Gerd Sachse hat nicht lange Fußball gespielt. Stattdessen wurde der Chef der Baufirma des neuen Südkirchener Kunstrasens Judoka und ist sogar im Besitz eines schwarzen Gürtels.

Südkirchen

, 29.10.2018, 05:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Wie viele Sportplätze Unternehmer Gerd Sachse mit seiner Firma in seinem Leben gebaut hat - er weiß es nicht genau. Er kann es nur schätzen: Zehn Sportanlagen bauen er und seine Mitarbeiter pro Jahr. Es dürften über 50 Jahre also knapp 500 Plätze gewesen sein, die Gerd Sachse errichtet hat. Bis zum Frühjahr kommt ein weiterer hinzu: In Südkirchen entsteht, nachdem der SV Südkirchen das Projekt vor drei Jahren schon aufgegeben hatte, doch noch der langersehnte Kunstrasen-Sportplatz.

Unternehmensgründer Gerd Sachse lässt es sich nicht nehmen, mit 79 Jahren immer noch in seinem Betrieb ein und aus zu gehen. „Ja klar, solange es noch Spaß macht“, sagt Gerd Sachse. 1967 machte sich der Industriekaufmann selbstständig. „Damals gab es noch keine DIN für Sportstätten. Jeder konnte bauen, wie er lustig war“, erzählt Gerd Sachse.

Familienunternehmen seit über 50 Jahren

Mit seinem Sohn Kai-Uwe, der seit 1991 für das Familienunternehmen mit 25 Mitarbeitern tätig ist, gibt es bereits einen Nachfolger für das Geschäft, das sich in 50 Jahren stark verändert hat. „90 Prozent der Plätze, die wir heute bauen, sind Kunstrasenplätze“, sagt Gerd Sachse, der selbst auf Asche groß geworden ist, „auf schwarzer Asche“, betont er. Jene Asche, die ein Leben lang in der Haut zu sehen war, wenn man sich das Knie mal aufgeschürft hatte. „Die Wunde konnten Sie dann mit der Handbürste sauber machen“, sagt Sachse und fügt hinzu: „Heute will ja keiner mehr auf Asche spielen. Wir alle sehen, dass Vereine ohne Kunstrasen untergehen.“

Gerd Sachse (l.) und sein Sohn Kai-Uwe leiten die Baufirma in Witten, die die Platzanlage in Südkirchen in einen modernen Kunststoffplatz verwandelt.

Gerd Sachse (l.) und sein Sohn Kai-Uwe leiten die Baufirma in Witten, die die Platzanlage in Südkirchen in einen modernen Kunststoffplatz verwandelt. © Dietmar Mauer

Gerd Sachse baute bereits andere Sportplätze in der Gemeinde

Gerd Sachse kennt sich aus in Nordkirchen: Den Ascheplatz, der mit dem Bau des Kunstrasens dann aufgegeben wird, hatte er schon gebaut. Auch in Nordkirchen und Capelle hat er an den Sportplätzen mitgearbeitet. Obwohl er Fußballplätze baut, war Gerd Sachse aber gar kein großer Kicker. „Als Kind habe ich beim VfB Annen gespielt. Wegen einer Fußverletzung konnte ich aber dann kein Fußball mehr spielen“, erzählt er.

Mit 18 wechselte er zum Judo und sorgte dafür, dass der Aufschwung der Sportart in Witten eng mit seinem Namen verbunden war. Bereits mit 28 wurde er Geschäftsführer der neuen Judoabteilung. Damals kämpft der Verein noch in der Kreisliga. Sachse gehörte nach dem Durchmarsch nach oben auch zur Herren-Mannschaft der Sport-Union Annen, die in die Judo-Bundesliga aufgestiegen ist.

Fußtechniken waren Gerd Sachses Spezialität

Sachse war technisch stark in den Fußtechniken und ist auch Schwarzgurtträger (1. Dan). Er engagierte sich stark für das Dojo, das Kampfsportzentrum in Witten. Seit den 1980er-Jahren stellt Sachses Verein immer wieder Medaillengewinner bei Deutschen Einzel-Meisterschaften und Olympia-Teilnehmer. Fußball hat in seiner Familie nie wirklich wieder jemand gespielt. Die Söhne Carsten und Kai-Uwe landeten beim Judo, die vier Enkelkinder auch. Cara Sachse ist in dritter Generation derzeit größtes Talent und gehört bereits dem Bundeskader an.

