Hayrettin Celik im großen Interview Trainer des Lüner SV über Krise, Transfers und Endspiele

Hayrettin Celik im großen Interview: Krise, Transfers und Endspiele
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Der Lüner SV steht vor einer brutal wichtigen Restrunde in der Westfalenliga 2. Als Tabellenletzter müssen die Schwansbeller die Mehrheit der Spiele gewinnen, um noch den Klassenerhalt zu schaffen. Dafür kamen auch einige Neuzugänge, wovon viele schon in der Ober- oder Regionalliga gespielt haben. Vor dem Auftakt am Sonntag (15.15 Uhr) beim SV Vestia Disteln hat Sportredakteur Nico Ebmeier mit dem Trainer des Lüner SV gesprochen.

Hayrettin Celik im Interview

Hayrettin Celik, am Sonntag startet die Rückrunde in der Westfalenliga 2. Vorher müssen wir aber noch einmal über den Auftritt am vergangenen Wochenende reden. Was war beim deutlichen Kreispokal-Aus gegen BW Alstedde los?

Über BW Alstedde möchte ich nicht mehr viele Worte verlieren. Das war nicht in Ordnung, aber das haben wir auch zeitnah im Spielerkreis sehr deutlich angesprochen. Es war wichtig, dass alle Spieler für Sonntag ihre Köpfe frei haben. Da brauchen wir jeden Einzelnen. Schlechte Spiele passieren, auch im bezahlten Fußball. Aber jetzt liegt der Fokus nur auf Sonntag und Vestia Disteln.

Wie verlief denn die Vorbereitung und die Woche auf diese so wichtige Partie?

Im Prinzip war es eine ganz normale Trainingswoche. Wir haben uns Montag, Dienstag und Mittwoch zum Training getroffen, am Freitag gab es noch einmal eine Einheit mit einem Mannschaftsabend danach. Der Fokus lag seit Beginn der Wintervorbereitung nur auf dem 16. Februar, das war allen klar. Jetzt ist das Motto: „Alles reinhauen und unten rauskommen.“

Hayrettin Celik erklärt Serdar Bingöl etwas.
Hayrettin Celik (r.) hat einige Neuzugänge im Team: zum Beispiel Serdar Bingöl. © Ebmeier

Die Mannschaft wird am Sonntag ein ganz neues Gesicht haben. Insgesamt habt ihr zehn Neuzugänge bekommen, plus in Tuna Kayabasi einen neuen Sportdirektor. Wie hast Du den Winter und die ganzen Veränderungen miterlebt?

An dieser Stelle erst einmal ein Kompliment an die ganzen Sponsoren und die Sportliche Leitung. Alle Verantwortlichen haben ihren Teil dazu beigetragen, dass solche großen Namen jetzt bei uns spielen. Und natürlich machen Spieler wie Serdar Bingöl oder Jeffrey Malcherek beim Training und auf dem Platz einen Riesen-Unterschied. Spieler mit so einer Vita trainieren zu dürfen, ist ein echtes Geschenk für einen Trainer.

Wie viel Einfluss hat man als Trainer denn bei solchen Transfers?

Wir haben natürlich alle gemeinsam über diese Personalien gesprochen und sehr viel diskutiert. Es geht dann ja nicht nur um die Namen, die am Ende als Neuzugänge vorgestellt werden, sondern noch um viele mehr. Am Ende bin ich trotzdem vor allem nur für das Sportliche zuständig, um den Rest kümmern sich vor allem die Vereinsführung und die Sponsoren. Jeder weiß, dass es bei Wintertransfers nochmal etwas schwieriger ist. Die Spieler müssen mitspielen, die Ex-Vereine auch. Deswegen bin ich einfach sehr, sehr glücklich, dass wir so viele gute Spieler zu uns holen konnten.

Viele Spieler halten einen Schal des Lüner SV in der Hand.
Der Lüner SV hat im Winter kräftig auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Anfang Februar wurden zum Beispiel Sportdirektor Hasan Kayabasi (2.v.l.) sowie Ayala Cardoniz, Ibrahim Diallo und Serdar Bingöl vorgestellt. © Ebmeier

Doch mit den ganzen, teils hochklassigen Neuzugängen sind Team und Trainer ab dem Restrunden-Start noch einmal mehr in der Pflicht.

Wir versuchen jeden Tag, unser Bestmögliches rauszuholen – in jedem Training und in jedem Spiel. Dabei geht es nicht nur um mich, sondern auch um den ganzen Staff. Aber es heißt nicht, dass wir jetzt jedes Spiel gewinnen, nur weil wir zehn gute neue Spieler haben. Jedes Spiel muss erstmal gespielt werden und deswegen kann ich nicht darüber sprechen, was in drei, fünf oder zehn Wochen passiert. Am liebsten würden wir natürlich die nächsten zehn Spiele gewinnen, aber der Fokus liegt jetzt erstmal komplett auf Sonntag und dem Auswärtsspiel in Disteln.

Wie sicher fühlt sich Hayrettin Celik denn selbst im Trainersitz des Lüner SV? Was würde denn passieren, wenn ihr zum Beispiel die ersten drei Spiele verliert?

Diese Frage kann ich gar nicht beantworten, weil die Vereinsführung solche Entscheidungen trifft. Aber wir sind in der Kommunikation sehr offen und reden immer über alles. Was ich sagen kann, ist, dass ich mich im Verein sehr wohl fühle. Ich liebe die Jungs. Ich gehe in jedes Training mit vollem Herzblut und gebe mein letztes Hemd für diese Mannschaft. Unser wichtigstes Thema bleibt aber Fußball und am Sonntag die drei Punkte zu holen.

Westfalenliga 2: Lüner SV gegen Vestia Disteln

Dann lass uns zusammen auf die Partie gegen Disteln gucken. Als Hertener ist es ja für dich ein echtes Heimspiel.

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich den Verein nicht sehr gut kenne. Der Platz ist quasi direkt vor meiner Haustür, ich kann mit dem Fahrrad dahin fahren. Der Verein macht seit Jahren richtig gute Arbeit. Das fängt beim Vorsitzenden Andreas Weidner und beim Sportlichen Leiter Martin Schmidt an und geht bei Spielern wie Justin Gruber oder dem Trainer Daniel Kosener weiter. Man muss Respekt vor jeder einzelnen Person haben, die dort in den letzten Jahren gearbeitet hat.

Das heißt, ihr wisst bestens, worauf ihr euch einstellen müsst?

Ich habe schon in der letzten Saison mit Herne gegen Disteln gespielt, da haben wir zwei sensationelle Spiele abgeliefert. In der Hinrunde haben wir von denen völlig unnötig in der 97. Minute den 1:1-Ausgleich kassiert. Das wird aber alles am Sonntag egal sein: Es stehen elf Lüner gegen elf Distelner auf dem Platz. Wir müssen über unser Herz und die mentale Stärke kommen. Wenn das alles stimmt, dann werden wir auch Erfolge feiern können.