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Rainer Brummel zur Gräfe-Debatte: „In der Kreisliga pfeifen wir auch bis zum Umfallen“
Fußball
Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe fällt nach der laufenden Saison der Altersgrenze des DFB zum Opfer. Dagegen regt sich Widerstand - und auch Schiri-Ikone Rainer Brummel hat eine klare Meinung.
Aktuell herrscht eine rege Diskussion über die DFB-Altersgrenze für Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Dort schreibt das Regelwerk das Ende der Laufbahn mit Ablauf des 47. Lebensjahres vor - damit muss unter anderem Manuel Gräfe nach dieser Spielzeit die Pfeife abgeben, obwohl er zur absoluten Spitze bei den deutschen Unparteiischen gehört.
Wir haben darüber mit Rainer Brummel gesprochen, der seit über 30 Jahren als Schiedsrichter auf den heimischen Plätzen im Amateurfußball in und um Lünen herum unterwegs ist.
Im deutschen Profifußball ist für Schiedsrichter mit 47 Jahren Schluss. Was seit einigen Jahren regeltechnisch verankert ist, wird in anderen Nationen sehr viel lockerer gesehen: In der Premier League leitet Mike Dean auch mit 52 Jahren noch Spiele, auf internationaler Ebene pfeift der 48-jährige Björn Kuipers - eben weil sie zu den besten ihres Fachs gehören.
Für Manuel Gräfe soll diese Saison hingegen die letzte sein. Darüber beklagen sich einige Akteure der Bundesliga, die sich für eine Karriere-Verlängerung des Unparteiischen aussprechen. Auch Rainer Brummel, der sich mit 30 Jahren Erfahrung als Schiedsrichter im Amateurfußball bestens auskennt, wünscht sich, dass Gräfe noch länger pfeifen darf.
„In der Kreisliga pfeifen wir bis zum Umfallen“
„Alles, was ich von ihm gesehen habe, war immer in Ordnung“, lobt der 67-Jährige, „von daher finde ich die Idee gar nicht so gut, wenn der Herr Gräfe mit 47 Jahren Schluss machen soll. Aber gut - Regelung ist Regelung: Wenn mit 47 Jahren Schluss sein muss, dann muss eben Schluss sein.“
Der erfahrene Schiedsrichter spricht sich also für eine Einhaltung der Regelung aus. Dass diese allerdings überhaupt erst existiert, gefällt Brummel weniger: „An sich halte ich von der Regelung gar nichts. In der Kreisliga pfeifen wir ja - auf gut Deutsch gesagt - auch bis zum Umfallen.“
Dass Bundes- und Kreisliga nun nicht vergleichbar sind, weiß Brummel. Für ihn ist aber nicht das Alter entscheidend für das Ende der Karriere-Laufbahn: „Solange der Schiedsrichter die Eignungstests erfüllt, also was die körperliche Leistungsfähigkeit und die Regelkunde betrifft, dann sollte er auch Spiele pfeifen dürfen.“
Brummel wird auch in der nächsten Saison pfeifen
Spiele pfeifen – das fehlt auch Rainer Brummel seit Monaten. Das Schiedsrichter-Urgestein ist aber weit davon entfernt, diese lange Pause zum Anlass zu nehmen, die eigenen Laufbahn als Unparteiischer zu beenden. „Ich pfeife zwar nur noch in der Kreisliga C, bei den Alten Herren und in der Jugend. Aber wenn es hoffentlich im August wieder losgehen kann, werde ich wieder auf dem Platz stehen“, kündigt Brummel an.
Um fit für den Re-Start zu sein, bleibt Brummel möglichst viel in Bewegung: „Ich gehe sehr viel spazieren und fahre Fahrrad.“ Hat Brummel sich denn eine persönliche Altersgrenze gesetzt, bei deren Erreichen er die Pfeife endgültig wegschließt? Auf diese Frage folgen klare Worte: „Nein. Ich werde im Oktober 68 Jahre alt und solange ich gesundheitlich und körperlich fit genug bin, sehe ich keinen Grund, aufzuhören.“
Seit 2019 als freier Mitarbeiter für Lensing Media im Einsatz. Hat ein Faible für sämtliche Ballsportarten und interessiert sich für die Menschen, die den Sport betreiben - von der Champions League bis zur Kreisliga.
