Bei der Kadergröße scheiden sich bekanntlich die Geister: Der ehemalige Cheftrainer Heiko Ueding war am Schloss bekannt dafür, eher mit einem kleinen Kader zu trainieren. Wer 25 und mehr Spieler in seiner Fußballmannschaft hat, gehört dagegen schon zu den Trainern mit Luxusproblemen. Mario Plechaty, Uedings Nach-Nach-Nachfolger beim FC Nordkirchen, legt für die Premierensaison des Neu-Westfalenligisten in dieser Spielklasse noch einen drauf: 30 Mann bilden die dicke Spielerdecke.
Es dürfte ein Kunststück werden, diesen großen Kader des Westfalenliga-Aufsteigers bei Laune zu halten. Schließlich stehen von den 30 Akteuren auch 19 nicht in der Startelf, mindestens 14 werden an einem Spieltag nicht spielen, sofern Plechaty das Wechselkontingent ausreizt. „Du brauchst in der Westfalenliga so einen Kader. Jetzt sieht das nach viel aus. Das kann in zwei bis drei Wochen wieder anders sein“, sagte Plechaty am Rande des Trainingsauftaktes am Dienstagabend. Selbst bei enormem Verletzungspech, das auch noch mit Urlauben oder beruflichen Verpflichtungen zusammenfällt, dürfte der FC Nordkirchen um Plechaty damit nie in die Bredouille kommen, dass sich die Mannschaft von alleine aufstellt.

Trotzdem wird es auch auf die Spieler ankommen, Ego und individuelle Bedürfnisse dem Mannschaftsgeist unterzuordnen. „Alle wissen, dass auch welche in der zweiten Mannschaft spielen müssen. Wir haben viele junge Spieler dabei. Nein, wir werden keinen aussortieren“, antwortete Plechaty auf die Frage, ob noch Spieler abgegeben werden. „Nein, wir werden das durchziehen.“ Wenn doch ein Spieler in der Winterpause gehen möchte, wäre der FC Nordkirchen durch die Kadergröße ebenfalls vorbereitet.
23 Spieler beim Auftakttraining
23 Spieler waren beim Trainingsauftakt: Lars Rustige, Trainersohn Nico Plechaty, Daniel von der Ley, der angeschlagene Simon Mors, sowie Neuzugang Brian Wolff, Lutz Schaemann und Florian Siemerling fehlten zum Auftakt. Bei Mors, der sich im Aufstiegsspiel gegen den Hombrucher SV verletzt hatte, macht sich Plechaty keine Sorgen, dass er schnell wieder fit wird: „Er wird sich noch etwas rausnehmen.“
Manch einer sah anders aus: Aufstiegsheld Con Lappen hatte die Haare kurz, Robin Schwick die Blondfärbung noch nicht rausgewaschen, die sich einige Nordkirchener in den Tagen nach dem 1:0 gegen Hombruch zugelegt hatten. „Dieser Aufstieg war anders“, sagte auch Plechaty, „du konntest ja nichts planen.“ Viele FCN-Spieler waren unmittelbar nach dem Triumph in den Urlaub gefahren. Eine Aufstiegsfeier wird der FC Nordkirchen noch nachholen. „Das, was die Mannschaft in den letzten zwei Jahren geleistet hat, ist phänomenal“, sagte Plechaty.

Geschäftsführer Bernd Melchers fügte hinzu: „Da muss ich ein Riesenkompliment an das Trainerteam und die Mannschaft richten. Wir haben ja schon Entscheidungsspiele verloren, aber gegen Hombruch haben sie eine super Leistung vollbracht.“ Der Aufstieg sei nicht geplant gewesen. „Angedacht war es nicht, aber wir nehmen es gerne mit“, sagte Melchers.
Intensität in der ersten Einheit
Bei der ersten Trainingseinheit, die auf dem Papier mit einem Kleinfeldturnier und Abschlussspielchen locker zuging, war dennoch intensiv. Die Kleinfeldeinheit studierte Plechaty aufmerksam, während Co Issam Jaber die Laufgruppe in der Zwischenzeit betreute. Die Intensität, der Fokus, das Niveau waren bereits in der ersten Einheit hoch. Zweikämpfe, Torschüsse, ein bisschen gesunder Druck – die Spieler durften nur drei Kontakte beim Ballführen haben und mussten dann wieder abspielen – erhöhten das Tempo.

Und es wird nicht weniger, denn: „Die Liga ist fußballerisch und läuferisch einfach noch besser“, sagte Plechaty. Doch die Mannschaft wirkte 34 Tage nach dem Aufstieg fit. Ein Aufstiegsbäuchlein schob jedenfalls keiner der Akteure vor sich her. „Ich habe ein gutes Gefühl. Ich glaube, dass alle schon einiges gemacht haben. Die Spieler haben vor zwei Wochen einen Laufplan bekommen“, sagte Plechaty. Wenn nicht, wird es rauskommen. Für den Tag danach hatte Plechaty einen Lauftest auf dem Plan. Minutenläufe. „Das hat schon was“, sagte Plechaty süffisant.
FC Nordkirchen peilt Klassenerhalt an
Dafür erwarten die Nordkirchener keine Ausdauereinheiten im Schlosspark: „Ich bin kein Freund davon, eine Woche nur laufen zu gehen. Wir verbinden das immer mit Trainingseinheiten, entweder vorher oder hinterher. Und es gibt gute Laufübungen, die wir nach dem Training auf dem Platz machen können“, so Plechaty.

Bernd Melchers, Geschäftsführer der FCN-Fußballer, zementierte das Saisonziel Klassenerhalt – mit einem vorsichtigen Blick nach oben. „Wenn wir um Platz zehn mitspielen könnten, wäre das schön, damit wir früh da unten nicht reinrutschen. Wir haben uns gut ergänzt und verstärkt mit den neuen Leuten. Ich traue es der Mannschaft zu“, sagte Melchers, der als Spieler und Trainer bei Union Lüdinghausen groß geworden ist. Die Kräfteverhältnisse in der Region haben sich seitdem gedreht. Der FC Nordkirchen hat sich in 20 Jahren von einem relativ unbekannten Fahrstuhlverein zwischen Kreisliga A und B zur Nummer eins im Altkreis Lüdinghausen entwickelt.
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