Luisa Pöhling ist seit 23 Jahren Mitglied beim SuS Olfen. Auf einen gigantischen Einsatz folgt der größte Titel. Irgendwann tauscht sie Staffelstäbe gegen Mundschutz und wird Rugby-Nationalspielerin.
Ihre Mitspielerin stürmt, das Rugby-Ei dicht an ihren Körper geklemmt, in Richtung gegnerisches Malfeld. Als gleich zwei Gegenspielerinnen andeuten sich auf die Ballträgerin zu stürzen, brüllt Luisa Pöhling von hinten: „Links, ich steh links.“ In letzter Sekunde gelingt es ihrer Mitspielerin, den ovalen Ball nach hinten zu werfen. Pöhling passt die Flugbahn des rotierenden Rugby-Eis perfekt ab, fängt das Oval und rennt los.
Die Kapitänin der „Divas“ – so nennen sich die Damen des Rugby Football Club Dortmund – kann von einer Gegenspielerin gestoppt werden. Das Turnierfinale in Göttingen liegt mittlerweile zwei Jahre zurück, die „Divas“ verlieren in allerletzter Sekunde.
Trotz der bitteren Niederlage schließt sich für Luisa Pöhling im Stadion in Göttingen aber ein Kreis: Genau zehn Jahre zuvor erlebt die Borkerin an diesem Ort auf spektakuläre Weise ihren größten sportlichen Erfolg in einer ganz anderen Sportart.
Mit acht Jahren beginnt Pöhling beim SuS Olfen mit Leichtathletik
Ursprünglich kommt die ehemalige Rugby-Nationalspielerin nämlich gar nicht aus dem Mannschaftssport, sondern ist erfolgreiche Leichtathletin.
„Nach so vielen Jahren in der Leichtathletik wollte ich eine Mannschaftssportart ausprobieren und Fußball war raus. Ich brauche meine Beine zum Rennen und kann dann nicht auch noch gegen einen Ball treten“, sagt die 31-Jährige mit einem Lachen.
Mit acht Jahren wechselt die Borkerin vom Kinderturnen in die Leichtathletikgruppe des SuS Olfen und entdeckt ihre Begeisterung fürs schnelle Laufen. „Der Trainer hat wohl damals schon zu meinen Eltern gesagt: „Die rennt gerne und springt hier rum, aber für den Stufenbarren ist sie nicht gemacht“, erzählt Pöhling.
Bereits mit 12 Jahren wird sie für die U16-Staffel nominiert, obwohl die Jugendlichen in dieser Altersklasse eigentlich zwischen 14 und 15 Jahre alt sind. Ihr damaliger Trainer, Olfens heutiger Vorsitzender Bernhard Bußmann, erinnert sich:
„Sie war ein unheimlich trainingsfleißiges Mädchen, an die man sich immer gerne zurückerinnert. Luisa ist immer am Anschlag gelaufen und auch wenn Leichtathletik eine Einzelsportart ist, muss man ihr eine Sache ganz hoch anrechnen: Wenn es zur Staffel gekommen ist, hat sie sich für die anderen zerrissen“.

Luisa Pöhling (hinten links) bei einem Wettkampf in Sindelfingen. © SuS Olfen
Nach den Abiturfeiern zur Deutschen Meisterschaft
Damit spielt das Leichtathletik-Urgestein auf einen ganz bestimmten Wettkampf im Jahr 2009 im Stadion in Göttingen an. Bei den Deutschen Meisterschaften der U23 steht die Staffel um Schlussläuferin Luisa Pöhling im Finale. „Es war ein extremes Wochenende“, erinnert sich die Borkerin.
„Ich hatte meine Abiturfeier: Freitagabend die Abi-Entlassungs-Feier, Samstag war ich den ganzen Tag beim Friseur und abends gab es dann die große Abiparty bis spät in die Nacht. Der Sonntagmorgen vor dem Wettkampf war schrecklich“, erzählt Pöhling mit einem Lachen.
Zum Glück sind ihre Staffel-Kolleginnen an jenem Nachmittag in Top-Form und Pöhling bekommt den Stab mit einer Sekunde Vorsprung übergeben. „Die Gegnerin war eine der Schnellsten und auf dem Papier, auch schneller als ich“, erinnert sich die Borkerin.
„Ich bin noch nie so schnell gelaufen und habe den Vorsprung tatsächlich ins Ziel gerettet“, sagt Pöhling, die ihrer Staffel damit den Deutschen Meistertitel über die 4x400-Meter sichert. Für ihren Trainer bis heute ein unvergesslicher Augenblick. „Die ist nach der Ziellinie wirklich zusammengebrochen und Sanitäter mussten kommen. Später hat sie es aber noch irgendwie zur Siegerehrung geschafft“, sagt Bußmann.
Insgesamt betreut der SuS-Vorsitzende die Top-Athletin zwölf lange Jahre lang, bis sie 2014 die Sportart wechselt. „Ich habe nach dem Beginn meines Studiums schon weniger gemacht. Schule und Leistungssport gingen, aber mit der Uni war es schon sehr aufwendig“, sagt die Borkerin.

Luisa Pöhling (2. v.l.) bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin. © SuS Olfen
SuS-Olfen-Vorsitzender: „Sie ist ein besonderer Mensch“
Im Rugby knüpft Pöhling an den sportlichen Erfolg an, macht sogar ein Spiel für die deutsche Rugbynationalmannschaft. Für die Zukunft will sich die Borkerin aber auf ihre Vereinslaufbahn konzentrieren.
„Es war natürlich eine Ehre für die Nationalmannschaft zu spielen und das Trikot überzustreifen. Am meisten macht es mir aber Spaß, mit den Divas und den Ruckoons zu spielen“, sagt die 31-Jährige.

Luisa Pöhling (l.) im Trikot der Rugby-Bundesliga-Mannschaft Ruckoons. © Schröder
Die Rugby Ruckoons sind eine Rugby-Bundesliga-Mannschaft mit Frauen aus Vereinen in ganz NRW, deren Hauptverein der RFC Dortmund ist. „Dass wir mit den Mannschaften bald mal wieder auf dem Platz stehen können, ist momentan sportlich mein größter Wunsch“, sagt Luisa Pöhling.
Ihr ehemaliger Trainer Bernhard Bußmann hofft, dass die Borkerin nach ihrer aktiven Laufbahn dauerhaft zum SuS Olfen, bei dem sie seit 23 Jahren Mitglied ist, zurückkehrt.
„Sie ist ein besonderer Mensch und ich würde sie gerne mehr einbinden. Sie kennt den ganzen Verein und hat die Fachkompetenz, um die Leichtathletik zu übernehmen. Das würde ich ihr ganz klar zutrauen“, sagt Bernhard Bußmann.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.
