Gerrit Engemann ist auf dem Weg zum Profi
Tischtennis
Eigentlich kommt Gerrit Engemann aus Altlünen. Dort wohnt er unter der Woche nicht mehr. Er ist umgezogen. Nach Düsseldorf. Um Tischtennisprofi zu werden.

Tischtennis ist Gerrit Engemanns Passion: Der Lüner will in die Bundesliga. Foto: Steinbrenner
Der Weg zum Sportprofi ist lang. Und steinig. Mit wenig Freizeit. Das Training steht im Vordergrund. Immer. So erreicht diese Redaktion – mit etwas Glück – den Lüner Gerrit Engemann genau zwischen der Schule und dem Nachmittagstraining. Die Einheit des 18-Jährigen beginnt dieses Mal etwas später. „Normalerweise hätte ich jetzt gleich schon wieder Training“, sagt er.
Engemann ist ,,Lüner Junge“, wie sein Vater Thomas Engemann sagt und erfolgreicher Tischtennisspieler. Er hat bereits eine Vielzahl an internationalen Turnieren bestritten und auf nationaler Ebene mehrere Titel abgeräumt. Erst vor wenigen Wochen wurde Engemann zu Hamms Sportler des Jahres ausgezeichnet, wo er mit dem TTC Grün-Weiß Bad Hamm in die 2. Bundesliga aufgestiegen war. Dort zählt Engemann zu den Leistungsträgern. Er selbst bezeichnet den Jugend-Europameistertitel mit der Mannschaft und die Deutsche U18-Meisterschaft im Einzel als seine größten Erfolge.
Eine Momentaufnahme
„Ich bin sehr stolz, aber sehe es als eine Momentaufnahme“, so Engemann.
Er schaut lieber in die Zukunft. Ohne zu überlegen sagt er: „Ich will in den nächsten zwei Jahren in den B-Kader des Deutschen Tischtennis-Bundes aufrücken und probieren, Profi zu werden.“ Dafür will und muss er so professionell trainieren wie möglich.
Das Abitur, das im Frühjahr ansteht, bereitet ihm dabei wenige Probleme. Engemann geht auf das Lessing-Gymnasium in Düsseldorf, eine der Eliteschulen für Sport in Nordrhein-Westfalen. Dort kann er Sport und Schule gut miteinander vereinbaren, die Lehrer holen mit ihm verpassten Unterricht nach oder bereiten ihn vor. Dass er dafür mit 15 Jahren sein Elternhaus in Altlünen verlassen hat, stört ihn nicht: „Es war ein schwerer Schritt, den ich bis heute nicht bereue.“
Für Gerrit Engemann hat sein Sport oberste Priorität, es ist seine Passion. „Mir gefällt die Variation an Schlägen. Jeder Ball ist ein anderer“, sagt er. Sein Vorbild ist der Chinese Zhang Jike. „In wichtigen Situationen ist er immer da. Das ist auch eine meiner Stärken“, sagt Engemann selbstbewusst. Selbstbewusstsein spielt beim Tischtennis eine wichtige Rolle, Niederlagen müssen schnell verarbeitet werden.
Rückschläge überwunden
Denn auch Engemann musste Rückschläge erleben, hatte im vergangenen Jahr mit Patellasehnenproblemen zu kämpfen. Bei diesem Thema wird er während unseres Gespräches etwas nachdenklicher. Er schied in Turnieren oft früh aus, sein Selbstvertrauen litt. Nach überstandener Verletzung half ihm ein Sportpsychologe zurück in die Spur. „Das hat mir geholfen, aus Misserfolgen zu lernen und sie in positive Erfahrungen umzuwandeln“, sagt der Rechtshänder rückblickend.
Nun ist er wieder in Form, hat sich für die U21-Europameisterschaft in Minsk im März qualifiziert. „Die Gegner sind größtenteils zwei Jahre älter“, so Engemann. Konkrete Ziele hat er deshalb nicht, will „so weit kommen wie möglich“.
In der nächsten Saison wird der Altlüner dann wieder mit Hamm in der 2. Bundesliga spielen, um seinem Ziel, der Bundesliga, näher zu kommen. Dort ist Borussia Düsseldorf das Aushängeschild. „Vielleicht ergibt sich das ja mal“, scherzt Engemann.