Zweimal erstarrte Philipp Sandhowe. Noch Sekunden nachdem der Ball des TuS Hiltrup nach einer Ecke in die Maschen des Torhüters des FC Nordkirchen eingeschlagen war, verharrte der Keeper in der Abwehrpose, ohne eine Chance auf eine Parade gehabt zu haben. Und nach dem Abpfiff des Fußball-Westfalenliga-Spiels saß der Torwart minutenlang auf dem Boden, der Blick ausdruckslos auf ein unsichtbares Ziel geheftet.
Die Enttäuschung darüber, dass der FCN trotz einer wieder ordentlichen Leistung zum dritten Mal mit leeren Händen dastand, war einfach groß. „Für mich war es eigentlich ein typisches Unentschieden-Spiel. Hiltrup hatte bis auf die Ecke und den Elfmeter nichts an Chancen“, meinte Sandhowe. Vier Minuten nach der Pause hatte Hiltrup das 0:1 aus Nordkirchener Sicht erzielt, bei dem es bis zum Ende blieb. Danach hätte der TuS eben per Elfmeter den Sack zumachen können, doch Keeper Sandhowe hielt seine Farben im Spiel.
In der Folge wurde Nordkirchen etwas stärker, aber nicht zwingend genug. „Nach dem Tor haben wir ein bisschen versucht, Fußball zu spielen. Vorher waren es viele lange Bälle und Zufallsprodukte. Aktuell fehlt uns vorne etwas die Durchschlagskraft“, analysierte der Rückkehrer vom SV Herbern. „Bis zum Sechzehner spielen wir ganz gut, aber an zwingende Torchancen kann ich mich nicht erinnern.“
Die Gelegenheiten, die sich die Schlößer erspielten, waren am Ende einfach nicht genug, um den Ausgleich und den ersten Westfalenliga-Punktgewinn zu erzwingen. Dabei hatte auch der Oberliga-erfahrene Sandhowe gehofft, dass der gehaltene Elfmeter der Turnaround sein könnte: „Ich dachte, dass das vielleicht der Wendepunkt sein könnte, weil auch noch genug Zeit zu spielen war, dass dann auch noch mal ein Ruck durch die Mannschaft geht.“
Am Ende blieb es aber bei der knappen Niederlage. Sandhowe machte dafür auch ein wenig Naivität des Teams aus. „Hier in der Liga hat man dann Leute, die sind genau so groß und genau so kopfballstark. Da müssen sich alle mal die Augen öffnen und sehen, dass wir in der Westfalenliga sind und nicht mehr in der Landesliga, wo es mit Juhu reicht“, meinte der 32-Jährige.
FC Nordkirchen zur SG Bockum-Hövel
Der Schlussmann verordnete seiner Mannschaft nun eine Portion Gier, die er ein wenig vermisste. „Im Endeffekt müssen wir weiter hart an uns arbeiten und das Glück erzwingen“, so Sandhowe. „Wir müssen auch einfach mal auf der anderen Seite das Tor wollen: Nicht nur unser Tor mit aller Macht verteidigen, sondern auf der anderen Seite mit aller Macht wollen. Wir müssen geil drauf sein, Tore zu schießen und das vermisse ich aktuell ein bisschen.“
Vielleicht kommt da der nächste Auswärtsgegner am Sonntag (15 Uhr) ganz gelegen: In der vergangenen Saison besiegte der FC Nordkirchen den späteren Meister und Mitaufsteiger SG Bockum-Hövel zweimal. „Wir müssen jetzt einfach langsam anfangen zu punkten, weil wir sonst der Melodie hinterherrennen“, forderte Sandhowe. „Bockum-Hövel ist, denke ich, eine Mannschaft auf Augenhöhe, mit der man mithalten kann. Da müssen wir definitiv drei Punkte anvisieren.“
Denn auch dem Keeper war klar, dass die Herausforderung in der Westfalenliga mit jedem nicht gewonnenen Spiel größer wird. „Wir müssen nicht panisch werden. Wenn wir aber nach dem siebten Spieltag da stehen und sagen keine Panik...“, deutete Sandhowe an, dass die Zeit dann knapp werden könne. „So langsam brauchen wir das für die Mannschaft, damit wir auch wieder Selbstvertrauen kriegen. Ein Erfolgserlebnis wäre einfach gut, damit wir wieder mit breiter Brust antreten können.“ Es wäre eine mögliche Wende, die der FC Nordkirchen gegen den TuS Hiltrup noch verpasste.
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