Mein Jahr 2024 mit Hasan Kayabasi Wenn eine Nachricht einen ganzen Sommer verändert

Mein Jahr 2024: Wenn eine Nachricht einen ganzen Sommer verändert
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Als wäre dieser Freitagabend im Juli nicht schon denkwürdig genug gewesen. Emotional und hochdramatisch scheiterte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Viertelfinale der Europameisterschaft an Spanien. Ein Knockout in der Verlängerung, ein nicht gepfiffenes Handspiel, die Details sind jedem Fans bestens bekannt.

Unsere Serie: Mein Jahr 2024

Doch während das ganze Land gespannt auf die Fernsehbildschirme schaute oder gar selbst im Stadion war, geisterte ein Screenshot durch die Region. Innerhalb weniger Stunden hatte jeder Amateurfußballer im Kreis Unna oder Dortmund eine kurze, aber sehr entscheidende Nachricht gelesen: Der Lüner Bezirksligist SG Gahmen steht vor der Abmeldung.

Der Sportliche Leiter, Hasan Kayabasi, hatte in die teaminterne WhatsApp-Gruppe geschrieben, dass einige Sponsoren sich zurückzögen und die erste Mannschaft dadurch vom Spielbetrieb abgemeldet werden müsse. Jeder einzelne Spieler habe nun die Möglichkeit, sich umzuschauen und sich einen neuen Verein zu suchen.

Natürlich schlug diese Meldung ein wie eine Bombe. Die SG Gahmen war einer der großen Aufstiegsfavoriten in der Bezirksliga 8 und stand ab diesem Moment als erster Absteiger fest. „Ich war auch im Urlaub, als ich die Nachricht erhalten habe“, erinnert sich Hasan Kayabasi. „Es haben mich natürlich sofort ganz viele Leute angerufen. Die Trainer haben mich gefragt, welche Spieler ich empfehlen kann. Und andersrum wollten die Spieler wissen, wo sie jetzt am besten hinwechseln.“

Innerhalb weniger Wochen war der Kader der SG Gahmen leergefegt. Die meisten Kicker wechselt zum ASK Ahlen oder Osmanlispor Dortmund. Wie es bei den Lünern in der kommenden Saison weitergeht, ist immer noch unsicher.

Spieler der SG Gahmen stehen im Kreis.
Die SG Gahmen hat sich im Sommer aus der Bezirksliga 8 zurückgezogen. © Goldstein

Ein eventuelles Comeback der starken SG in der Kreisliga A würde eng mit dem Namen Kayabasi, aber eben auch vom Vorsitzenden Ibrahim Ünal, zusammenhängen. Angebote von Vereinen gibt es genug, verrät der 51-Jährige. Eine Entscheidung steht aber noch nicht fest.

„Ich hatte sogar ein Angebot als Trainer, aber das schließe ich definitiv aus“, sagt Kayabasi lachend. „Es ist auch möglich, dass Ibrahim Ünal und ich getrennte Wege gehen.“ Das Feuer ist noch da, versichert der Noch-Gahmener. Das war auch bei der SG bis zum Schluss zu spüren.

Hasan Kayabasi sucht neue Aufgabe

Doch schon im Frühjahr begann das Projekt langsam zu bröckeln. Nach bitteren Niederlagen gegen den FC Roj und den TuS Eichlinghofen war klar, dass es mit dem Aufstieg wohl doch nichts wird. „Im Winter waren wir noch voll mit drin. Nach den beiden Spielen war das Aufstiegsrennen dann aber futsch. Wir wollten in der neuen Saison nochmal angreifen, aber durch den Rückzug der Sponsoren war das einfach nicht mehr möglich“, sagt Kayabasi.

„Die Spieler haben sich ja immer wieder gefragt, wieso wir das nicht schon vorher angedeutet haben. Aber manchmal im Leben ist es eben so, dass man gewisse Dinge selbst nicht früher weiß“, sagt der Sportliche Leiter. „Ich habe mich in Gahmen immer sauwohl gefühlt. Es ist total schade, dass es auf diesem Weg geendet hat.“

Rückzug der SG Gahmen als Tiefpunkt

Und so wurde der sehr volle Terminplan des Hasan Kayabasi ziemlich unerwartet eben doch etwas leerer. „Die Hinrunde ging trotzdem sehr schnell rum. Ich war jede Woche an einem anderen Platz“, erzählt der 51-Jährige, der zuvor beim Lüner SV, dem SV Brackel und der IG Bönen aktiv war. „Das Ganze fehlt mir schon sehr. Ich habe noch nicht das Alter erreicht, in dem ich sage: Das war es jetzt. Ich nutze die Ruhepause, in dem ich etwas mehr Zeit in die Arbeit investiere, aber dieser Kick fehlt auf jeden Fall.“

Kayabasi, der außerdem als Sportrichter im Kreissportgericht bekannt ist, weiß genau, was er draufhat. „Mit meinem Know-how kann ich auf jeden Fall dem ein oder anderen Verein helfen, der etwas aufbauen will. Ich habe noch genug Power und Lust, aber vor allem die Erfahrung und das Netzwerk, mit einer guten Mannschaft richtig etwas zu bewegen“, gibt der Noch-Gahmener ein kleines Bewerbungsschreiben ab.

Hasan Kayabasi jubelt.
Hasan Kayabasi nahm im Herbst bei einem Benefizspiel auf dem Platz der SG Gahmen teil. © Knapp

Bei der SG oder auch zuvor bei der IG Bönen hat sich dann aber auch schnell gezeigt, dass solch ambitionierte Vereine teilweise manchmal schneller als gedacht wieder ihr Ende finden. „Es muss eben alles passen. Du kannst nicht einfach viel Geld investieren und dann jedes Jahr aufsteigen. Das Umfeld muss stimmen, es muss Ruhe im Verein geben.“

Hallenstadtmeisterschaft Lünen 2024/2025

Es spricht viel dafür, dass noch in diesem Winter klar wird, wo der Weg von Kayabasi weitergeht. „Der Kontakt zu den Vereinen besteht“, gibt er zu. Vielleicht ist sogar schon bis zur Hallenstadtmeisterschaft Lünen am 3. und 4. Januar eine Entscheidung gefallen. Dort wird der Funktionär auf jeden Fall in der Rundsporthalle vor Ort sein.

Und falls doch noch nicht so schnell eine neue Aufgabe feststeht, dann wird Hasan Kayabasi gewiss auch die Rückrunde schnell hinter sich bringen können und vielleicht doch nochmal einen Sportplatz besuchen, den der 51-Jährige noch nicht kennt. Solange es überhaupt noch einen gibt.