
© Matthias Kerk
Joo Seung Oh vom Werner SC muss zum Militärdienst nach Südkorea
Militärdienst
Joo Seung Oh muss im Dezember zurück in seine Heimat Südkorea. Der 27-jährige Mittelfeldmann des Werner SC wird zum Militärdienst eingezogen.
Dem südkoreanischen Fußball-Profi Heung-Min Son von den Tottenham Hotspurs ist das Schicksal erspart geblieben – Joo Seung Oh vom Landesligisten Werner SC hatte aber nicht so viel Glück: Der 27-Jährige muss im Dezember zurück in sein Heimatland Südkorea und dort den Wehrdienst absolvieren.
Lange hatte Oh mit den deutschen und südkoreanischen Behörden gekämpft, jetzt musste sich der Mittelfeldspieler aber den Gesetzen beugen. Bisher hatte Oh nämlich nur eine befristete Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland, vor einem Einzug durch das südkoreanische Militär hätte ihn aber nur eine unbefristete Genehmigung geschützt, sagt er.
Rückkehr im Dezember
Dazu hätte Oh fünf Jahre lang eine bestimmte Summe in die deutsche Rentenversicherung zahlen müssen. Trotz eines Freiwilligen Sozialen Jahres bei seinem damaligen Klub TuS Westfalia Wethmar und einer anschließenden Ausbildung zum Altenpflegehelfer reichte die eingezahlte Summe aber nicht. „Ich habe sogar noch nachgefragt, ob ich das fehlende Geld einfach so nachzahlen könnte“, erklärt Oh am Montagmittag. Aber das sei nicht erlaubt gewesen, so der 27-Jährige, der noch aus einem anderen Grund wieder in sein Heimatland muss. „Einmal im Jahr muss ich nach Hause fliegen, um meinen Reisepass verlängern zu lassen“, sagt Oh. Offiziell mache er in dieser Zeit dann immer Urlaub in der Heimat, erklärt der WSC-Spieler, dessen Familie in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas lebt.
Dorthin muss Oh im Dezember auch zur körperlichen Untersuchung, bei der seine Eignung für den Dienst festgestellt wird. Der Flieger geht am 5. Dezember. „Da werde ich dann bei meiner Familie wohnen, da ich natürlich keine eigene Wohnung in Seoul habe“, erklärt der Südkoreaner. Seine Familie würde sich natürlich über den Besuch freuen, sagt Oh. Wo es nach der Musterung hingeht, weiß er allerdings noch nicht, das werde erst nach der Untersuchung festgelegt. „Danach muss ich dann 18 Monate lang dienen“, erklärt der WSC-Mittelfeldmann.
Vertrag beim BVB
Natürlich ärgere es Oh, der 2008 das erste Mal nach Deutschland kam, dass er seine neue Heimat für so lange Zeit verlassen muss, vor allem, da er alles dafür gegeben habe, den Wehrdienst zu verhindern. „Mein kleiner Bruder absolviert gerade seinen Militärdienst, der sagt auch, dass es in irgendeiner Weise Zeitverschwendung ist“, sagt Oh und gewinnt der Sache aber wie sein Bruder auch etwas Positives ab: „Auf der einen Seite ist es natürlich doof, auf der anderen Seite muss man es machen und irgendwo ist man stolz, seinem Land dienen zu dürfen.“
Der Südkoreaner bewarb sich 2008 von seiner Heimat aus für Probetrainings bei den großen NRW-Fußball-Vereinen, wurde dann auch von Borussia Dortmund eingeladen und machte seine Sache vor Ort dann richtig gut: „Ich habe dann einen Amateurvertrag für die A-Jugend-Bundesliga bekommen“, erklärt Oh. Allerdings habe er nur einen Vertrag für ein Jahr bekommen, da er damals noch minderjährig war. Über verschiedene Stationen, unter anderem bei Westfalia Wethmar, kam der 27-Jährige vor der aktuellen Saison dann in die Landesliga zum Werner SC. Die Mannschaft von Lars Müller muss er jetzt aber noch vor der Winterpause wieder verlassen.
Berufliche Veränderung
Nach den 18 Monaten Militärdienst will Joo Seung Oh auf jeden Fall wieder zurück nach Deutschland kommen. Pläne hat der ehrgeizige Fußballer für die Zeit nach dem Heimataufenthalt auch schon. „Am liebsten würde ich noch eine zweite Ausbildung machen. Vielleicht im Bereich der Physiotherapie oder als Masseur“, sagt Oh. Das würde sich besser mit seinem Sport vereinbaren lassen, so der Südkoreaner, der in seinem Beruf als Altenpflegehelfer bisher oft in der Nachtschicht arbeiten musste. Das sei natürlich alles andere als optimal, wenn am nächsten Tag ein Spiel des WSC anstehe: „Erholung hat man dann zwischen Arbeiten und dem Spiel am Wochenende nicht, da ist man manchmal gedanklich noch ganz woanders.“
Neben den neuen beruflichen Zielen will Oh natürlich auch wieder Fußball spielen, wenn er zurück nach Deutschland kommt. Welches Trikot er dann überstreifen wird, stehe aber noch nicht fest. Und vielleicht wird es ja auch wieder das Trikot des Werner SC.
Jahrgang 1993, geboren und aufgewachsen in Dortmund. Liebt den Sport und die Emotionen dabei privat und beruflich, vor allem den Handball. Seit 2014 bei Lensingmedia - nach Praktikum, freier Mitarbeit und Volontariat jetzt Sportredakteurin.
