren, wo sie bisher noch keine große Rolle spielen. Je mehr das gelingt, umso höher ist die Aussicht, dass die Sportart olympisch bleibt.

„Ein unheimlich dankbarer Job“

„Ich habe damals einfach eine Bewerbung an den Verband geschrieben, und seitdem bin ich dabei“, erzählt Herde. 2015 begann diese Trainermission für sie bei der WM in London, 2017 war sie in Pau (Frankeich), ein Jahr später in Rio de Janeiro und nun Ende September in La Seu d’Urgell.

Gerne hätte Ariane Herde dort einen „ihrer“ Athleten ins Halbfinale der besten 40 gebracht, aber dazu hat es nicht gereicht – bei 116 Startern der Einer-Kajak-Konkurrenz war diese Hürde zu hoch. Und trotzdem gebe dieser Trainerjob ihr eine große Befriedigung, sagt die Schwerterin.

Zur Person

Platz 6 in Peking 2008

Ariane Herde (39) hat seit ihrem achten Lebensjahr für den Kanu- und Surf-Verein Schwerte (KVS) gepaddelt und war über viele Jahre eines der sportlichen Aushängeschilder der Slalomabteilung des KVS. Ariane Herdes größter sportlicher Erfolg war der sechste Platz im Einerkajak-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, wo die Schwerterin mit niederländischer Mutter für unser Nachbarland an den Start ging. 2009 beendete Herde ihre aktive Karriere. Seit 2017 ist sie als hauptamtliche Stützpunkttrainerin beim Kanuverband NRW angestellt. Außerdem ist Ariane Herde Sportlehrerin an der Gesamtschule in Dortmund-Brünninghausen.

„Das ist ein unheimlich dankbarer Job. Die Athleten lernen schnell – und sie sind dankbar dafür, Trainer gestellt zu bekommen. Und so eine WM-Teilnahme ist für sie natürlich eine tolle Sache“, sagt Herde. So plant Herde, nach der Unterbrechung des Olympia-Jahrs 2020, in dem es keine WM gibt, in zwei Jahren wieder bei der Weltmeisterschaft in Bratislava als Trainerin zu fungieren und die nächsten Kanuslalom-Exoten in ihrer sportlichen Entwicklung einen Schritt weiter zu bringen.

Die KVS-Talente unter den Fittichen

Der Alltag als Trainerin wird für Ariane Herde aber unverändert ihre Tätigkeit als beim NRW-Landesverband sein, für den sie seit 2017 als hauptamtliche Stützpunkttrainerin tätig ist. Gemeinsam mit ihrer Schwerter Trainerkollegin Kordula Striepecke hat sie auch die Kaderathleten des Kanu- und Surf-Vereins Schwerte (KVS) unter ihren Fittichen.

Diesen bescheinigt Herde insgesamt eine gute Saison 2019. „Was das Verhältnis Input/Output angeht, haben sie das Maximale herausgeholt“, meint die Schwerter Trainerin. Will heißen: Gerade unter Berücksichtigung der sicher nicht geringer gewordenen schulischen Verpflichtungen kann sich die sportliche Bilanz 2019 der KVS-Paddler sehen lassen.

Sportliches Nadelöhr für ein Schwerter Quartett

Das gilt auch für das Abschneiden bei den Deutschen Meisterschaften auf der Hausstrecke in Hohenlimburg vor sechs Wochen, auf denen Patrick Raab und Simon Stainert bei den männlichen Kajak-Junioren ebenso bewiesen, dass sie deutschlandweit zu den Besten gehören wie Maren Szillat bei den weiblichen Juniorinnen. Für den in die Junioren-Nationalmannschaft berufenen Tillmann Röller gilt das sowieso.

Im Hinblick auf die nächste Saison muss dieses KVS-Quartett nun durch ein sportliches Nadelöhr, denn es wächst aus dem Juniorenalter heraus und steigt in die U23-Klasse auf. „Biss und die richtige Einstellung“ sei an dieser Stelle besonders gefragt, weiß Ariane Herde, denn: „Man muss viel investieren und sollte trotzdem wissen, dass wegen der stärkeren Konkurrenz zunächst nicht immer Top-Ergebnisse herauskommen werden“, sagt die Trainerin.

Weiterhin mit Vollgas paddeln

Gerade bei Tillmann Röller habe sie in einem sportliche Perspektiv-Gespräch aber herausgehört, dass er die notwendige Bereitschaft weiterhin aufbringen will. Gespräche mit den anderen Schwerter Kaderathleten laufen derzeit, verrät Ariane Herde. sie geht davon aus, dass auch sie weiterhin mit Vollgas paddeln werden.

Das gilt auch für Zoe Jakob und Jonathan Queißer, die den Sprung in die U23-Klasse schon hinter sich haben, sowie für Jannemien Panzlaff, die noch ein Jahr als Juniorin vor sich hat, und das vielversprechende Jugend-Duo Jonas Büchner/Jan Brand, das sich ebenfalls schon einen Kaderstatus erarbeitet hat.