Der Lüner SV im großen Kadercheck Überragende Qualität im Zentrum, aber auch ein Fragezeichen

Der Lüner SV im großen Kadercheck
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Der Lüner SV hat die Vorbereitung auf die neue Saison in der Westfalenliga nahezu abgeschlossen. Schweißtreibende Wochen mit vielen Testspielen liegen hinter der Mannschaft von Trainer Axel Schmeing, die die Zeit vor allem nutzte, um sich kennenzulernen – über ein Dutzend Neuzugänge stehen Abgängen im zweistelligen Bereich entgegen, der LSV hat in allen Mannschaftsteilen personell nachgelegt. Wo liegen die großen Stärken, wo vermeintliche Schwachpunkte? Wir durchleuchten die Mannschaft im großen Kadercheck.

Torhüter: Durchaus spannend ist die Frage, wer am ersten Spieltag gegen den Holzwickeder SC das LSV-Tor hüten wird. Um den einen Platz zwischen den Pfosten streiten sich gleich vier Anwärter: Tim Fuchs, Alexander Rothkamm, Azmir Alisic und Flemming Sandt. Dass der erst 19 Jahre alte Fuchs auf Anhieb Stammkraft wird, erscheint aktuell noch unwahrscheinlich. Der Neuzugang, der aus der U19 von TSC Eintracht Dortmund kam, zeigte in der Vorbereitung aber durchaus sein Potenzial: Stark mit dem Ball am Fuß versucht Fuchs, Situationen stets spielerisch zu lösen, dazu kommuniziert er auffallend viel mit seinen Vorderleuten.

Die besten Karten dürfte Rothkamm haben. Der 24-Jährige weist Oberliga-Erfahrung auf, bot in der Vorbereitung zudem das überzeugendste Gesamtpaket ohne größere Schnitzer. Alisic spielte in der Vergangenheit ebenfalls in der Oberliga, leistete sich zuletzt allerdings auch Fehler – vor allem bei hohen Bällen.

Vierter im Bunde der Torhüter ist Flemming Sandt, der in der Vorbereitung aufgrund von Verletzungsproblemen am wenigsten Spielzeit sammelte. Der 20-Jährige erhielt nach seinem Wechsel im April den Vorzug vor Alisic – in fittem Zustand ist also auch Sandt eine ernsthafte Alternative.

Fazit: Feststeht aktuell also nur, dass der LSV kein Torwartproblem haben dürfte.

Alexander Rothkamm hält den Ball mit beiden Händen fest.
Alexander Rothkamm ist einer von vier Torhütern im Kader des Lüner SV. © Stephan Schuetze

Abwehr: Auch die Reihe vor den Torhütern ist richtig stark, vor allem durch die Neuzugänge. Da wäre Okan Saritas, der mit Türkspor Dortmund in die Oberliga aufstieg und als Linksverteidiger gesetzt sein dürfte. Auch weil in Florian Püschel eine mögliche Alternative verletzt ausfällt. Innen hat Schmeing die Qual der Wahl: René Lindner und Benjamin Teichmöller sind überdurchschnittliche Westfalenliga-Spieler. Spielerische Klasse für den Aufbau bringt Enis Delija mit, auch Lukas Berger ist ein Kandidat für die Startelf.

Quantität und Qualität überzeugen

Dazu können LSV-Urgestein Matthias Drees sowie André Witt ebenfalls im Abwehrzentrum agieren. Hinten rechts hat Neuzugang Michael Vrljic in der Vorbereitung einen extrem starken Eindruck hinterlassen. Ob der 19-Jährige das Niveau dauerhaft in seinem ersten Senioren-Jahr bringen kann, wird abzuwarten sein. Alternativ stehen Ünal Kurtulus oder auch Daniel Mikuljanac bereit, der universell einsetzbar ist. Vorerst keine Rolle in den Planungen spielt Wilhelm Sassenberg, der nach seiner schweren Verletzung noch Monate ausfällt.

Fazit: Quantität und Qualität überzeugen auch in der Abwehr. Hat Axel Schmeing alle Spieler fit zur Verfügung, dürfte der LSV eine der besten Defensivreihen der Liga haben.

Michael Vrljic hat den Ball am Fuß.
Michael Vrljic hinterließ einen starken Eindruck in der Vorbereitung. © Weitzel

Mittelfeld: An Auswahl fehlt es Schmeing und seinem Trainerteam auch in diesem Mannschaftsteil nicht. Die bereits erwähnten Drees, Delija und Witt sind ein Trio im Zentrum, das ihre Westfalenliga-Tauglichkeit längst bewiesen hat. Die Neuzugänge Olcay Yilmaz und Dominic Schmidt sind ebenfalls flexibel einsetzbar und haben in der Vorbereitung gezeigt, dass sie das Potenzial zum Stammspieler haben.

Mir Robin Rosowski steht ein weiterer lauf- und zweikampfstarker Spieler zur Verfügung, der in der vergangenen Saison feste Größe der Schmeing-Elf war. Das gilt auch für Marcel Reichwein, beim Routinier wird jedoch abzuwarten sein, inwieweit sich seine Aufgabe im Trainerteam beim 1.FC Bocholt auf Trainings- und Spielzeit auswirkt.

Olcay Yilmaz treibt den Ball über das Feld.
Olcay Yilmaz spielt seit dieser Saison für den Lüner SV. © Weitzel

Keine Rolle wird indes der verletzte Berkan Kücük spielen. Mit Mike Pihl und Sebastian Hahne hat der LSV dafür zwei überragende Offensivspieler, die über den Flügel oder auf der Zehn agieren können. Hahne kann im Notfall auch ganz vorne spielen, ihn plagten allerdings zum Ende der letzten Saison immer mal wieder kleinere Blessuren. Aufgefüllt wird dieser Mannschaftsteil durch die vielen Potenzialspieler, die vor ihrem ersten Seniorenjahr stehen: Pablo Carriazo beispielsweise überzeugte in der Vorbereitung, auch Conner Schönfelder setzte Akzente auf der offensiven Außenbahn.

Fazit: Im Mittelfeld hat Schmeing die Qual der Wahl und kann insbesondere im Zentrum auch den einen oder anderen Ausfall verkraften.

Milan Sekulic liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen und hält sich den Knöchel.
Milan Sekulic fällt seit dem ersten Vorbereitungsspiel verletzt aus. © Stommer

Sturm: Der Angriff ist die am dünnsten besetzte Position beim Lüner SV und wohl die einzige, hinter der ein kleines Fragezeichen steht. Milan Sekulic, gestandener Westfalenliga-Spieler und überragender Techniker, fällt verletzt aus. Wann er zurückkommt – nicht bekannt. In Denis Czarnecki hat der LSV einen echten Neuner im Kader, der allerdings vor seinem ersten Senioren-Jahr steht. Auch wegen der Sekulic-Verletzung haben die Lüner deshalb auf dem Transfermarkt zugeschlagen und mit Philippos Selkos einen weiteren Offensivmann geholt – der von Oberligist ASC 09 Dortmund kommt und Profi-Erfahrung mitbringt. Selkos fehle es nach langer Verletzung noch an Spritzigkeit und Beweglichkeit, merkte Schmeing an, ihm müsse man noch Zeit geben. Fit ist Selkos sicherlich eine krasse Verstärkung – ein echter Neuner ist aber auch er nicht, Schmeing sieht ihn am stärksten auf der Zehn.

Fazit: Hier könnte es dünn werden, wenn Sekulic weiter ausfällt. Einen wirklichen Stürmer für das Zentrum hat der LSV ohne ihn nicht.

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