Ganz tief in der Nachspielzeit hatte Pablo Carriazo freie Bahn. Es lief bereits die zehnte Minute nach Ablaufen der regulären Spielzeit, als der Offensivspieler des Lüner SV nur noch Wiese vor sich hatte – nicht mal Jan Hennig, Torhüter des Hombrucher SV, stand ihm noch im Weg. Carriazo hatte logischerweise wenig Mühe, das 3:1 zu erzielen und damit eine turbulente Schlussphase zu besiegeln.
Westfalenliga 2
Lüner SV – Hombrucher SV 3:1 (0:0)
Lange Zeit führte der LSV zuvor mit 2:0 und es wirkte wahrlich nicht so, als hätte der Gast aus Dortmund an diesem Tag noch die Kraft oder Klasse für ein Comeback. Dann aber zappelte der Ball doch im Lüner Tor: Fabian Vargues Martins zog ab, abgefälscht landete die Kugel genau im Eck. Das war in der 86. Minute – der Auftakt für die chaotische Schlussphase.
„Ich würde mir wünschen, dass wir so ein Spiel einfach mal 4:0 gewinnen und ich nicht auf der Bank sitze und fast einen Herzkasper kriege“, sagte LSV-Trainer Axel Schmeing nach Abpfiff. Denn nach dem Anschlusstreffer aus dem Nichts schnupperten die Hombrucher natürlich nochmal am nicht für möglich gehaltenen Punktgewinn, warfen alles nach vorne und bekamen noch zwei, drei Standardsituationen.
„Ich habe gehofft, dass wir noch irgendwie den Lucky Punch setzen können“, sagte Hombruchs Trainer Karim Bouasker nach Abpfiff, wohlwissend, dass die letzten vier Spiele mit HSV-Beteiligung jeweils in der Nachspielzeit entschieden wurden. Die Standardsituationen brachten aber nichts mehr ein, stattdessen machte Carriazo auf der anderen Seite den Deckel drauf. „Heute war es aber nicht so und der Sieg für den LSV ist auch verdient“, räumte der langjährige Co-Trainer von Axel Schmeing ein, dem er heute erstmals als Kontrahent an der Seitenlinie gegenüberstand.
Hombrucher SV offensiv harmlos
Verdient hat sich der Lüner SV die drei Punkte allerdings erst im zweiten Durchgang. In der ersten Hälfte arbeiteten die Hombrucher noch stark gegen den Ball, standen den Lünern immer wieder auf den Füßen und ließen die Schmeing-Elf nur einmal richtig gefährlich vor das eigene Tor: Hakan Cevirme wurde von Dominic Schmidt bedient, scheiterte aber aus etwa acht Metern an Jan Hennig (36. Minute).
„Gegen den Ball war es gut, mit dem Ball aber zu wenig“, erklärte Bouasker, warum bei den Hombruchern trotz solider Defensivarbeit nichts nach vorne ging, „auch weil uns der Rasen einfach nicht liegt, da hat man heute schon technische Fehler gesehen“.
Lüner SV kommt besser aus der Kabine
Schmeing und sein Co-Trainer Florian Bartel hatten in der Kabine offenbar die richtigen Worte gefunden, denn deutlich zielstrebiger und entschlossener kehrte der LSV auf den Rasen zurück. Belohnt wurde das mit Toren: Schmidts Flanke auf den langen Pfosten musste der eingewechselte Carriazo nur noch über die Linie drücken (52.). Die Lüner machten weiter, drängten auf das 2:0 und das fiel nach 57 Minuten: Tor-Premiere für Sommer-Neuzugang Hakan Cevirme, der Hennig umkurvte.
„Das hat er sich verdient. Er gibt im Training seit Wochen alles, in den Spielen ist ihm nicht immer alles gelungen. Heute aber hat er sich richtig reingehauen und auch gut gegen den Ball gearbeitet“, lobte Schmeing. Weil der LSV im Anschluss aber Torgelegenheiten und aussichtsreiche Konterchancen ungenutzt ließ, gab es die bereits erwähnte heiße Schlussphase.
Rote Karte für Co-Trainer des Lüner SV
Fabian Vargues Martins markierte zunächst den Anschlusstreffer und hauchte den Hombruchern neues Leben ein. Wirklich gefährdet war das Lüner Tor bis zum Abpfiff nicht mehr, turbulent ging es auf dem Rasen und abseits dessen dennoch zu: Zunächst gab es Aufregung auf der Tribüne, weil sich Anhänger beider Klubs in die Haare zu bekommen drohten, die Gemüter beruhigten sich aber schnell wieder.
Dafür zückte der Schiri in der sechsten Minute der Nachspielzeit Rot gegen Co-Trainer Bartel. „Er hat wohl gehört, dass jemand ‚Du bist arrogant‘ reingerufen haben soll und das Flo zugeschrieben“, klärte Schmeing auf, der seinen Assistenten aber frei von jeder Schuld sprach. Nach wiederholtem Foulspiel sah außerdem Hombruchs Raoul Wistuba die Ampelkarte (90.+7) und erst, als Carriazo ein zweites Mal traf, war Feierabend.
Der Lüner SV setzt seine bärenstarke Serie fort, hat nun 20 von zuletzt möglichen 24 Punkten geholt und ist inzwischen Dritter. Die Hombrucher hingegen freuen sich, dass es nun wieder gegen Mannschaften aus ihrer Tabellenregion geht.
LSV: Rothkamm – Berger, Vrljic, Delija, Teichmöller, Schmidt (71. Rosowski), Sekulic (21. Cevirme/90. Bozcan), Kurtulus, Czarnecki, Pihl (46. Carriazo), Mikuljanac (77. Saritas)
HSV: Hennig – de Angelis, Jonda, Wistuba, Tipkemper, Park (52. F. Vargues Martins), Buchholz (72. Ansah), Palmieri (76. R. Vargues Martins), Kim, Akman (69. Yusufi)
Tore: 1:0 Carriazo (51.), 2:0 Cevirme (56.), 2:1 F. Vargues Martins (86.), 3:1 Carriazo (90.+10)
Rote Karte: Bartel (90.+6)
Gelb-Rote Karte: Wistuba (90.+7)
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