Thomas Arnscheidt erklärt die Bauphasen in Südkirchen

Vor Ort hat Bauleiter und Landschaftarchitekt Thomas Arnscheidt (52) die Aufsicht. Er erklärt die einzelnen Schritte, um aus der „besseren Kuhwiese“, wie Josef Klaas von der Gemeinde Nordkirchen gerne sagt, eine Sportstätte nach modernen Maßstäben zu bauen.

  • Phase 1 - Erdarbeiten: Mitte Oktober begannen die Arbeiten der Firma Sachse mit dem Bauen von Zuwegen auf den Platz durch die Böschung und Abbrucharbeiten. Den Mutterboden heben die Arbeiter zwischen 30 und 70 Zentimeter tief aus. „Wir tragen den Oberboden ab vom ehemaligen Naturrasenplatz, bis wir einen tragfähigen Baugrund haben, auf dem wir den Platz aufbauen können“, sagt Thomas Arnscheidt. Die Erde türmen die Arbeiter mit Maschinen am südöstlichen Teil der Sportanlage zu einem 3,5 Meter hohen Wall auf.
    Am Südost-Ende der Sportanlage bauen die Arbeiter einen Wall.

    Am Südost-Ende der Sportanlage bauen die Arbeiter einen Wall. © Günther Goldstein

    Am Mittwoch baggerten die Mitarbeiter auch die Betonfundamente des ehemaligen Tores aus. Unter dem abgebaggerten Naturrasen taucht auch die alte Drainage auf.
  • Phase 2 - Planum: Das Erdreich erhält jetzt ein Gefälle nach Form eines Walmdachs. „Man planiert den Baugrund so in der Höhenlage ein, auf der später der Kunstrasen aufgebaut werden kann“, sagt Arnscheidt. In der Mitte befindet sich eine erhöhte Mittelachse, die rund 30 Zentimeter höher liegt als der Spielfeldrand. Zu den Seiten fällt der Platz ab. Muss der Boden noch stabilisiert werden, werden Zement und Kalk in den Boden eingebracht.
  • Phase 3 - Drainage: Damit sich kein Wasser staut, muss es abfließen können. Zwölf Gräben heben die Arbeiter daher aus. Jeder ist rund 105 Meter lang. Außen um den Sportplatz entsteht ein Ring. 1,5 Kilometer Kunststoffrohr lassen die Arbeiter danach in den Boden ein, die sich zu einem Sammelschacht vereinen. Parallel gießen die Arbeiter Fundamente: für die Flutlichtanlage und für den Zaun hinter dem Tor. Außerdem müssen die Flutlichtmasten mit Strom versorgt werden. Bislang gibt es noch keine Flutlichtanlage am Südkirchener Sportplatz.
  • Phase 4 - Schotterschicht: 20 Zentimeter stark ist die Schotterschicht, die dann auf den Sportplatz aufgeschüttet wird. Außerdem entsteht eine Muldenrinne aus Beton rings um den Sportplatz. Kantensteine werden gesetzt und Plasterarbeiten beginnen.
  • Phase 5 - elastische Tragschicht: Langsam sieht der Sportplatz schon nach Sportplatz aus: Etwa 7100 Quadratmeter elastische Tragschicht werden aufgetragen, eine drei Zentimeter dicke Schicht, die aussieht wie schwarzer Teer, aber tatsächlich aus Kunststoff besteht. „Sie besteht aus geschredderten Reifen mit einer gewissen Körnung. Unsere Mischer mischen sie mit Split und einem Bindemittel“, sagt Arnscheidt.
  • Phase 6 - Kunstrasen: Ist die Tragschicht ausgehärtet, wird der Kunstrasen verlegt. Vier Meter breit sind die Bahnen, die querverlegt und verklebt werden. Die Linien werden nachträglich eingelegt. Das Material kauft die Firma Sachse bei Polythan ein. Nachdem Sand und Granulat verteilt worden sind, ist der Platz sofort bespielbar - auch, wenn es friert. Arnscheidt rät aber zur Vorsicht: „Vor Ort muss abgeschätzt werden, ob Unfallgefahr besteht.“ Kälte und Frost machen dem Kunstrasenplatz nichts.
  • Phase 7 - Abschlussarbeiten: Zum Schluss werden die Flutlichtmasten und die Hintertornetze aufgestellt

Wann die Baustelle abgeschlossen wird und der Verein den Kunstrasen einweiht, steht noch nicht fest. Der SV Südkirchen hofft, schon in der im Februar beginnenden Rückrunde auf dem neuen Geläuf spielen zu können. Trockenes Wetter und einen milden Winter vorausgesetzt.