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Lüner SV würde es „befürworten, wenn die Saison nicht weitergespielt würde“
Corona-Krise
In einer Videokonferenz haben sich am Freitagabend der LSV und 22 weitere Vereine mit dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen besprochen. Es ging ums Eingemachte.
Die unsichere Lage der kommenden Wochen und Monate bringt immer mehr Sportvereine in Bedrängnis. Um ihren Anliegen eine gemeinsame Stimme zu verleihen, haben sich Amateur-Fußballklubs aus Westdeutschland deshalb mit einem gemeinsamen Begehren an den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) gewandt, darunter auch der Lüner SV. Am Freitagabend stellten sich nun FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski und Reinhold Spohn, Spiel- und Staffelleiter der Oberliga Westfalen, 23 Vereinen in einer Videokonferenz.
Zu den drei ursprünglichen Kernanliegen der Initiatoren des Begehrens zählten die sofortige Aussetzung von Verbandsabgaben, Gespräche des Verbands mit Politik und Wirtschaft für finanzielle Hilfspakete für Sportvereine, sowie eine Regelung zur Fortführung der aktuell pausierten Saison. Zu Punkt eins hatte der FLVW bereits angekündigt, für die Zeit der Pause keine pauschalisierten Spielbetriebsabgaben einzufordern und bereits geleistete zurückzuzahlen.
Eine finanzielle Unterstützung der Vereine durch den FLVW sei dagegen nicht möglich, berichtet Peter Marx, der als stellvertretender Vorsitzender den LSV in der Videokonferenz vertrat. Auch Abgesandte von Rot-Weiß Oberhausen und der Spvgg Erkenschwick waren unter anderem dabei. „Der FLVW trägt sich bei den Einnahmen zu 25% aus Verbandsabgaben und vom DFB, dass die jetzt jedem Verein einen finanziellen Ausgleich geben, wäre gar nicht möglich“, erklärt Marx.
Einige wenige Amateurklubs könnten die aktuellen Finanzhilfs-Angebote vom Staat beanspruchen. „Aber meistens ist das auch nicht möglich, weil die sich dafür ihr Dasein zu mindestens 51% aus wirtschaftlichen Tätigkeiten finanzieren müssen, um diese 9.000 oder 15.000 Euro auch zu bekommen. Aber da sind nur ganz wenige Vereine berechtigt“, erklärt Marx. Eine Möglichkeit wäre, dass der Deutsche Fußball Bund (DFB) seine Vereine ab der Regionalliga abwärts unterstütze.
Auch über Abbruch oder Fortsetzung der pausierten Spielzeit sprachen Vereine und Verbandsvertreter. Stunden vor der Sitzung hatte der DFB in seinen Statuten eine Änderung eingeführt, die eine Verlängerung des Spielbetriebs über den 30. Juni hinaus ermöglichen könnte. „Der SSV Buer hat gefragt, ob das auch für die Jugend gilt - das gilt auch für die Jugend“, berichtet Marx.
Eine Frage, die der LSVer an Verbandspräsident Walaschewski richtete, war: „Wie ist das mit Spielern, die nur einen Vertrag bis zum 30. Juni haben?“, so Marx. Einige Vereine haben bereits einigen ihrer Kicker gekündigt - aus finanziellen Gründen. Diese Spieler könnten dann nicht mehr eingesetzt werden. Die Vereine hätten wohl Pech gehabt.
Für die anderen aber gilt: der Vertrag verlängert sich automatisch mit der Saison und gilt dann bis ans Ende der Spielzeit. „So ein Spieler wie Dominik Deppe, der bis zum 30. Juni bei uns unterschrieben hat und dann nach Brünninghausen geht, der würde bei uns unter Umständen dann bis Ende November spielen und erst dann den Verein wechseln“, erklärt Marx.
Entscheidung frühestens in vier Wochen
Und wann gibt es endlich die Entscheidung, ob es weiter geht, oder nicht? „Dazu sagte Reinhold Spohn, dass es frühestens in vier Wochen eine weitere Entscheidung gebe“, berichtet Marx. „Wenn die lautet, dass es weitergeht, dann würden sie den Spielbetrieb zwei Wochen nach diesen vier Wochen wieder aufnehmen. Das wäre das Wochenende mit Sonntag, dem 17. Mai. Da könnte man theoretisch, wenn die Behörden das Okay geben, weiterspielen.“
Einigen sofortigen Saisonabbruch scheuen die Verbände aus juristischen Gründen. „Wenn die Behörden in zwei Wochen sagen, es kann weitergehen, würde es massive Klagen gegen den DFB und den FLVW geben“, sagt Marx.
Dem Lüner lag die Frage nach Geisterspielen im Amateurbereich am Herzen. „Da kam die klare Ansage von Gundolf Walaschweski, dass das für den Amateurbereich keinen Sinn ergeben würde“, so Marx, der damit komplett auf einer Linie ist. „Das wäre für den Amateurbereich völlig unsinnig, weil sich die meisten Vereine über Catering und Zuschauer mitfinanzieren.“
Doch was hofft eigentlich der LSV, wie es weitergeht? „Wir im Vorstand haben uns auch in einer Videokonferenz abgesprochen. Wir würden es befürworten, wenn die Saison nicht weitergespielt würde“, sagt Marx und liefert die Erklärung gleich mit: „Es ist keiner richtig im Training, es könnte zu Verletzungen kommen. Und was ist, wenn sich einer infiziert, weil Spieler gegeneinander spielen? Das sind Fragen, die nicht beantwortet werden können. Wir sind der Ansicht, dass man nicht weiterspielen soll, und schon gar nicht in den November rein.“ Wichtig sei für die Vereine auch, Planungssicherheit zu schaffen. „Wir hängen da ganz schön lange in der Luft. Nochmal vier Wochen und dann geht es eventuell zwei Wochen später weiter..“
Über Auf- und Abstiegsregelung sei ebenfalls ohne Ergebnis diskutiert worden. Für den LSV sei das aber ohnehin eher uninteressant. „Wir sind sicher, dass wenn weitergespielt wird, wir in der Westfalenliga bleiben. Das ist für uns uninteressant“, erklärt Marx.
Gebürtiger Dortmunder mit viel Liebe für den großen und kleinen Sport: Hauptsache, es rollt, tickt oder geht ordentlich vorwärts. Ob im Fernsehen, am Spielfeldrand oder selbst mit Ball und Rad unterwegs. Seit 2014 für Lensing Media im Einsatz, erst in Freier Mitarbeit, nun als Volontär.
