Der Frust an diesem Abend war spürbar: Nachdem der Fußballkreis Dortmund dem Kreiswechsel-Wunsch der Lüner Vereine am 11. März nicht zugestimmt hatte, haben sich die Klubs ausführlich an den Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) gewandt. In einem Treffen mit dieser Sportredaktion haben BW Alstedde, der BV Lünen, der SV Preußen und der VfB Lünen noch einmal ihre Gründe ausführlich erläutert.
Lüner Vereine wollen Fußballkreis wechseln
Die Worte im Antwortschreiben der betreffenden Worte sind deutlich, die Frustration deutlich spürbar. „Es war für uns wie ein K.o.-Schlag“, sagte Manfred Ungethüm, Vorsitzende von BW Alstedde, beim Zusammenkommen im Clubhaus des SV Preußen. „Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Die Zeichen wirkten immer sehr positiv.“
Einige Tage zuvor, am 11. März, versendete Andreas Edelstein als Dortmunder Fußballkreis-Vorsitzender die betreffende Mail an die E-Postfächer der vier Vereine. In fünf Gründen erklärte Edelstein, wieso der Kreis dem Wunsch nicht zustimmen würde. Gründe, die (zum Teil) in Lünen auf großes Unverständnis gestoßen sind.
Am 17. März meldete sich dann Jörg Ehlen, Justiziar des FLVW, bei den vier Vereinen. Er bestätigte die Weiterleitung und den Eingang des Kreiswechsel-Antrags. Etwas überraschender sind dabei die folgenden Zeilen: Der Verband gibt Alstedde und Co. die Chance, sich zu den Argumenten des Fußballkreises Dortmund zu äußern.
Diesen Schritt sieht die FLVW-Satzung eigentlich gar nicht vor. In Paragraf 5, Absatz 4 steht lediglich: „Jedes Mitglied gemäß § 7 Absatz (1) wird durch das Präsidium einem Kreis zugeordnet. Über den von einem Mitglied beantragten Kreiswechsel entscheidet das Präsidium unanfechtbar. Der Antrag ist schriftlich zu begründen. Dem Antrag sind die schriftlichen Stellungnahmen der betroffenen Kreisvorstände beizufügen.“

Im Klartext heißt das, dass der Fußball- und Leichtahletikverband Westfalen eigentlich nur die Stellungnahmen der beiden Kreisvorstände (in diesem Fall Dortmund und Unna-Hamm) abwartet und dann eine unanfechtbare Entscheidung trifft. Eine Antwort der betreffenden Vereine ist demnach nicht vorgesehen, wurde in diesem Fall aber mit Stichtag 24. März dennoch erwartet.
Und diese Möglichkeit ließen sich die Lüner Vereine eben nicht nehmen. In einem dreiseitigen Brief (liegt der Redaktion vor) wendeten sie sich gemeinsam an den Verband und antworteten dabei auf die Stellungnahme des Fußballkreises Dortmund.
Justiziar des FLVW meldet sich
Parallel zur Mail von Andreas Edelstein hielten sich die Lüner auch an die fünf Gründe, die zur Ablehnung des Kreiswechsel-Wunsches führten. Die Wortwahl ist dabei deutlich, teilweise sicher auch an der Grenze. Die Lüner Vorstände werfen Andreas Edelstein beispielsweise „bewusste Irreführung“ vor.
Der Dortmunder Kreis-Chef hätte laut den Lünern (Punkt 1) nicht klar kommuniziert, wie der genaue Ablauf bei der Antragsstellung ist. Im Gespräch in Horstmar gibt Stephanie Zablonski als Vorsitzende des SV Preußen dabei zu, dass man sich selbst durch die Statuten des FLVW hätte kämpfen können. Man hätte es aber als „freundliche Geste“ empfunden, wenn die genauen Details hier von Beginn an aufgeklärt worden wären. Allerdings geben die Klubs genauso zu, dass mit Ausnahme des BV05 selbst auch nicht das Gespräch gesucht wurde.
Dadurch, dass die Lüner ihre Anträge fälschlicherweise in Dortmund abgegeben haben und sie dann erst zusammen mit der Stellungnahme weiter nach Kaiserau geschickt wurden, ist sicher einiges an Zeit verflogen gegangen. Der Druck mit Blick auf den Start der neuen Saison wird immer größer, für die Vereine erschwert sich die Kaderplanung teilweise enorm.

