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„Mit den Werten ist das alles scheiße“: Lüner Fußball-Vereine reagieren auf Lockerungen
Fußball
Bei den entsprechenden Inzidenzwerten ist Fußballspielen – auch in Gruppen – bald wieder möglich. Dazu müssen aber Bedingungen erfüllt werden. Manch Lüner Verantwortliche hätte es gerne einfacher.
Am Mittwoch (3. März) hat die Bundesregierung stufenweise Lockerungen beschlossen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist so – zumindest theoretisch – auch wieder Kontaktsport unter freiem Himmel möglich. Es gibt also Hoffnung für eine baldige Rückkehr auf den Fußballplatz – oder doch nicht?
Spezielle Voraussetzungen müssen erfüllt sein
In Regionen, in denen der Inzidenzwert 14 Tage lang zwischen 50 und 100 liegt, wäre frühestens ab dem 22. März Kontaktsport draußen mit einem tagesaktuellen Schnell- oder Selbsttest möglich. Unter einem Wert von 50 ginge dies sogar ohne Test. Sollte die Inzidenz noch weitere zwei Wochen zwischen 50 und 100 liegen, wäre Kontaktsport draußen auch bei Werten über 50 ohne Test möglich.
Ab dem 8. März ist bei einer Inzidenz unter 50 Außen-Sport mit maximal zehn Personen kontaktfrei möglich. Aktuell liegt der Inzidenzwert im Kreis Unna bei 68,4 (Stand 4. März). Die Lüner Fußball-Verantwortlichen schätzen die getroffenen Maßnahmen unterschiedlich ein:
Frank Bidar, Trainer BV Brambauer:
„Eigentlich hat sich nichts geändert. Die Plätze sind noch zu und die Zahlen zu hoch. Wenn wir dürften, stellt sich die Frage, ob kontaktfreies Training im Fußball Sinn macht. Das ist absoluter Blödsinn! Wie soll man das einhalten? Als Fußballer will man mit dem Ball am Fuß vernünftig spielen. Die Jungs können seit Monaten nur laufen. Wenn ich sie zum Platz einlade und wir können wieder nur Laufeinheiten machen, verlieren sie vielleicht den Spaß, sie wollen Kontaktsport. Ich plädiere dafür, ganz oder gar nicht.“
Mark Bördeling, Trainer VfB Lünen:
„Man muss sowieso erstmal abwarten, wie sich die Inzidenz entwickelt. Mit Schnelltests ist das aus meiner Sicht in dem Bereich unrealistisch. Das sind immense Kosten, wenn alle auf einmal getestet werden sollen. Wie soll das funktionieren? Ich kann mir das schlecht vorstellen. Im Moment sehe ich noch nicht, dass wir Mitte des Monats wieder auf dem Platz stehen. Wenn wir nur mit zwei Leuten rumlaufen können, bringt das auch nichts.“
Hüseyin Tekin, Sportlicher Leiter SG Gahmen:
„Wir hätten uns natürlich etwas mehr erhofft. Es wäre hilfreich gewesen, wenn man zumindest in etwas größeren Gruppen schon wieder Training auf den Plätzen erlaubt hätte – natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln. Aber Lauftraining wäre auf den Anlagen ja theoretisch möglich gewesen. Jetzt müssen wir dann eben weiter abwarten, wie sich die Werte in den kommenden Wochen entwickeln.“

Hüseyin Tekin, Sportlicher Leiter der SG Gahmen, hätte gerne schon früher in Gruppen trainieren dürfen. © Timo Janisch
Steven Koch, Trainer Westfalia Wethmar:
„So richtig weiß man gar nicht mehr, was jetzt erlaubt ist und was nicht. Ich würde einfach gerne wieder mit der Truppe auf den Platz und von diesem zehn Mann, kontaktfrei, mit Test... Da weiß ich nicht so recht. Das ist halt nicht das, was wir Fußballer wollen.“
Stefan Urban, Trainer Preußen Lünen:
„Der ganze Einzelhandel hat einen Schlag ins Gesicht bekommen und wir sollen unserem Hobby nachgehen? Ich kann verstehen, dass die Kinder an die Luft kommen sollen, aber bei Berufstätigen ist das schwierig. Wir waren ja schon öfter in Quarantäne, haben nur drei Spiele gemacht. Wenn wir jetzt wieder anfangen, geht alles von vorne los. Ich bin wenig motiviert und halte das für sinnfrei. Training in Gruppen kommt für mich nicht in Frage. Das macht keinen Spaß. Welche zehn darf in dann mitnehmen und welche nicht?“

Für Preußen-Trainer Stefan Urban kommt Training in Gruppen nicht in Frage. © Timo Janisch
Benedikt Kuhne, Sportlicher Leiter BW Alstedde:
„Ich halte da gar nichts von. Ein Verein wie Alstedde hat kein Geld für Schnelltests. Und mit zehn Leuten zu trainieren bringt auch nichts. Die, die das entscheiden, sollen einfach sagen, wann man mit der vollen Stärke wieder spielen kann. Mit den ganzen Werten ist das alles scheiße. Das ist ein Hobby. Dann verzichte ich lieber ganz, bis es wieder richtig möglich ist.“
Hat im Mai 2020 in der für den Lokal-Journalismus aufregenden Corona-Zeit bei Lensing Media das Volontariat begonnen. Kommt aus Bochum und hatte nach drei Jahren Studium in Paderborn Heimweh nach dem Ruhrgebiet. Möchte seit dem 17. Lebensjahr Journalist werden.

Vor einiger Zeit aus dem Osnabrücker Land nach Dortmund gezogen und seit 2019 bei Lensing Media. Für die Ruhr Nachrichten anfangs in Dortmund unterwegs und jetzt in der Sportredaktion Lünen tätig – mit dem Fußball als große Leidenschaft.
