Mariel Wulf will in die Bundesliga
Handball
Sie wohnt in einem Internat, verzichtet freiwillig auf Partys und ist voll auf den Erfolg fokussiert: Mariel Wulf ist keine normale Jugendliche. Jüngst feierte die 16-jährige Handballerin einen riesigen Erfolg.

Stets die Nummer 17 auf der Brust: Die Lünerin Mariel Wulf (M.) will in die Bundesliga. Foto: Schwarz
So wirklich realisieren konnte Mariel Wulf es nicht, als sie im August vergangenen Jahres die Europameister-Trophäe in die Höhe stieß. Die 16-jährige Lünerin war Bestandteil der deutschen U17-Handball-Auswahl, die bei der Europameisterschaft in Polen Historisches geleistet hatte. Der 23:18-Erfolg über Norwegen war der erste Sieg einer deutschen Auswahl bei einer U17-Europameisterschaft. „Der Titel kam total unerwartet. Wir konnten es alle überhaupt nicht fassen,“ sagt Wulf. Mehr als der Titel bedeutet ihr jedoch die gewonnene Erfahrung: „Man wird sicherer.“ Denn: ,,Es ist sehr anstrengend und schwierig, sich immer durchzusetzen.“
Durchgesetzt hat sie sich in ihrer sportlichen Heimat schon längst. Bis 2014 war sie für den Lüner SV aktiv, ehe sie zu Borussia Dortmund wechselte – deutschlandweit eine der Topadressen im Damenhandball. Dort spielt sie für drei Mannschaften gleichzeitig. Neben ihrer Stammmannschaft, der weiblichen B-Jugend, sammelt die im linken Rückraum beheimatete Wulf in der A-Jugend und mit den Damen in der dritten Liga Erfahrungen.
Egal wo sie spielt, Mariel Wulf hat große Ziele. Mit den Jugendmannschaften will sie jeweils Deutscher Meister werden. Ein hochgestecktes Ziel, das mit beiden Mannschaften aber durchaus möglich erscheint. Gerade pflügten beide Teams ohne Niederlage durch die Vorrunde der jeweils höchsten Spielklasse. In der B-Jugend traf man dabei auch auf den Lüner SV.
Vize-Landesmeisterin
Erst Mitte Januar feierte Wulf einen großen persönlichen Erfolg. Mit der westfälischen Auswahl wurde sie Vize-Landesmeister und von Jugend-Bundestrainer Frank Hamann ins All-Star-Team des Turniers gewählt. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Wulf. Bundestrainer Hamann war voll des Lobes: ,,Mariel besticht durch ihre körperliche Präsenz und durch ihre Wurfkraft. Sie bringt immer wieder harten Würfe auf das Tor, die schwer zu halten sind.“
Abgehoben ist die 16-Jährige aber nicht. Es scheint, als konzentriere sie sich lieber auf die anstehenden Aufgaben, statt vergangene Erfolge zu verarbeiten. Dass sie für ihre Ziele hart trainieren muss, weiß Wulf. Acht Trainingseinheiten, davon drei Mal Athletik-, Kraft- und Lauftraining, absolviert sie wöchentlich. „Ich mache lieber Handballtraining als Athletik“, sagt sie, weiß aber auch: „Das gehört dazu.“ Extra motivieren braucht sie sich für das hohe Pensum nicht: „Man sieht ja beim Training seine Freunde. Es bringt dich weiter und bereitet einen auf das Spiel vor.“
Sich selbst beschreibt sie als Wettkampftyp. „Ich würde mich als ehrgeizig und kämpferisch bezeichnen“, sagt sie selbstbewusst. Das muss sie auch sein, schließlich hat sie auch langfristige Absichten.
Ziel ist die Bundesliga
Ihr Ziel ist die erste Damenmannschaft Borussia Dortmunds. Diese hat sich in der Bundesliga etabliert. Doch naiv ist Wulf, die immer die Nummer 17 trägt, nicht: „Das reicht nicht zum Leben. Deswegen würde ich gerne studieren.“ Was genau, weiß sie allerdings noch nicht.
Über ihren Spielstil zu sprechen, ist Wulf unangenehm. Sie weiß, was sie kann, prahlt aber nicht damit. Dennoch legt sie sich fest: „Mein Rückraumwurf macht mich aus.“ Den schaut sie sich bei Nadja Mansson ab, die ebenfalls beim BVB spielt. „Sie hat einen guten Sprungwurf und spielt auch in der Nationalmannschaft“, so Wulf.
Für die Nationalmannschaft – derzeit ist sie in der U18 aktiv – hat Wulf 18 Spiele bestritten und 39 Tore geworfen. Im Sommer steht die U18-Weltmeisterschaft in Polen an, sie will dabei sein „Aber ob ich nominiert werde, weiß ich nicht“, sagt sie.
Fünf Treffer erzielt
Im Verein spielt sie derzeit für die Damen in der dritten Liga West. Dort drückt sie aber nicht nur die Bank, erzielte jüngst fünf Treffer. „Niveau und Härte sind anders als in der Jugend“, sagt die 1,85 Meter große Rückraumschützin. Sie differenziert klar: „Die dritte Liga ist zum Weiterentwickeln, die Jugend, um um die Deutsche Meisterschaft zu spielen.“
Um ihre Ziele zu erreichen, lebt Wulf im Sportinternat Dortmund des Olympiastützpunktes Westfalen. Dort wohnt sie montags bis donnerstags mit Handballern und Schwimmern zusammen. So spart die 16-Jährige Zeit, denn das Internat liegt in der Nähe ihrer Schule. Zudem ermöglicht es ihr drei Mal wöchentlich das Frühtraining.
Ein Leben, das derart vom Sport geprägt ist, erfordert Verzicht. Die Wochenenden sind oft mit Spielen verplant, typische Aktivitäten einer 16-Jährigen stehen nicht auf der Tagesordnung. „Man muss gucken, ob man für solche Dinge Zeit hat“, gesteht Wulf. Dennoch ließen sich manche Unternehmungen einrichten, wenn auch nicht so oft.
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