
© Jonas Brockmann/ Eibner-Pressefoto
Ab in den Süden mit 14 Spielen in 30 Tagen: „Ein echtes Brett“ für Iserlohn Roosters
Interview
14 Spiele in 30 Tagen - der zweite Teil der Saison mit Hin- und Rückspiel gegen die sieben Teams der Süd-Staffel hat für die Eishockey-Profis der Iserlohn Roosters ein strammes Programm parat.
Vor dem Auftakt am kommenden Samstag in Nürnberg (17.30 Uhr, Magenta TV) haben wir mit Andreas Jenike (32) gesprochen. Jenike ist Torwart der Iserlohn Roosters und weist mit 92,7 Prozent die beste Fangquote aller Keeper der Nord-Staffel auf.
Herr Jenike, die Iserlohn Roosters gehen auf einem Playoff-Platz in den zweiten Teil der Saison mit den Spielen gegen die Mannschaften der Süd-Staffel. Was sind die aktuellen Iserlohner Erfolgsfaktoren?
Wir haben eine gute Mannschaft mit viel Talent, Erfahrung und Leadership. Zudem passt bei jedem die Einstellung. Wir sind kein Topteam, aber für unsere Möglichkeiten auf dem richtigen Weg.
Was hat sich nach dem Trainerwechsel vor gut drei Wochen von Jason O’Leary zu Brad Tapper verändert?
Ich möchte betonen, dass vorher nicht alles schlecht war und jetzt alles super ist. Wir haben einen neuen Impuls gesucht, und Brad Tapper hat uns einen guten Schub gegeben. Er kommt sehr viel über Einstellung, Emotionen sowie Kampf.
Was war bisher das Spiel der Saison und welches Duell würden Sie gerne wiederholen?
Es gibt nicht ein einziges Highlight, weil wir viele gute Spiele gemacht haben. Bei den Siegen gegen Berlin, Düsseldorf und Köln haben wir diszipliniert und taktisch sehr stark gespielt. Das Heimspiel gegen Krefeld, welches wir verloren haben, würde ich gerne wiederholen, weil die Einstellung nicht gepasst hat. Das hat mich sehr geärgert.
Trotz der aktuellen Corona-Situation finden die Spiele gegen die Südteams statt - eine vertretbare Entscheidung?
Es ist generell beim Profisport ein schmaler Grat. Ich finde, dass es umsetzbar ist, weil wir kaum positive Fälle haben. Natürlich wissen wir aber auch, dass viele Menschen vor dem finanziellen Genickbruch stehen und sehen es als Privileg an, spielen zu können.
Es warten 14 Spiele in 30 Tagen. Neben der sportlichen Belastung auch eine logistische Herausforderung. Ist die Situation selbst für Eishockeyspieler nochmal besonders?
Natürlich sind wir den Reisestress gewohnt, aber da kommt ein echtes Brett auf uns zu. Es wird kräftezehrend, und wir wissen nicht, wie der Körper reagiert, weil es praktisch vier Wochen Playoffs am Stück vor den eigentlichen Playoffs sein werden. Viele Spieler müssen ans Limit gehen, die Themen Verletzungsprävention und Müdigkeit werden eine entscheidende Rolle spielen.
Wie werden sie sich auf den langen Busreisen die Zeit vertreiben?
Bei uns im Bus spielen einige Karten, andere schauen Serien oder lesen ein Buch. Ich habe zuhause zwei kleine Kinder, da versuche ich mich im Bus etwas zu entspannen. Zudem studiere ich Betriebswirtschaft, da gibt es auch immer etwas zu tun.
Was erwarten Sie von den Spielen gegen die Mannschaften der Süd-Staffel?
Mit Mannheim und München warten zwei europäische Topteams, das sind richtige Brocken. Der Süden ist vielleicht etwas tiefer von der Qualität aufgestellt, aber Klassenunterschiede wird es nicht geben, dafür ist die Liga zu ausgeglichen.
Zum Auftakt spielt Iserlohn bei Ihrem Ex-Klub in Nürnberg, der schwierige Zeiten erlebt. Verfolgen Sie das Geschehen in Nürnberg noch, und wie gut stehen für die Roosters die Chancen, zu punkten?
Wir haben eine solide Nord-Runde gespielt, sodass wir schon das Selbstvertrauen haben, drei Punkte in Nürnberg holen zu können. Für mich persönlich ist das Kapitel beendet, ich fühle mich sehr wohl in Iserlohn.
Auch die Spiele gegen die Süd-Staffel finden ohne Zuschauer statt. Gewöhnt man sich als Spieler langsam an diese besonderen Umstände?
Das ist einfach großer Käse, an den man sich nie gewöhnen wird. Unser Sport lebt von den Zuschauern und Emotionen, das fehlt jede Minute. Wir haben die besten Fans der Liga in Iserlohn. Jedes Auswärtsteam hat Respekt vor der Atmosphäre, dieser Heimvorteil fällt aktuell für uns weg.
Zum Abschluss noch eine kleine Prognose: Wie viele Punkte braucht Iserlohn für die Playoff-Teilnahme?
Das würde ich gerne beantworten, aber mit Statistiken beschäftige ich mich wenig. Natürlich ist Platz vier das Ziel, und wenn wir das nicht schaffen sollten, würde ich das auch als Niederlage empfinden. Aber die Playoffs sind nicht selbstverständlich für Iserlohn, deswegen ist viel Feuer im Team.