Spieler verpflichten während des Corona-Lockdowns – Keine einfache Aufgabe für die Verantwortlichen der Lüner Fußballklubs.

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Spieler verpflichten, ohne sie überhaupt gesehen zu haben? Das Netzwerk entscheidet

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Trotz des Lockdowns und der Unterbrechung des Spielbetriebs wechseln Fußballer den Verein für die kommende Saison. Doch wie gehen die Vereine dabei vor? Drei Verantwortliche klären auf.

Lünen

, 06.02.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nirgendwo rollt der Ball. Kein Amateurfußballer ist in der Lage, sich zu präsentieren. Akteure, die überlegen, ihren aktuellen Verein zu verlassen, erhalten ebenfalls keinen Input, um eine wohl abgewogene Entscheidung treffen zu können. Wie verpflichten Vereine im derzeitigen Lockdown überhaupt Spieler?

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„Es ist fast zu einhundert Prozent das Netzwerk im Moment. Man versucht, sich breit aufzustellen, ständig mit anderen Personen aus dem Fußball in Kontakt zu bleiben“, sagt Dennis Köse. Köse ist spielender Co-Trainer beim BV Brambauer und wächst neben Coach Frank Bidar gerade in die Rolle hinein, sich auch um die Kaderplanung des Bezirksligisten zu kümmern.

Rolf Nehling: „Wir haben unser Netzwerk“

Ähnlich geht es auch Rolf Nehling, Sportlicher Leiter des TuS Westfalia Wethmar, an: „Wir haben ja unser Netzwerk und machen uns schlau, wo was passiert.“ Für zwei bis drei Positionen habe der Bezirksligist Spieler im Auge, die eventuell wechseln wollen. Dann kontaktiert Nehling immer erst den aktuellen Verein, das sei ihm ganz wichtig.

Rolf Nehling arbeitet für Westfalia Wethmar an Zusagen des aktuellen Kaders und möglichen Neuzugängen.

Rolf Nehling arbeitet für Westfalia Wethmar an Zusagen des aktuellen Kaders und möglichen Neuzugängen. © Timo Janisch

Durch die Unterbrechung des Spielbetriebs fällt natürlich das Scouten von anderen Mannschaften komplett weg. Für Köse sind deshalb automatisch Spieler interessant, mit denen der Routinier schon selbst zusammengespielt hat und die dadurch auch den BVB bereits kennen.

Das ist ohnehin ein bewährtes Mittel in Brambauer. „Wir sind finanziell nicht der Verein, der am meisten Geld bieten kann. Wir versuchen es, über eine geile Gemeinschaft und ein gutes Vereinsleben hinzubekommen, einen guten Kader aufzustellen. Man muss Augen und Ohren immer offenhalten, um schnell reagieren zu können.“ Auf diese Art und Weise holten die Brambaueraner zuletzt etwa Robert Botta oder Kassim Hammoud zurück in die Glückauf-Arena.

„Man muss schon kreativer sein“, sagt auch Rolf Nehling. Zusätzlich erschwere es ihm die Arbeit, dass derzeit fast nur Telefongespräche möglich sind. „Treffen sind natürlich schwierig, aber wir versuchen das nachzuholen. Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist immer besser.“

Benedikt Kuhne sucht Verstärkung für die Innenverteidigung von BW Alstedde

Recht nüchtern sieht Benedikt Kuhne, Sportlicher Leiter des Bezirksligisten BW Alstedde, die Kaderplanung für die kommende Saison. BWA habe ohnehin einen relativ guten Kader, Verstärkung suche man vor allem für die Innenverteidigung.

„In Lünen kennt man die guten Spieler. Für uns sind nicht so viele interessant“, sagt Kuhne. Vom BV Brambauer hätte er zum Beispiel gerne zwei Akteure gehabt, die dort aber frühzeitig verlängert haben.

Benedikt Kuhne (r.) ist Sportlicher Leiter von BW Alstedde.

Benedikt Kuhne (r.) ist Sportlicher Leiter von BW Alstedde. © Patrick Schröer

„Wenn einer über das Jahr positiv auffällt, erfährt man es über die Medien“, so Kuhne. Zumindest dieser Input fällt aktuell weg. Fünf bis sechs interessante Spieler habe er dennoch bereits ausfindig machen können.

Doch wie drängen sich Akteure trotz fehlender Spielpraxis überhaupt auf? „Wer in Lünen wohnt, ist immer interessant“, sagt Kuhne. Spieler aus Dortmund seien aufgrund der hohen Vereinsdichte dort hingegen schwierig zu verpflichten.

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Für Dennis Köse sind vor allem Fußballer interessant, die in einer höheren Liga aktiv sind, es dort aber nicht mehr in den Kader schaffen. Mit der Perspektive auf Spielpraxis will der BV Brambauer solche Fälle abfangen. Gleiches gelte für den Jugendbereich, wo man ebenfalls informiert bleiben sollte, „damit man keinen Spieler verpasst“, so Köse.