
© Nico Ebmeier
„Irgendwann war klar, dass wir das gewinnen“: Amos Pieper plaudert über unglaubliche Saison
Fußball
Es war eine Spielzeit, die Amos Pieper wohl niemals vergessen wird. Erst schaffte er mit Arminia Bielefeld den Bundesliga-Klassenerhalt und dann holte sich der Nordkirchener den EM-Titel.
Er könne sich diese Videos eigentlich gar nicht oft genug anschauen, sagte ein sichtlich gefasster Amos Pieper, als er den Highlight-Clip seiner besten Momente der U21-EM und der Bundesliga-Saison sah. Beim Gratulations-Empfang im Nordkirchener Bürgerhaus plauderte der frischgebackene Fußball-Europameister aber auch über viele andere ganz besondere Geschichten.
„Es war ja eigentlich unglaublich, dass wir da überhaupt ins Finale gekommen sind“, war das Erste, was er den anwesenden Vereinen und Fanklubs erklären wollte. Denn tatsächlich wurde der deutschen U21-Nationalmannschaft vor dem Turnier wohl eher das Vorrunden-Aus als der EM-Titel zugetraut. „Alle haben immer gesagt, dass wir ein schwacher Jahrgang sind und dass wir in den großen Spielen gegen Spanien oder Frankreich keine Chance haben werden. Aber wir waren eine Mannschaft mit einem unglaublichen Zusammenhalt. Das hatten die anderen eben nicht.“
Und so spielte sich die DFB-Auswahl bekanntlich in einen Rausch, schlug erst Dänemark im Elfmeterschießen und dann hoch souverän die Junioren aus den Niederlanden und Portugal. Und gerade dieser Nervenkrimi im Viertelfinale schien Pieper und Co. nochmal einen echten Schub gegeben zu haben. „Das hat uns extrem zusammengeschweißt. Aber plötzlich klappte dann auch alles und irgendwann war klar, dass nur wir dieses Ding gewinnen können“, schaut der Innenverteidiger gerne zurück.
Amos Pieper wird zum besten Verteidiger der EM
Dabei war es auch Amos Pieper selbst, der vor einem knappen Monat erst einen Strafstoß gegen Dänemark sicher verwandelte und sich dann zum wohl besten Verteidiger des Turniers spielte. Und das, obwohl bei den Gegnern Stürmer spielten, dessen Marktwert in den hohen zweistelligen Millionenbereichen lagen. „Ehrlich gesagt war kein Spieler so richtig herausfordernd“, sagte der Nordkirchener lachend auf die Frage, gegen wen es besonders schwer war.
„Nico Schlotterbeck und ich haben das einfach sehr gut gemacht und dann hatten wir gar nicht so viel zu tun.“ Einzig vom dänischen Angreifer Wahid Faghir, der Pieper im Viertelfinale beim 1:0 ziemlich alt aussehen ließ, hatte der Innenverteidiger nachträglich ein paar Albträume.

Vom BVB-Fanclub Nordkirchen bekam Amos Pieper einen Schal und eine Tasse. © Nico Ebmeier
Besonders wichtig war Amos Pieper beim Empfang am Montagnachmittag aber trotz des wahnsinnigen Erfolgs immer wieder zu betonen, dass er „Amos bleibt“ und jederzeit gerne nach Nordkirchen zurückkommt. Egal, ob er nun im Signal Iduna Park, in der Allianz Arena oder dem Stozice Stadion von Ljubljana kickt. „Das hier sind die Gesichter, die mich in meiner ganzen Karriere begleitet haben“, schwärmt der Wahl-Bielefelder, der klar merkt, dass der Hype um seine Person auch in der Heimat immer größer wird.
„Das fing ja erstmal damit an, dass ich plötzlich in der ProSieben-Werbung zu sehen war und da fragte mich sogar eine Freundin, ob ich jetzt irgendwie bei Germanys Next Topmodel teilnehme“, erzählt der 23-Jährige mit einem großen Grinsen. „Aber auch sonst werde ich mittlerweile schon häufiger angesprochen oder die Leute wollen mal ein Foto mit mir machen. Das ist alles schon ein bisschen verrückt.“

Sein erster Verein, der FC Nordkirchen, übergab dem Europameister eine große Foto-Collage. © Nico Ebmeier
Sogar kurz vorm Spiel denkt der Bundesliga-Spieler immer wieder noch an seine Familie und Freunde aus Nordkirchen. „Ich wurde schon oft gefragt, wieso ich bei der Nationalhymne meistens so lache. Das ist ein immer kleiner Gruß in die Heimat, an alle, die zuschauen“, erklärt er. Und zumindest beim EM-Finale scheinen diese Grüße auch bei einigen angekommen zu sein, denn nach dem Europameister-Titel hatte Pieper gleich 122 Glückwunsch-Nachrichten bekommen. Die meisten davon von Bekannten aus der Umgebung.
Gebürtig aus dem wunderschönen Ostwestfalen zog es mich studienbedingt ins Ruhrgebiet. Seit ich in den Kinderschuhen stand, drehte sich mein ganzes Leben um Sport, Sport und Sport. Mittlerweile bin ich hierzulande ansässig geworden und freue mich auf die neuen Herausforderungen in der neuen Umgebung.
