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Ex-Olfener spielt in der Kreisliga A - und träumt von der amerikanischen Profiliga
Fußball
Eigentlich ist er zu gut für die Kreisliga A. Doch der mehrmalige Ex-Olfener spielt trotzdem dort. Dabei will der 21-Jährige durchaus noch hoch hinaus. Wir haben den Spieler porträtiert.
Die 0:2-Niederlage von Westfalia Vinnum vom Wochenende gegen den SV Borussia Ahsen war kein Spiel, an das sich die Zuschauer noch lang erinnern werden. Es war eher eine durchschnittliche Partie in der Fußball-Kreisliga A. Bemerkenswert war allerdings, dass ein ehemaliger Olfener wesentlich zum Auswärtssieg der Ahsener beitrug. Und der hat einen eher ungewöhnlichen Werdegang hinter sich.
Denn für die Borussia lief Niklas Laudahn auf. Der 21-Jährige ist ein alter Bekannter in Olfen, nicht weil er dort geboren ist, sondern weil er schon mehrere Male für den SuS Olfen aktiv war, wenn auch immer nur vorübergehend.

Niklas Laudahn spielt für die Franklin Pierce University. © FPU Athletics
Eigentlich ist Laudahn Student in den USA. An der Franklin Pierce University, eine Autostunde nordwestlich von Boston im Bundesstaat New Hampshire gelegen, schloss Laudahn sein Studium in Business Management ab. Bis dahin verbrachte er zuweilen die Semesterferien in der Heimat, genauer gesagt in Olfen, wo er wohnt.
Niklas Laudahn trainiert beim SuS Olfen mit
Und um sich während der Semesterferien fitzuhalten und im Fußballtraining zu bleiben, trainierte Laudahn kurzerhand unter dem früheren Trainer Norbert Sander beim SuS Olfen mit - und lief, wenn auch nur einige Male, für den Bezirksligisten auf. „Sowohl dem SuS Olfen als auch mir war klar, dass es bei wenigen Einsätzen bleibt“, erzählt Laudahn. Allen Beteiligten sei bewusst gewesen, dass es nur eine Übergangslösung für die Überbrückung der Semesterferien sein wird.
Jetzt ist er erneut hier - und wegen der Corona-Pandemie bleibt das auch erst einmal so. Die aktuelle Lage lässt nicht zu, dass Laudahn an die Universität zurückkehrt. An diesen Gedanken musste sich Laudahn aber erst einmal gewöhnen. „Damit musste ich erst mal klarkommen, dass ich zunächst nicht zurückgehen kann.“ Dieser Prozess habe einige Zeit gedauert. „Jetzt bin ich aber an dem Punkt angekommen, an dem ich mich wohlfühle“, so Laudahn.
Wegen des länger währenden Deutschland-Aufenthalts entschied sich der 21-Jährige erneut dazu, einem Fußball-Klub beizutreten. Doch dieses Mal entschied sich Laudahn nicht für den SuS Olfen. Seine Wahl fiel diesmal auf den SV Borussia Ahsen. Dort wohnte Laudahn in seinen ersten Lebensjahren und der SVB war auch der erste Verein, dem Laudahn beitrat. „Das ist meine fußballerische Heimat“, sagt er. Für die Borussia läuft Laudahn nun in der Kreisliga A auf.
Laudahn läuft 42 Mal in der Juniorenbundesliga auf
Eigentlich ist der gelernte defensive Mittelfeldspieler zu gut für diese Liga. Schließlich hat Laudahn als B-Jugendlicher für Rot-Weiss Essen und in der U19 beim 1. FC Mönchengladbach 42 Einsätze in der Juniorenbundesliga gesammelt - eine sportliche Vita, die normalerweise für höhere Klassen als die A-Liga ausreicht.
Das Niveau der Universitäts-Liga vergleicht Laudahn mit der heimischen Regionalliga - das sind fünf Ligen höher als die Kreisliga A.
Aber während Laudahn in Deutschland ist, geht es ihm nicht darum, möglichst hoch zu spielen. „Meine Freunde haben mich überredet, mich wieder hier in Ahsen anzumelden.“
Angebote von höherklassigen Vereinen hatte es dabei aber sehr wohl gegeben. Laudahn hatte Kontakt zu verschiedenen Westfalen- und Oberligisten, absolvierte dort auch Probetrainings, aber entschied sich letztlich für seinen Heimatklub, um bei der Borussia spielen. „Ich konnte den Klubs nicht für eine oder sogar Saisons fest zusagen“, berichtet Laudahn.
Um die 500 Zuschauer besuchen Spiele der Franklin Pierce Ravens
Wegen der unsicheren Lage hätte er sonst möglicherweise den Klub mitten in der Saison verlassen müssen. „Das wollte ich aber nicht. Da habe ich gesagt, dass ich sportlich lieber etwas kürzer trete und mich mehr auf das Berufliche und meine sozialen Kontakte konzentriere“, sagt Laudahn, der in verwaltender Tätigkeit in einem Berufsorientierungsprogramm arbeitet.

