Fußball beim VfL Schwerte als Integrationshilfe für Karafe Traore aus Mali (2.v.re.). Günter Remmert (hat Traore zum VfL vermittelt), Kamal Hafhaf (Sportlicher Leiter des VfL) und Karl-Heinz Behmer (Mitarbeiter des Arbeitskreises Asyl) unterstützen den 19-Jährigen. © Manuela Schwerte

Fußball-Bezirksliga

Karafe Traore hat Fuß gefasst beim VfL Schwerte: „Ein richtig guter Junge“

Der Fußball als Integrationshilfe: Karafe Traore (19), der aus seinem Heimatland Mali geflüchtet ist, gehört seit diesem Sommer zum Bezirksliga-Kader des VfL Schwerte.

Schwerte

, 04.11.2021 / Lesedauer: 4 min

Er würde gerne häufiger zum Einsatz kommen. Und er würde auch lieber im Mittelfeld als auf der Außenverteidiger-Position spielen, wo er bisher meistens von Trainer Dominik Buchwald eingesetzt worden ist. Bei allem sportlichen Ehrgeiz sind die Spielanteile und die Position auf dem Spielfeld allerdings ganz sicher nicht das, was bei dem 19-jährigen Karafe Traore an erster Stelle der Prioritätenliste steht.

Seit Saisonbeginn gehört der junge Mann aus Mali zum Bezirksliga-Kader des VfL Schwerte. Dass er den Weg zum Schützenhof gefunden hat, liegt hauptsächlich an Günter Remmert. Dieser war noch in seiner Funktion als Sportlicher Leiter beim TuS Wandhofen aktiv, als Karafe Traore im Sommer dieses Jahres auf dem Wandhofener Sportplatz vorstellig wurde. Gemeinsam mit zwei anderen jungen Männern, die denselben Werdegang hinter sich hatten wie Traore: aus ihrem Heimatland geflüchtet zu sein.

Bei Günter Remmert hat Traore einen Stein im Brett

Wo die beiden anderen abgeblieben sind, weiß Remmert nicht. Karafe Traore aber hat seit dem ersten Zusammentreffen bei Remmert einen Stein im Brett. „Der Junge hat einen guten Eindruck gemacht und war mir sofort sehr sympathisch“, berichtet Günter Remmert.

Seitdem kümmert sich Remmert um den 19-jährigen Geflüchteten - und nicht nur das. Traore wohnt sogar bei Remmert und ist dem 82-Jährigen eine wertvolle Hilfe im Haushalt. „Er hat mir mal Bilder gezeigt, wie er in Mali gewohnt hat - da kommen einem die Tränen“, erzählt Günter Remmert und schildert die abenteuerliche Flucht übers Mittelmeer, die sein Schützling schon als Jugendlicher auf sich genommen hatte, um nach Italien zu kommen.

Mitarbeiter des Arbeitskreises Asyl kümmert sich

Dort wurde Traore zwischenzeitlich abgeschoben, schaffte es aber schon wenige Wochen später wieder dorthin und schlug sich dann mit dem Zug durch nach Deutschland. In der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Hamm, einer ersten Anlaufstelle für Geflüchtete, konnte er bleiben, ehe Remmert ihn im Sommer bei sich aufnahm - mit offizieller behördlicher Genehmigung, wie Karl-Heinz Behmer, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Arbeitskreises Asyl, betont.

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Mit dem nötigen Knowhow ist es Behmer, der sich um die behördlichen Dinge für den jungen Mann aus Mali kümmert. „Es ist keine einfache Situation für den Jungen“, weiß Behmer. Denn es ist keineswegs sicher, dass Karafe Traore auf Dauer hier bleiben darf. „Auf Asyl hat er keine Chance“, weiß Karl-Heinz Behmer - Mali zählt in Deutschland zum Kreis der so genannten sicheren Herkunftsstaaten, also der Länder, bei denen man davon ausgeht, dass dort keine politische Verfolgung stattfindet.

Ausbildung zum Metallbauer

Zurzeit habe Karafe Traore den Status der Aufenthaltsgestattung, erklärt Karl-Heinz Behmer. Und um im Behördendeutschen zu bleiben: Eine so genannte Ausbildungsduldung der Ausländerbehörde erhöhen Traores Chancen. „Deshalb war es wichtig, ihn möglichst schnell in eine Ausbildung zu bringen“, erklärt Karl-Heinz Behmer - ein Vorhaben, das dank Ulrich Benke, 2017 von den Ruhr Nachrichten zum Schwerter Unternehmer des Jahres gekürt, in die Tat umgesetzt werden konnte. Im August dieses Jahres hat Karafe Traore bei Benke Unternehmen WBG eine Ausbildung zum Metallbauer begonnen - und macht dort offenbar einen richtig guten Job.

Jedenfalls sei Ulrich Benke voll des Lobes, berichten Günter Remmert und Karl-Heinz Behmer - ein Lob, das Kamal Hafhaf in seiner Funktion als Sportlicher Leiter des VfL Schwerte nur bestätigen kann. „Karafes Geschichte hat uns sehr berührt“, sagt Hafhaf und stimmt in die Lobeshymnen für den jungen Mann aus Mali mit ein: „Er ist sehr sympathisch, hat eine tolle Ausstrahlung und ist in der Mannschaft super integriert - ein richtig guter Junge“, sagt Hafhaf, „und ich glaube, er hat noch bei keiner einzigen Trainingseinheit gefehlt.“

Karafe Traore ist sehr bemüht, sich zu integrieren

Das sind doch keine schlechten Voraussetzungen dafür, dass aus den sporadischen Kurzeinsätzen im Bezirksliga-Team des VfL Schwerte demnächst vielleicht mehr Spielanteile werden - wobei es sich fast von selbst versteht, dass es für Karafe Traore viel wichtiger wäre, die Gewissheit zu bekommen, dass er dauerhaft hier bleiben darf. Es wird nicht an seinem Bemühen scheitern, sich zu integrieren - nicht nur, aber auch beim VfL Schwerte.

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