Oblinger-Peters: „Aufzuhören fiel mir schwer“
Interview mit Ex-Olympionikin
Im Sommer des vergangenen Jahres hat die 1997 nach Österreich „ausgewanderte“ Slalomkanutin ihre großartige Karriere beendet. Anlässlich der Junioren-Europameisterschaften für ein paar Wochen in Hohenlimburg, wo sie für den österreichischen Verband als Betreuerin tätig war, kehrte „Vio“ nach Schwerte zurück und hängte einen dreiwöchigen Familienurlaub an.

„Einfach ein schöner Ort“: Das Interview mit Violetta Oblinger-Peters führten wir passenderweise am Boothaus, wo die ehemalige Weltklasse-Kanutin „mehr oder weniger aufgewachsen ist“.
Vio, Sie sind in Schwerte geboren, sind aber seit vielen Jahren Österreicherin und leben seit mehr als 20 Jahren im Nachbarland. Wie intensiv ist die Verbindung noch zu Schwerte und dem KVS?
Natürlich bin ich nicht mehr so oft in Schwerte. Das letzte Mal, dass es drei Wochen am Stück waren wie jetzt, ist bestimmt schon zehn Jahre her. Aber ich bin immer noch Mitglied beim KVS und möchte auf diese Weise meine Verbundenheit zeigen.
Und wenn Sie hier am Bootshaus sind, werden bestimmt Erinnerungen wach...
Natürlich, ich bin ja mehr oder weniger am Bootshaus aufgewachsen. Es ist einfach ein schöner Ort.
Ihre aktive Karriere haben Sie vor ziemlich genau einem Jahr beendet. Wie schwer ist das gefallen?
Das stimmt, im September 2016 bin ich meinen letzten Wettkampf gefahren. Das Aufhören ist mir schon sehr schwer gefallen. Aber es gibt jetzt einfach andere Projekte, die nicht mehr kompatibel mit der aktiven Laufbahn sind. Trotzdem bin ich natürlich immer noch begeistert von der Sportart. Ich habe vor, dem Sport einiges zurückzugeben – aus einer anderen Perspektive.
Wie sieht diese Perspektive aus?
Heli (Ehemann Helmut Oblinger, Anm.d.Red.) ist Cheftrainer des österreichischen Verbandes, ich habe im Junioren- und U23-Bereich mit betreut. Beruflich orientiere ich mich stark in Richtung Sportpsychologie im Bereich Forschung und Mentalcoaching – erstaunlicherweise ein Feld, in dem im Sport noch viel Potenzial brach liegt.
Blicken wir nochmal auf die aktive Karriere. Zum Abschluss sollten es 2016 nochmal die Olympischen Spiele werden, richtig?
Ja, das war das letzte große Unternehmen. Und so wie es gelaufen ist, hat es mir sehr weh getan, dass es mit der Qualifikation für Rio nicht geklappt hat.
Es war offenbar richtig knapp...
Ich hatte für Österreich den Quotenplatz geholt. Dann war im Verband war die Regelung: drei Qualifikationsrennen, die zwei besten zählen. Es kam in Ivrea zum Showdown. Ich bin dann am drittletzten Tor an einer Walze hängen geblieben und weiß bis heute nicht, warum. Bis dahin war es ein genialer Lauf. Ich kann nicht sagen, dass mir da ein Fehler unterlaufen ist. Natürlich hab ich es auch auf Video gesehen, aber es gibt keine Lösung – ich weiß bis heute nicht, was da passiert ist und was ich hätte anders machen können.
Da sind wir dann schon wieder im Bereich Psychologie. So ein Erlebnis schüttelt man nicht einfach so aus den Kleidern, oder?
Natürlich nicht. Das verschwindet nicht einfach, das ist ein längerer Prozess. Ich wollte nach Rio – und ich wollte da nicht einfach nur teilnehmen, sondern eine Medaille holen.
Zum Kanuslalom insgesamt: Was haben Sie nach der aktiven Karriere für einen Blick auf die Sportart?
Als Außenstehende sieht man viel mehr Dinge, die im Argen liegen, als wenn man als Aktive tief in der Sportart drinsteckt. Ich bin jetzt in einer super Position und kann meine Meinung sagen, weil ich keinem verpflichtet bin. Ich will Denkprozesse anstoßen und mein Wissen weitergeben.
Für die Sportart Kanuslalom ist es doch schade, dass sie eigentlich nur bei Olympia im Fokus der Öffentlichkeit steht. Oder ist das in Österreich anders?
In Österreich betreiben die Sportart nur wenige. Aber die es machen, tun dies auf einem hohen Niveau. Mittlerweile hat Kanuslalom schon einen hohen Stellenwert.
Auch durch Sie? Wie bekannt sind Sie in Österreich?
Diejenigen, die sich mit Sport auskennen, kennen meinen Namen – in Österreich ist eben alles etwas kleiner. Wir kennen zum Beispiel auch viele Politiker und Entscheidungsträger, die interessiert daran sind, sich mit einem in Verbindung zu bringen. Ich bin also nicht ganz unbekannt. Aber es ist auch nicht so, dass jedes Schulkind meinen Namen kennt.
Sie sind in Österreich richtig sesshaft geworden – oder ist es vorstellbar, dass Schwerte irgendwann mal wieder Ihr Lebensmittelpunkt wird?
Also, ausschließen will ich gar nichts. Heli war jetzt auch längere Zeit mit hier in Schwerte und hat gesagt, er könne sich schon vorstellen, auch hier zu leben. Aber es ist nichts konkret, weil wir auch noch nicht wissen, wie es beruflich weitergeht. In den nächsten zwei, drei Jahren werden Entscheidungen fallen – schauen wir mal, was passiert.