Ein Faible für Musik hatte Jonas Kneer schon lange, sagt er. Aber dass es mal zu einem solch großen Auftritt reichen würde, wie ihn der 26-Jährige Villigster vor knapp zwei Wochen hingelegt hat, damit war bis vor ein paar Wochen nicht im Entferntesten zu rechnen.
Jonas Kneer ist Handballer. Seit Jahren spielt er für die zweite Mannschaft der HVE Villigst-Ergste. Aber den Ball aufs Tor zu werfen, ist nicht das einzige Hobby des BWL-Studenten. Jüngster und bislang eindrucksvollster Beleg dafür, dass Kneer auch musikalisch jede Menge auf dem Kasten hat, war sein Auftritt auf der Abschlussfeier der Special Olympics in Berlin am 25. Juni.
Handballer und BWL-Student
21.000 Zuschauer waren nach offiziellen Angaben am Schlusstag im Berliner Olympiastadion, um der weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung, bei der tausende Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung dabei waren, den angemessenen Rahmen zu geben. Und viel weniger waren es anschließend wohl auch bei der Abschlussfeier vor dem Brandenburger Tor nicht, wo Jonas Kneer seinen großen Auftritt hatte.

„Die Stimmung war einfach geil. Alle wollten einfach nur Party machen“, beschreibt der Villigster die Atmosphäre, die ihn allein schon wegen der großen Kulisse nahezu elektrisierte. „So weit man gucken konnte“ habe er nur Menschen gesehen, erzählt Kneer - es war pickepackevoll am Brandenburger Tor. Entsprechend aufgeregt sei er schon Tage vor dem etwa halbstündigen Konzerts gewesen, das Teil des Abschlussprogramms der Special Olympics war, gesteht Kneer. Oder anders ausgedrückt: „Mir ging ganz schön die Pumpe.“
Gesangsunterricht bei Käßner
Aber wie kam es überhaupt zu diesem eher unverhofften Auftritt eines Sängers mit nur ganz wenig Bühnenerfahrung auf solch einer großen Bühne? Zu Corona-Zeiten habe er angefangen, beim Schwerter Berufsmusiker Stefan Käßner Gesangsunterricht zu nehmen, erzählt Jonas Kneer. Über Käßner entstand der Kontakt zur Musikschule Bochum, die gemeinsam mit ihren Dortmunder Kollegen zwei inklusive Bands in ihrem Repertoire haben, in denen behinderte und nichtbehinderte Musiker gemeinsam auftreten.

Weil der Front-Sänger einer diesen beiden Bands ausgefallen war, wurde das Konzert in der Hauptstadt Ersatz gesucht - und mit Jonas Kneer gefunden. Dieser war mit seinem halbstündigen Premieren-Auftritt auf großer Bühne, bei dem er mit seinen Band-Kollegen als Formation „Ruhrpott-Balkan“ eine Mischung aus Pop- und balkantypischer Musik präsentierte, im Nachhinein sehr zufrieden. „Keine Ahnung, ob auch ein paar schräge Töne dabei waren. Aber insgesamt war es ganz okay, glaube ich - und es hat richtig Bock gemacht“, sagt der Villigster.
Dass Jonas Kneer seine Sache sogar mehr als gut gemacht hat, bestätigte ihm auch Oskar Neubauer. Der langjährige und bis heute bestens bekannte Ruhr-Nachrichten-Fotograf geht mit den inklusiven Bands seit Jahren regelmäßig auf Tournee und fungiert „aus Spaß an der Freude“ als deren Band-Fotograf. Flüchtig kannten sich Kneer und Neubauer aus früheren Zeiten, als man sich gelegentlich in der Sporthalle über den Weg lief - Kneer als Handballer, Neubauer als RN-Fotograf. Nun haben sie sich in anderer Funktion in der Hauptstadt wiedergetroffen, wo das Special-Olympics-Wochenende den beiden ein nachhaltiges Erlebnis beschert hat - das gilt für Oskar Neubauer und erst recht für Jonas Kneer.
Derby steigt schon früh : Kurioser Auftakt für Schwerte/Westhofen und Villigst-Ergste II
Verbandsliga-Spielplan der HVE Villigst-Ergste: Saisonstart beim Team eines Ex-Spielers
HVE Villigst-Ergste punktet zum Oberligafinale: Verabschiedung nach „acht Jahren Weltklasse“