In seiner Ablehnung (Punkt 2) vom 11. März schrieb der Fußballkreis Dortmund darüber hinaus, dass das Vereins-Argument „mehr Derbys durch einen Kreiswechsel“ nicht belegbar sei. Laut eigener Aussage hätten aber nur zwei von vier Klubs dieses Argument beim Antrag vorgelegt und werfen Andreas Edelstein und Co. deshalb vor, sich nicht vernünftig mit den einzelnen Anträgen befasst zu haben.
„Aus sportpolitischer und sportfinanzieller Sicht ist es für Lüner Teams deutlich einfacher, im Fußballkreis Unna-Hamm zu spielen. Das betrifft zum Beispiel Förderungen oder die Kommunikation mit dem Kreis- beziehungsweise Stadtsportverband“, erklärt Florian Dellbrügge als Vorsitzender des BV Lünen noch einmal seine Gründe für den Wechsel-Antrag.
Später in der Stellungnahme bemängeln die Lüner genau dieses Thema erneut und erklären, dass sie bei Zuschüssen oder Förderungen kaum beachtet würden. Dies sei allerdings nicht als Kritik am Fußballkreis Dortmund zu verstehen. Die Dortmunder Vereine hätten es demnach nur einfacher, weil die Nähe zum Beispiel zum StadtSportBund Dortmund mehr gegeben sei.
Kritik an Wortwahl des Fußballkreises Dortmund
Punkt drei und vier des Antwortschreibens beziehen sich auf eine mögliche zukünftige Entwicklung des Kreiswechsel-Themas. Es sollten die Kreisgrenzen beachtet werden, erklärte Andreas Edelstein in der Stellungnahme des Fußballkreises Dortmund. Man wolle nicht „Ideengeber“ für andere Vereine sein, die sich in den nächsten Jahren ebenfalls mit einem Kreis-Wechsel beschäftigen könnten.
Besonders aufgestoßen war Alstedde, BV05, Preußen und VfB hier die Wortwahl. Andreas Edelstein beschrieb diesen Schritt als mögliche Öffnung der „Büchse der Pandora“. Einem Ausdruck des gewollten Schadenzufügens. „Aber das möchten wir mit aller Deutlichkeit zurückweisen“, heißt es dagegen vor allem aus Richtung des SV Preußen.
Auch Florian Dellbrügge schlägt in die gleiche Kerbe: „Uns war es von Beginn an wichtig, keine verbrannte Erde zu hinterlassen. Ich möchte Andreas Edelstein auch nach dieser Thematik vernünftig in die Augen schauen können und bin sehr dankbar, dass er uns bei der Ausrichtung der Lüner Hallenstadtmeisterschaften unterstützt hat.“ Der Fußballkreis Dortmund hätte sich Anfang Januar zum Beispiel um die Kosten für den Sicherheitsdienst gekümmert. „Es ist keine Entscheidung gegen Dortmund, sondern für Unna-Hamm“, so Dellbrügge.
Die schärfste Kritik gibt es von den Lüner Vereine an Argumentations-Punkt fünf. Hier erklärte der Fußballkreis Dortmund, dass die Anträge „alleine auf Grundlage von Vorstandsentscheidungen“ getroffen wurden. Manfred Ungethüm erklärte als Vorsitzender von BW Alstedde dagegen, dass die Mitglieder diese Entscheidung gemeinsam auf der Jahreshauptversammlung getroffen hätten.
Aus Horstmar (SVP) und Lünen-Süd (VfB) kommt dazu der Einwand, dass Vorstände ja eben genau aus diesem Grund gewählt würden, um stellvertretend solche Entscheidungen zu fällen. Als „peinlich“ und „fadenscheinig“ betiteln die Vereine die Argumentation aus Dortmund sogar in diesem Punkt.
Solche Ausdrücke, die in einer Stellungnahme an den Verband sonst eher selten einen Platz finden, sollten des Unverständnisses mit der Stellungnahme vom 11. März unterstreichen. „Wir wissen, dass es sehr deutlich ist“, heißt es dazu von Stephan Ahland, Sportlicher Leiter beim SV Preußen Lünen. „Aber die Fronten sind jetzt eben verhärtet.“

Der Dortmunder Kreis-Chef Andreas Edelstein selbst wollte sich gegenüber den Vorwürfen nicht äußern. Es solle keine öffentliche Rede und Gegenrede mehr geben. Natürlich hat der Fußballkreis Dortmund auch eigene Interessen, die zur Nicht-Zustimmung geführt haben. In seiner Stellungnahme schreibt Edelstein beispielsweise, dass bei möglichen weiteren Wechslern bis zu zehn Prozent der Mannschaften den Kreis verlassen könnten. Die Entscheidung müsse nun der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen treffen.
Und auch die vier Lüner Vereine wollen die öffentliche Kommunikation mit diesem Antwortschreiben nun abgeschlossen haben. „Ich glaube, dass es allen Beteiligten gutgetan hätte, wenn wir uns von vorneherein alle an einen Tisch gesetzt hätten. Das gilt für die vier Vereine, aber auch für die beiden Kreisvorstände. Dann hätte es weniger Unklarheiten gegeben und wir hätten vielleicht zeitnaher eine Entscheidung herbeiführen können“, lässt Florian Dellbrügge vom BV Lünen auch Selbstkritik durchblicken.
Online-Konferenz beim FLVW am 14. April
Nun läuft die Saison nämlich nur noch etwas mehr als zwei Monate und die Kaderplanungen für neue Spielzeit sollten eigentlich schon größtenteils abgeschlossen sein. Doch dafür muss der Fußball- und Leichtathletikverband eine wegweisende Entscheidung fällen.
Wann das genau passiert, ist nicht klar. Wie der FLVW gegenüber unserer Redaktion bestätigte, wird es am 14. April eine Online-Konferenz mit Teilen des Präsidiums sowie den beiden betroffenen Fußballkreis-Vorsitzenden geben. Die nächste Präsidiums-Sitzung des Verbands ist für Anfang Mai datiert. Dann könnte eine Entscheidung getroffen werden.