Ein klassischer „Wandervogel“ ist Mario Plechaty – gerade als Trainer – ganz sicher nicht. In Mengede stand er einst gut sieben Jahre lang an der Seitenlinie, danach knapp sechs Jahre beim Lüner SV. Und nach seiner kurzen Zwischenstation beim FC Iserlohn coacht er nun bereits seit drei Jahren sehr erfolgreich den „kleinen“ FC Nordkirchen, mit dem er in der kommenden Saison in der Fußball-Westfalenliga antritt. Viel erlebt hat er dennoch. Dass Spieler immer häufiger mit teils fragwürdigen Begründungen ihre Zusagen an Vereine brechen, hat er auch registriert, wenngleich eher im Umfeld als bei seinen Vereinen selbst.
„Mir selbst ist es zum Glück sehr, sehr selten passiert“, erzählt Plechaty. „Gerade hier in Nordkirchen kann ich so gut wie nichts Schlechtes berichten. Aber man kriegt natürlich viel mit.“ Die aktuelle Problematik betreffe seiner Ansicht nach „mehr so die junge Generation. Für mich ist das auch eine Erziehungssache.“
Ehrlich zu sein und zu seinem Wort zu stehen, seien Werte, die vor allem durch das Elternhaus vermittelt werden müssten. Wie sich Amateurfußballer dann bei Gesprächen mit aktuellen und potenziellen Vereinen verhalten, sei eine „Charakterfrage“ und „von Spieler zu Spieler unterschiedlich“.
Familie kommt für Mario Plechaty immer zuerst
Plechaty glaubt, selbst ein gutes Gespür für die Kicker zu haben. „Man merkt früh, ob ein Spieler unsicher ist. Allgemein fällt mir auf, dass junge Spieler heutzutage sehr schnell verunsichert sind, weil sie sich viel mehr unter Druck setzen als früher noch“, sagt der 51-Jährige, der selbst einen Bundesligaeinsatz als Spieler für Borussia Dortmund absolvierte.
„Die denken alle schon mindestens drei Jahre voraus und fragen sich, wo sie dann vielleicht studieren oder arbeiten könnten. Doch ich würde sagen: Lasst es doch erstmal auf euch zukommen“, so Plechaty weiter. Folge des Drucks, den sich die Spieler selbst auferlegen, seien dann eben „Wischi-Waschi-Aussagen“ in Gesprächen mit den Klubs.
Bei seinen Vereinen im Allgemeinen und beim FC Nordkirchen im Besonderen könnten sich Spieler aber sicher sein, dass auf mögliche Veränderungen der Lebenssituation Rücksicht genommen wird. „Da gehen wir natürlich drauf ein. Für mich ist ganz klar: Als erstes kommt die Familie, dann der Beruf und dann erst der Fußball als Hobby“, stellt Plechaty klar. Von den Spielern erwarte er im Gegenzug eben Ehrlichkeit über die eigenen Pläne und Ambitionen.

Dass es hin und wieder kurzfristige Absagen gebe, gehöre allerdings auch zum Geschäft. Wichtig sei in solchen Situationen immer ein persönliches Gespräch. Offizielle Erklärungen wie „berufliche“ oder „private Gründe“ hält Plechaty häufig für Ausreden. „Leider haben viele heutzutage nicht den Arsch in der Hose, um dann mal anzurufen oder hinzufahren, um das persönlich zu besprechen“, beklagt er.
Spieler sagte Lüner SV und FC Nordkirchen ab
Obwohl sie bei ihm nicht zum Alltag gehören, hat auch Mario Plechaty schon unschöne Erfahrungen mit geplatzten Vereinswechseln gemacht. „Ein Spieler hat das sogar zweimal mit mir gemacht. Einmal wollte ich ihn zum Lüner SV holen, beim zweiten Mal zum FC Nordkirchen. Er war dann für mich auch telefonisch nicht mehr zu erreichen, obwohl er genau wusste, weshalb ich ihn anrufe“, erinnert er sich.
Und auch er selbst sei während seiner aktiven Spielerlaufbahn keinesfalls unfehlbar gewesen – vielleicht ein Grund, warum Ehrlichkeit heute so wichtig für den Trainer ist. „Ich habe selbst mal so einen Fehler gemacht“, erzählt Plechaty. „Damals habe ich kurz vor Toresschluss bei einem Verein einen Rückzieher gemacht. Ich hatte zu der Zeit natürlich meine Gründe. Aber noch heute habe ich ab und zu ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran zurückdenke.“
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