Häufig besuchen mehrere hundert Zuschauer die Spiele der Franklin Pierce Ravens. © FPU Athletics
In der Kreisliga A ist die Anzahl der Zuschauer meist sehr überschaubar. Auch das war in den USA etwas anders. Zu den Spielen der Franklin Pierce Ravens sind meist um die 500 der 2000 Campus-Studenten im Stadion, bei Lokalduellen sind es noch mehr Zuschauer. Mit den Ravens schloss der technisch versierte Laudahn auf dem 7. Platz von 212 Mannschaften ab - ein mehr als ordentliches Ergebnis.
Aber auch persönlich war die Saison ein Erfolg für den Rechtsfuß. Nach dem Saisonende wurde Laudahn in das Second-Allstar-Team, der zweitbesten Auswahlelf der East Region, der Liga gewählt. Damit gehört er zu den sechs besten Mittelfeldspielern der Region, in der die Ravens antreten.
Und Laudahn wurde noch eine weitere Auszeichnung zuteil: In der Kategorie, die sportliche mit schulischen Leistungen koppelt, wurde er in die erste Elf gewählt. „Es ist schön zu sehen, dass gewürdigt wird, wenn man sich auch beim Lernen voll reinhängt“, meint Laudahn.
Studenten haben ein eng getaktetes Programm
Dabei ist der Takt der Studenten, die wie Laudahn Teil der Uni-Teams sind, ein hoher. Morgens ist Training, anschließend geht es in die Vorlesungen, danach stehen medizinische Behandlungen auf dem Programm.

Niklas Laudahn erhielt mehrere Auszeichnungen für seine Leistungen auf und neben dem Feld. © FPU Athletics
Außerdem treten die Mannschaften zwei Mal die Woche zu Wettkämpfen an. Durch die langen Distanzen müssen die Teams teilweise mehrstündige Busfahrten in Kauf nehmen und einen Tag früher anreisen. „Zu Glück erhalten wir viel Unterstützung“, erzählt Laudahn. „Die Professoren haben Verständnis und verlängern schonmal die Abgabefristen.“
Auch wenn Laudahn mal nicht auf dem Fußballfeld steht, in Vorlesungen sitzt oder Prüfungen büffelt, dreht sich vieles um Sport. So spielt er in seiner Freizeit gerne Tischtennis. Oder er schaut sich an, wenn andere Sport machen. Dazu zählen nicht nur Besuche von Spielen anderer Uni-Mannschaften.
Durch die Nähe zu Boston ist das Angebot, einige Partien der besten Sportligen der Welt zu verfolgen, groß. So hat Laudahn schon einige Spiele der NBA-Basketballer der Boston Celtics, der Footballer der New England Patriots und - natürlich - der MLS-Fußballer von New England Revolution gesehen. „Das sind Mega-Events“, berichtet Laudahn.
Stand jetzt geht es in die USA zurück
Auch wenn sich Laudahn in Deutschland wieder gut eingelebt hat, soll es demnächst mit dem Studium in den USA weitergehen. „Stand jetzt ist das Option A“, sagt der bald 22-Jährige. Hier zu bleiben liege aber auch im Bereich des Möglichen. „Zurzeit ist das alles eine Momentaufnahme“, so Laudahn.
Wenn er hier bleiben sollte, will es Laudahn dann aber doch in einer höherklassigen Liga probieren. Sein Traum aber ist aber ein anderer: „Wenn ich gefragt würde, würde ich sagen, ich möchte in die MLS.“ Eines steht für den ehemaligen Olfener aber in jedem Fall fest: „Egal wo, ich möchte nochmal angreifen“, sagt Niklas Laudahn, „und das werde ich auch tun!“
Ist zum Studium ins Ruhrgebiet immigriert - und geblieben. Vielseitig interessiert mit einer Schwäche für Geschichten aus dem Sport, von vor Ort und mit historischem Bezug.
