Die ohnehin schon nicht allzu ausgeprägte Begeisterung für die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hält sich hierzulande spätestens seit dem enttäuschenden Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft in Grenzen. Bei Kamal Hafhaf, dem Sportlichen Leiter des VfL Schwerte, ist aber das Gegenteil der Fall. Hafhaf hat das WM-Fieber gepackt - aus gutem Grund.
Der 44-jährige Schwerter hat marokkanische Wurzeln. Zwar hat Hafhaf die deutsche Staatsangehörigkeit, geboren wurde er aber in Nador, einer Stadt im Nordosten Marokkos. Im November 1978, als er ein halbes Jahr alt war, holte der Vater den kleinen Kamal und seine fünf Geschwister nach Deutschland. „In Marokko bin ich Deutscher, in Deutschland bin ich Marokkaner“, beschreibt Hafhaf schmunzelnd seinen Status.
Große Bedeutung für Marokko
Nur allzu gerne hätte er es gesehen, wenn Deutschland und Marokko bei der WM aufeinandergetroffen wären, was ja im Achtelfinale durchaus möglich war. „Dann hätte ich definitiv nicht weinen müssen, denn eine meiner beiden Mannschaften wäre sicher ins Viertelfinale gekommen“, erzählt Hafhaf. Aber für wen hätte er denn in diesem Falle mehr die Daumen gedrückt? „Wahrscheinlich dann doch für Marokko“, sagt er und schiebt die Begründung gleich hinterher. „Für die Deutschen ist es in den vergangenen Jahren fast normal gewesen, im Turnier immer weit zu kommen. Für Marokko hat das eine viel größere Bedeutung“, erklärt Hafhaf.
Das habe sich nicht zuletzt in der Begeisterung nach dem 1:0-Viertelfinalsieg am vergangenen Samstag gegen Portugal gezeigt. „Im ganzen Land herrschte Ausnahmezustand“, erzählt Kamal Hafhaf - und auch er selbst sei von den positiven Emotionen übermannt worden. Die erste Halbzeit der Partie habe er noch zuhause vor dem Fernseher verfolgt, während der zweiten Spielhälfte zitterte er auf dem Schützenhof mit, wo die Partie - wohl auch wegen Hafhaf - unter dem Tribünendach auf der Großbildleinwand übertragen wurde.
„Mir kamen die Tränen“
Mit dem Schlusspfiff der Partie stand dann der erste Halbfinaleinzug einer afrikanischen Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft fest. „Ganz ehrlich: Da kamen mir die Tränen“, gesteht Hafhaf - zur marokkanischen Nationalmannschaft hatte sich bei ihm im Laufe des Turniers eine emotionale Verbundenheit entwickelt, die er im Vorfeld kaum für möglich gehalten hatte. Und natürlich musste der Triumph gefeiert werden. Kamal Hafhaf schnappte sich seinen elfjährigen Sohn - und gemeinsam mit D-Jugendtrainer Aissam Azaouar, ebenfalls Marokkaner, ging es zum Feiern nach Dortmund.
Wenn es nach Kamal Hafhaf geht, sollen sich solche marokkanischen Jubelszenen am Mittwochabend wiederholen. Allerdings sei er nicht sonderlich zuversichtlich vor dem Spiel gegen Frankreich, sagt Hafhaf. Der Grund: „Mein Chef ist seit WM-Beginn ein Orakel - und er hat immer richtig gelegen. Aber jetzt hat er mich angerufen und prophezeit, dass Frankreich gewinnt“, erzählt er - und hofft inständig, dass sein Chef diesmal daneben liegt.
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