Flemming Sandt gehört eher zu den ungewöhnlichen Neuzugängen beim Fußball-Westfalenligisten Lüner SV. Nicht nur, dass er als „April-Transfer“ beim Team von Axel Schmeing sofort spielberechtigt ist – die bislang letzte Station des 20 Jahre alten Torwarts liegt einige tausend Kilometer von Lünen entfernt im US-Bundesstaat West Virginia. Sandt war kaum von dort zurückgekehrt, da durfte er sich schon im LSV-Tor beweisen.
Im Auswärtsspiel bei der Hammer SpVg am vergangenen Wochenende stand Sandt in der Startaufstellung. Für ihn kam das nicht wirklich überraschend, obwohl er erst seit ungefähr zwei Wochen wieder in Deutschland ist und am Freitag vor dem Lüner Auftritt gegen den SV Mesum am 16. April zum ersten Mal beim LSV trainierte. „Aki hat mir am Freitag vor dem Spiel in Hamm gesagt, dass er vorhat, mich spielen zu lassen. Auch weil es in der Tabelle für uns um nichts Entscheidendes mehr geht. Nach einer Trainingswoche habe ich das natürlich gerne mitgenommen“, so der junge Keeper.
Und mit seinem Debüt ist er auch größtenteils zufrieden: „Es war ein gutes Spiel von uns und auch von mir. Die meiste Zeit hatte ich aber gar nicht so viel zu tun. Enis Delija und Anjo Wilmanns haben da in der Innenverteidigung viel weggeklärt.“ Am Ende stand es trotzdem 0:1 aus Lüner Sicht. Schuld war eine kontroverse Szene in der Nachspielzeit, bei der auch Sandt selbst im Fokus stand. „Dazu gibt es bestimmt vier, fünf verschiedene Meinungen. Für mich war es auch ein Foul an mir, aber auch vorher kannst du es schon abpfeifen. Am Ende ist das total unglücklich. Aber wenn wir vorher vorne schon zwei, drei Dinger reinmachen, kommen wir gar nicht in die Situation“, lässt der Keeper seine LSV-Premiere Revue passieren.
Simon Erling kennt den Neuen schon länger
Flemming Sandt ist also gleich mittendrin bei seinem neuen Klub, auf den er durch LSV-Torjäger Marcel Reichwein, seinen ehemaligen Mitspieler bei Türkspor Dortmund, aufmerksam wurde. „Cello ist ein guter Freund und wir hatten zwischendurch immer mal wieder Kontakt. Durch ihn habe ich auch erfahren, dass ein Torwart (Jan Hennig, Anm. d. Red.) den LSV im Winter verlassen hat und dass da möglicherweise Bedarf besteht. Dann habe ich einfach von mir aus mal nachgefragt und hatte Anfang März auch ein erstes gutes Gespräch mit Aki und dem Sportlichen Leiter Simon Erling“, erzählt Sandt.
Erling habe ihn schon in dessen Zeit beim SuS Kaiserau zweimal zu sich holen wollen. „Scherzhaft könnte man jetzt sagen: Aller guten Dinge sind drei“, so Sandt mit einem Lachen. Entscheidend für den Wechsel zum Lüner SV seien aber vor allem zwei Aspekte gewesen: „Mir gefällt, dass das Vereinsumfeld hier ziemlich ruhig ist. Außerdem haben mir die Verantwortlichen aufgezeigt, dass sie mich irgendwann als Nummer eins sehen wollen und mir das auch zutrauen.“
Lüner SV passt zu Sandts Spielstil
Für seine Ambitionen will der 20-Jährige dann vor allem die Sommervorbereitung auf die kommende Saison nutzen. Unabhängig von weiteren Einsätzen in der laufenden Spielzeit gehe es zunächst darum, „mich in der Mannschaft zurechtzufinden und die Spieltypen kennenzulernen.“
Nach kurzer Zeit im Team ist sich Sandt aber schon sicher, dass ihm die Spielanlage beim Lüner SV entgegenkommt. „Es ist schon so ein bisschen Hombrucher Schule“, sagt der Torwart, der selbst sieben Jahre in der Jugend des Hombrucher SV gespielt hat. „Hinten flach rausspielen, als Torwart auch hoch mitspielen – das liegt mir gut.“
Flemming Sandt ist also bereits nach kurzer Zeit wieder voll in Deutschland angekommen. Einen Kulturschock habe er nach einem Dreivierteljahr College-Fußball bei den Wheeling Cardinals nicht erlebt. Unterschiede gebe es dennoch: „Das Drumherum in den USA ist natürlich professioneller, da kann wahrscheinlich kein einziger Amateurklub in Deutschland mithalten. Dafür ist das Niveau hier höher. Und in Amerika kommt es auch nicht vor, dass 18- oder 19-Jährige mit 36- oder 37-Jährigen zusammen in einem Team spielen.“ Diese Mischung gibt es beim Lüner SV auf jeden Fall: mit Talenten wie ihm selbst und Routiniers wie Kumpel Marcel Reichwein.
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