
© Bernd Paulitschke
Holzpfosten-Trainer verließ Brasilien, weil es nicht sicher war – in Schwerte ist er glücklich
Futsal
Ronaldo Milani ist Trainer der Futsaler von Holzpfosten Schwerte. Der gebürtige Brasilianer hat eine bewegte Lebensgeschichte hinter sich. Auch die Arbeit in Deutschland verlief nicht problemlos.
Ronaldo Milani liebt Futsal – und er liebt Deutschland. Seit Sommer 2020 ist er Trainer beim Futsal-Regionalligisten Holzpfosten Schwerte. Für den 38 Jahre alten Brasilianer ist damit ein Wunsch in Erfüllung gegangen.
Bevor er seine Jungs am 5. Januar wieder zum ersten Training bittet, feiert er aber mit seiner Familie Weihnachten. Nicht in seiner Geburtsstadt Sao Paulo, sondern in Wuppertal. Punkt 24 Uhr Heiligabend gibt es traditionelles brasilianisches Essen: Bohnen mit Reis, Hühnchen, Pute, Schwein.
Holzpfosten Schwerte: Milani verließ Brasilien
Deutschland ziehe in an, sagt Milani, der in der Millionenmetropole Sao Paulo ein schönes Leben hatte, wie er selbst sagt. „Natürlich ist Futsal in Brasilien Nationalsport, aber die Sicherheitslage in Sao Paulo war nicht so schön“, wie Milani sagt.
Und natürlich gab es für den Futsal-Enthusiasten Milani auch noch andere Ziele als Deutschland, wo sein Sport bekanntlich noch in den Kinderschuhen steckt: Portugal, Spanien oder Osteuropa.
Deutschland sei sicher, auch seine Ehefrau Merina Barbiere sah das so. 2010 war Milani zum ersten Mal in Deutschland, als Futsaltrainer in Krefeld, ehe es ihn zwei Jahre später zurück nach Brasilien verschlug.
Nicht ganz freiwillig, wie Milani sagte: „Im Futsal gibt es auch nicht ansatzweise so viel Geld zu verdienen wie im Fußball. Das war für mich kein Problem. Wenn man aber nicht genug Geld verdient, gibt es Probleme mit dem Visum. Das ist ziemlich kompliziert.“
Einige Jahre später war er wieder zurück. In Sao Paulo hatte er Sport-Management studiert, war erfolgreicher Trainer an der Universität, erhielt aber 2017 einen Studienplatz in Leipzig und nahm seine zweite Chance in Deutschland sofort wahr.
Holzpfosten Schwerte: Milani ist seit Sommer Cheftrainer
Zunächst trainierte er auch noch in Köln und Münster. Seit Sommer ist er zusammen mit Ioannis Karamitsos Cheftrainer bei Holzpfosten Schwerte. Dass in der vergangenen Saison der Aufstieg in die neu gegründete Bundesliga verpasst wurde, ist für Milani kein Problem.
„Ich kenne Holzpfosten schon seit 2010. Der Verein hat ein gutes Projekt und möchte den Futsal entwickeln. Das Umfeld stimmt. Ich bin komplett zufrieden mit unserem sportlichen Abschneiden. Wir haben viele junge Spieler, aber die Entwicklung stimmt“, erklärte Ronaldo Milani.
Auch persönlich stimmt die Entwicklung bei dem Brasilianer, der nicht nur perfekt Deutsch spricht, gleichzeitig auch noch Japanisch lernt. Milani studiert an der Uni Düsseldorf Kommunikations-Wissenschaft und Modernes Japan im dritten Semester.
Holzpfosten Schwerte: Unterschied zu Weihnachten in Brasilien gigantisch
Seine brasilianische Ehefrau Marina arbeitet ebenfalls in Düsseldorf. Beide lieben Deutschland, mögen die Menschen, zogen erst vor kurzem von Erkrath nach Wuppertal, wo sie im kleinen Familienkreis Weihnachten feiern. Zusammen mit ihrem Hund, den seine Ehefrau extra per Flugzeug aus Brasilien nach Deutschland brachte.
Einen kleinen Unterschied zu Brasilien gebe es dennoch, schmunzelt Milani. In Deutschland sei ihre Familie kleiner – trotz Hund und Tochter. Wenn sie in Brasilien mit der Familie Weihnachten feiern, kommen schnell 40 oder 50 Personen zusammen. Und da werde es schon mal lauter – auch an Heiligabend.
Ein waschechter Dortmunder, Jahrgang 1957. Vor dem Journalismus lange Jahre Radprofi, danach fast 30 Jahre lang Redakteur bei Dortmunder Tageszeitungen, seit 2015 bei den Ruhr Nachrichten, natürlich im Sport.
