Coronavirus hat enorme Folgen für Badminton-Bundesligist Lüdinghausen

© Sebastian Reith

Coronavirus hat enorme Folgen für Badminton-Bundesligist Lüdinghausen

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Union Lüdinghausen ist seit 17 Jahren ununterbrochen Badminton-Bundesligist. Nun bedroht die Corona-Krise den Traditionsverein. Manager Michael Schnaase hält Absagen trotzdem für richtig.

Selm

, 01.04.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Michael Schnaase ist nicht nur Vorsitzender von Union Lüdinghausen. Der mehrfache deutsche Badmintonmeister ist auch Teammanager der Bundesliga-Mannschaft von Union, die sich auf der Saisonzielgeraden befand, als das Coronavirus die Saison aussetzen ließ. Mehrere Akteure kamen für die Spiele in Tokio infrage, die um ein Jahr verschoben wurden. Der 70-Jährige spricht im Interview über Folgen, Herausforderungen und ungeklärte Fragen der Krise.

Herr Schnaase, im Badminton gab es die erste coronavirus-bedingte Absage in Deutschland bereits Ende Februar, als die German Open in Mülheim Anfang März gestrichen wurden. Wusste man im Badminton schon eher, was auf uns zukommt, weil der Sport in Ostasien populär ist, einem der geografischen Schwerpunkt der Pandemie?

Das weiß ich nicht. Die Absage der German Open, immerhin die größte Badminton-Veranstaltung in Deutschland, haben die Stadt Mülheim und das Gesundheitsamt veranlasst. Ende Februar ging es so langsam los mit Absagen - danach kam alles erst so richtig ins Rollen. Bis zum 31. Mai sind sämtliche Turniere und der gesamte Spielbetrieb abgesagt. Bis dahin wird nichts stattfinden.

Welche Auswirkungen gibt es auf das Bundesliga-Team von Union Lüdinghausen?

Es hat natürlich große Auswirkungen auf die Bundesliga. Wir hätten an den letzten zwei Spieltagen noch Heimspiele gehabt. Die sind gecancelt. Dann sollten die Playoffs kommen. Aber ob das alles stattfindet und wir die Playoffs spielen werden, weiß ich nicht. Wahrscheinlich wird die Bundesliga nicht weitergespielt, aber sicher kann Ihnen das keiner sagen. Gerade bei den Heimspielen am Saisonende und in den Playoffs, wo wir auch ein Heimspiel gehabt hätten, wäre die Halle voll. Da kommen bestimmt 500 Zuschauer.

Welche finanziellen Einbußen befürchten Sie?

Das kann ich nicht beziffern. Es tut dem Verein aber weh. Alle Sportvereine nagen knapp am Limit. Die Bundesliga bringt erhebliche Kosten mit sich. Die vielen Fahrten kosten Geld, die Jugendarbeit ist auch kostenintensiv. Und was man nicht unterschätzen darf: Badminton ist die Sportart mit den höchsten Ballkosten. Federbälle gehen schnell kaputt. Da wird auch schon mal ein fünfstelliger Betrag pro Jahr fällig. Zahlen zum Etat geben für aber für gewöhnlich auch nicht raus. Wir sind ein kleiner Ort, der seit 17 Jahren ununterbrochen in der Bundesliga spielt. Wir brauchen die heimische Wirtschaft. Erst dieses Jahr haben wieder zwei Vereine aus finanziellen Gründen aus der Bundesliga zurückgezogen. Trotzdem können wir die Maßnahmen, die getroffen wurden, nur unterstützen.

Wie geht es Ihren Spielern? Und wie halten Sie aktuell Kontakt?

Denen geht es gut. Alle sind gesund. Wir halten Kontakt per Whatsapp und Skype - das geht mit dem Handy ja heutzutage alles sehr gut. Wir müssen jetzt auch schon für die neue Saison planen, was schwer ist, da wir nicht wissen, wann es wieder losgeht. Wir müssen mit Spielern Verträge verlängern oder nach neuen Spielern Ausschau halten. Und Sponsoren haben im Moment auch eine Menge Probleme.

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Union Lüdinghausen hat einen international besetzten Kader. Wo halten sich die Spieler derzeit alle auf und wie halten sie sich fit?

Normalerweise trainieren die Spieler an ihren Stützpunkten. Die sind aber momentan alle geschlossen. Deswegen müssen sich die Spieler so fit halten. Nick Fransman und Jelle Maas befinden sich in den Niederlanden, Robert Blair und Ciara Torrance wieder in Schottland, Iris Wang in den USA und unserer Österreicher Roman Zirnwald darf ja auch nicht reisen. In Österreich ist es ja auch ganz schlimm.

Wie bewerten Sie die Olympia-Verschiebung?

Es war nur logisch, diesen Schritt zu gehen. Es wäre sonst Wettbewerbsverzerrung gewesen, weil in anderen Ländern ja noch trainiert wird. Ich war vor vier Jahren bei meiner Tochter in Rio - da sind so viele Menschen zusammengekommen aus verschiedenen Richtungen. Ich hoffe, dass es in einem Jahr dann besser aussieht.

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Welche Ihrer Spielerinnen und Spieler hätten Chancen gehabt?

Yvonne Li, deutsche Meisterin im Einzel, wäre dabei gewesen. Linda Efler im Damen-Doppel hätte gute Chancen gehabt. Dann noch Kai Schäfer im Herren-Einzel und Jelle Maas im Herren-Doppel. Sicherer Starterin wäre auch Valeska Knoblauch gewesen. Sie ist amtierende Europameisterin und eine der weltbesten Parabadmintonspielerinnen. Sie wäre als beste Deutsche sicherlich zu den Badminton-Paralympics gefahren, die an die Olympischen Spiele anschließen.

Welche Fragen sind ungeklärt für Tokio 2021?

Ich habe gelesen, dass es organisatorisch große Probleme gibt, weil die gebauten Wohnungen im Olympischen Dorf eigentlich verkauft werden sollten. Dann stellt sich die Frage, ob die bisherigen Leistungen anerkannt werden. Die Spielerinnen und Spieler haben ein Dreivierteljahr großer Entbehrungen auf sich genommen, um sich zu qualifizieren. Zählt das nun oder zählt es nicht?