Auf dem Fußballplatz lässt Schiedsrichter Rainer Brummel nur ungerne mit sich diskutieren.

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Schiri-Ikone Rainer Brummel: „Dann schicke ich die Spieler zum Pampers kaufen“

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Rainer Brummel ist seit 30 Jahren als Schiedsrichter in der Region unterwegs und vielen Fußballern ein Begriff. Gerade sein spezieller Umgang mit den Spielern ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Lünen

, 24.01.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es kommt wie aus der Pistole geschossen: „Das war der 4. Mai 1990“. Die Rede ist von dem Tag, an dem Rainer Brummel seine Karriere als Schiedsrichter im Amateurfußball begann. Bei dieser Frage muss der heute 67-Jährige nicht lange überlegen. Mehr als 30 Jahre später blickt der Lüner auf eine bewegte Karriere zurück, gespickt mit zahlreichen lustigen Anekdoten, interessanten Spielen und tiefen Einblicken in das Schiedsrichter-Handwerk.

Am Wochenende immer mehrmals im Einsatz

Die anhaltende Corona-Pandemie fesselt nicht nur zahlreiche Amateur-Fußballer an die heimischen Trainingsgeräte. Auch die Schiedsrichter, ohne die im Normalfall an den Wochenenden kein einziges Spiel stattfinden würde, warten auf den Re-Start der Fußball-Saison. Einer von ihnen ist Rainer Brummel.

Auch für die Lüner Schiri-Ikone ist die aktuelle Zwangspause eine sportliche Leidenszeit: „Eigentlich pfeife ich samstags immer die Altherren-Spiele und bin sonntags dann noch bei einer oder zwei Partien in der Kreisliga im Einsatz. Im Moment weiß man doch gar nicht, was man mit der ganzen Zeit anfangen soll“, erzählt Brummel lachend.

Normalerweise wäre Schiedsrichter Rainer Brummel im Moment auch wieder bei der Hallenstadtmeisterschaft der Junioren im Einsatz.

Normalerweise wäre Schiedsrichter Rainer Brummel im Moment auch wieder bei der Hallenstadtmeisterschaft der Junioren im Einsatz. © Günther Goldstein

Im Normalfall wäre der 67-Jährige derzeit auch bei den Junioren-Hallenstadtmeisterschaften an der Pfeife. Doch auch darauf muss in diesem Jahr verzichtet werden. „Das ist natürlich schon sehr schade, weil ich da immer gerne dabei war und mich auch dieses Mal wieder gefreut hätte, dort mitzumachen“, betont der Lüner.

Brummel pfeift mittlerweile für den Lüner SV

Doch an einen Spielbetrieb ist für die Fußballer angesichts der weiterhin angespannten Corona-Situation vorerst nicht zu denken – schon gar nicht in geschlossenen Turnhallen. Trotz seiner 67 Jahre ist die lange Fußball-Pause für Brummel indes kein Grund, um über ein vorzeitiges Ende seiner Schiedsrichter-Laufbahn nachzudenken. Zu groß ist die Freude darauf, irgendwann wieder auf dem grünen Rasen stehen zu können.

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„Der direkte Kontakt zu den Spielern, Trainern, Zuschauern und Verantwortlichen ist doch das, was den Fußball in diesem Bereich ausmacht. Und da habe ich immer noch großen Spaß dran“, unterstreicht Brummel, der mittlerweile seit anderthalb Jahren für den Lüner SV an der Pfeife steht und zuvor für den VfB Lünen aktiv war.

Eigentlich hätte das Schiri-Urgestein Ende des vergangenen Jahres sein 30-jähriges Schiedsrichter-Jubiläum feiern sollen. Doch die Ehrung fiel – zumindest vorerst – ebenfalls der Pandemie zum Opfer. Dass man in 30 Jahren auf den Fußballplätzen der Region unzählige skurrile Geschichten erlebt, dürfte jedem bewusst sein, der sich an einem Sonntag schon einmal bei einem Kreisliga-Spiel die Bratwurst hat schmecken lassen.

„Einmal meckern ist erlaubt“

Da geht es auch Rainer Brummel nicht anders, denn gerade in den unteren Ligen gilt nicht selten die Devise: 22 Leute rennen dem Ball hinterher, treffen das Tor nicht und am Ende war der Schiri schuld. Da ist manchmal schon Fingerspitzen gefühlt gefragt. „Ich glaube, dass ich geschafft habe, immer einigermaßen Ruhe auf dem Platz zu haben. Es kommt einfach auch darauf an, wie man mit den Spielern und Trainern umgeht“, so Brummel.

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Deshalb könnte am Wochenende auch schon das eine oder andere flapsige Wort fallen. Oftmals habe er schon vor Anpfiff einer Partie den Spruch gehört „Oh nein, heute pfeift uns der Brummel“. Dem Lüner zufolge müsse man darauf nur passend reagieren. „Wenn so ein Spruch kam, habe ich den Spieler dann immer gefragt, ob ich zum nächsten Supermarkt fahren und ihm ein paar Pampers kaufen soll. Dann war meistens Ruhe.“

Unterdessen überrasche es Brummel nicht, dass Spieler und Verantwortliche häufig den Schiedsrichter als Sündenbock ausmachen. Doch auch in solchen Situationen bleibt der 67-Jährige gelassen: „Bei mir darf einmal gemeckert werden. Beim zweiten Mal gibt es dann die Gelbe Karte und wenn es dann immer noch weitergeht, tschüss.“ Da helfe es auch nicht, wenn sich Schiedsrichter und Spieler schon bestens kennen.

Auch Schiedsrichter bleiben nicht fehlerfrei

„Vor und nach dem Spiel kann ich mich auch mit Spielern duzen, die ich kenne. Während des Spiels wird allerdings gesiezt. Da ist man als Schiedsrichter auch einfach der Neutralität verpflichtet“, erklärt der 67-Jährige, der zuletzt vor allem in der Kreisliga B und C zum Einsatz kam.

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Generell müsse man sich auf dem Fußballplatz mit Respekt begegnen. Dabei sei es völlig normal, dass auch den Schiedsrichtern hin und wieder Fehler unterlaufen. Ein Kommentar der Spieler sei dem Lüner Urgestein zufolge aber auch dann nicht erforderlich: „Ich gehe doch auch nicht zu einem Spieler und sage, ‚Mensch, was haben Sie da denn wieder für einen Mist gespielt‘. Man denkt sich dann einfach seinen Teil und bleibt ruhig“.

Doch wohl gerade diese Situationen und die gemeinsamen Wochenenden auf dem Fußballplatz sind es, die sowohl den Schiedsrichtern als auch den Spielern momentan am meisten fehlen. Wann Rainer Brummel letztlich wieder mit der Pfeife im Anschlag auf den Plätzen der Region zu finden sein wird, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass sich zu den 30 Jahren als Schiedsrichter noch das eine oder andere Jahr hinzugesellen wird.