
© Sebastian Reith
Je länger die Corona-Pause, desto wahrscheinlicher wird Westfalia Vinnums Klassenerhalt
Coronavirus
Mitten im Abstiegskampf stoppt das Coronavirus den Fußball. Westfalia Vinnums Spieler halten sich individuell fit, auch wenn nicht klar ist, wann nochmal gespielt wird.
Gerade hatte Westfalia Vinnum mit einem Sieg gegen Röllinghausen neuen Mut im Abstiegskampf der Fußball-Kreisliga A2 Recklinghausen gefasst. Dann wurde der Tabellen-14., der immer noch den Relegationsplatz bekleidet, wie alle anderen Teams aus dem Rhythmus geworfen. Die Corona-Pandemie unterbrach den Spielbetrieb. Der folgende Spieltag am 15. März fiel ins Wasser.
Mittlerweile glaubt man in Vinnum nicht mehr daran, dass die Saison eine Fortsetzung erfährt. „Ich gehe davon aus, dass die Saison nicht zu Ende gespielt wird“, sagt Trainer Michael Nachtigall. Mannschaftstraining und Spielbetrieb ruhen. Dass direkt nach dem 19. April - so lange ist die Saison vorerst unterbrochen - Spiele stattfinden, ist unwahrscheinlich. Nachtigall: „Das Risiko ist auch in vier Wochen noch da. Ob es dann so gut ist, dass sich alle Fußballer wieder treffen?“
Vinnums Spieler sollen dem Trainer zurückgelegte Kilometer nachweisen
Trotzdem sollen sich die Spieler des abstiegsbedrohten Klubs für den Ernstfall auf dem Platz selbstständig fit halten. „Seriös kann niemand etwas voraussagen. Die Jungs sollen sich alleine bewegen - zusammen geht es ja nicht“, sagt Nachtigall. Drei Mal pro Woche sollen die Spieler Joggen gehen. Normalerweise hätte die Mannschaft ja auch drei Mal in der Woche trainiert.
Die Laufstrecken, die die Spieler mit dem Smartphone und einer App nachvollziehbar machen, sollen sie Nachtigall als Nachweis zusenden. „Es wäre schlecht, wenn die Truppe in einem körperlich katastrophalen Zustand zurückkommt“, sagt der Sportliche Leiter Patrick Roser, zugleich auch Torhüter der Mannschaft.
Roser rechnet nicht damit, dass in den nächsten drei Monaten Fußball gespielt werden kann. „Wenn es blöd läuft, gibt es das ganze Jahr kein Fußball. Was dann?“, fragt Roser, der in seiner Funktion zusätzlich auch noch die Mannschaft für die kommende Saison zusammenstellen muss, bei dem Thema aber gelassen reagiert. „Wir haben den Vorteil, früh unsere Hausaufgaben gemacht zu haben. Treffen mit neuen Spielern zu vollziehen, ist natürlich nicht möglich“, sagt Roser.
Coronavirus beeinträchtige Vinnumer Kaderplanungen nicht
Er stellt klar: „Wir planen für die A-Liga!“ Trotz Platz 14. Eigentlich wollte Vinnum in der Rückrunde eine große Aufholjagd starten, um den Klassenerhalt frühzeitig zu schaffen. Doch mit zehn Punkten auf dem Konto haben die Vinnumer nicht unbedingt gute Argumente gegenüber Neuverpflichtungen. Roser widerspricht: „Ob ich jetzt sechs Punkte mehr auf dem Konto habe, ist egal. Es geht bei Gesprächen um das gesamte Konstrukt Westfalia Vinnum.“

Patrick Roser befürwortet eine Annullierung der Saison. © Timo Janisch
Roser spricht sich dafür aus, dass die angebrochene Saison annulliert wird. „Es wäre die fairste Lösung, wenn es sie nie gegeben hätte und wir irgendwann von vorne starten könnten“, sagt er. Damit würde man aber Teams wie Tabellenführer Genclikspor Recklinghausen, die in der Vinnumer Liga die Tabelle klar anführen, verprellen. Roser: „Wir haben eine Ausnahmesituation.“ Ob es nicht fairer wäre, einen vermehrten Aufstieg zuzulassen? Für Roser stellt sich die Frage aller Fragen: „Wo zieht man dann die Grenze? Bei fünf Punkten Vorsprung? Bei zehn Punkten?
Kreis Recklinghausen spielt mit zwei Szenarien
Der Fußballkreis Recklinghausen hält einem Bericht der „Recklinghäuser Zeitung“ zufolge zwei Szenarien für wahrscheinlich: Erstens, die Saison vor dem 1. Juli doch noch zu Ende zu bringen. Oder zweitens, die aktuelle Tabelle einzufrieren, aktuelle Tabellenführer zu Aufsteigern zu erklären und bei Verzicht auf Absteiger die Liga aufzustocken.
Den Vinnumern, die nach heutigem Stand ein Relegationsspiel um den Klassenerhalt mit dem TuS Sinsen II, dem Drittletzten der Parallelstaffel, um einen A-Liga-Startplatz austragen müssten, würde die zweite Regelung in die Karten spielen. Der Direktabstieg wäre nicht mehr möglich und auch den nervenaufreibenden Entscheidungsspielen gehen die Vinnumer aus dem Weg. Den Klassenerhalt würden auch die Vinnumer am liebsten aber sportlich einfahren.
„Es gibt ganz viele Aspekte, die man beachten muss“, sagt Nachtigall, der auch eine Annullierung für denkbar hält. „Irgendwie muss der Verband eine Entscheidung treffen.“ Diese dürfte sich in den nächsten beiden Wochen mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Lage mindestens andeuten, vielleicht sogar fallen. Aber Nachtigall sagt auch deutlich, was viele derzeit denken: „Fußball ist derzeit eigentlich so unwichtig!“
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
