Michael Vrljic weist ein Alleinstellungsmerkmal auf: Er ist der einzige Spieler im Kader des Lüner SV, der noch keine Sekunde in dieser Saison verpasst hat. In allen acht Westfalenliga-Partien stand er über die komplette Spielzeit auf dem Rasen. Diese Statistik wird umso bemerkenswerter, weil es für den 19 Jahre alten Außenverteidiger die erste Saison überhaupt im Senioren-Fußball ist. Vergangene Spielzeit stand er noch in der U19 des Hombrucher SV auf dem Platz, nun startet er beim Lüner SV voll durch. Ihn selbst überrascht das gar nicht mal so sehr.
„Ich kenne ja meine Qualitäten und habe in der Vorbereitung gezeigt, was ich kann. Da habe ich auch einige Tore erzielt und generell ein gutes Gefühl“, so Vrljic, den man mit Fug und Recht als Senkrechtstarter des LSV bezeichnen kann. In der Tat hinterließ der Rechtsverteidiger seit seinem ersten Tag im Schwansbell einen guten Eindruck, trumpfte mit Schnelligkeit, Ausdauer und einem cleveren Zweikampfverhalten auf.
Nicht verwunderlich war es demnach, dass das Trainerteam um Axel Schmeing ihm nicht nur in den Vorbereitungs-, sondern eben auch in den Pflichtspielen das Vertrauen schenkte. „Der Sprung von der U19 ist nicht so einfach, deshalb bin ich natürlich sehr zufrieden. Dass ich nach acht Spieltagen keine Minute verpasst habe – damit hätte ich nicht gerechnet“, gibt Vrljic zu.
Vrljic hat Chance für Lüner SV
Im vergangenen Spiel gegen den SC Obersprockhövel bewies der 19-Jährige einmal mehr, warum er seinen Stammplatz rechts in der Kette sicher hat: Vrljic marschierte die Linie auf und ab, ging aus fast jedem Zweikampf als Sieger hervor und schaltete sich immer wieder in die Offensive ein.
Beim unnötig knappen 2:1-Sieg – der LSV versiebte reihenweise Chancen – hatte auch er einen Treffer auf dem Schlappen: In der zweiten Hälfte entwischte er seinem Gegenspieler, traf aber im Strafraum den Ball nicht, weil dieser wegen eines Platzfehlers versprang. „Das hat mich schon sehr geärgert. So frei vor dem Tor mache ich den sonst weg“, meint Vrljic.

Entscheidend war das am Ende nicht mehr, Milan Sekulic sicherte dem LSV den dritten Saisonsieg – obwohl die harmlosen Gäste zwischenzeitlich ausgeglichen hatten. „Ich hatte aber keine Sorge, dass wir das Spiel nicht gewinnen würden. Wir hatten das Spiel gut unter Kontrolle und ich hatte das Gefühl, dass wir auf jeden Fall noch einen machen werden“, so Vrljic.
Dass sein Team es sich mit einer besseren Ausbeute vor dem gegnerischen Tor auch frühzeitig hätte leichter machen können, weiß Vrljic: „Wir müssen unsere Chancen generell besser nutzen, haben bisher zu wenig Tore geschossen.“
Viele Youngster beim Lüner SV
Einen Erklärungsansatz, warum die eigentlich hochkarätig besetzte Offensiv-Abteilung des LSV erst sieben Mal jubelte, hat Vrljic – abgesehen vom Hinweis auf die Verletzungen von Sebastian Hahne und dem lange ausgefallenen Sekulic: „Es ist Kopfsache und man muss auch den unbedingten Willen haben, den Ball reinzumachen. Das fehlt momentan manchmal.“
Was gegen Obersprockhövel definitiv nicht fehlte, war jugendliche Unbekümmertheit auf dem Rasen. Neben Vrljic standen in Pablo Carriazo, Denis Czarnecki und Luca Schultz drei weitere Spieler in der Startelf, die letztes Jahr noch A-Junioren waren. „Wir jungen Spieler haben einfach immer Bock, zu spielen. Wir bringen vielleicht neue Impulse mit und ich glaube, dass hat der Mannschaft gut getan“, erklärt Vrljic – und trifft damit den Ton seines Trainers, der das Quartett ausdrücklich lobte.

Trotz 720 Einsatzminuten – Nachspielzeit nicht einberechnet – fühlt sich Vrljic fit: „Nach den Spielen bin ich schon erstmal kaputt. Aber ich bin ein Spieler, der allgemein viel über Kraft und Ausdauer kommt, das macht mir die Sache natürlich leichter.“ Geht es nach ihm, dürfe es gerne so weitergehen, auch wenn er weiß: „Irgendwann werde ich auch mal ausgewechselt werden oder nicht von Beginn an spielen, klar.“
In einer Begegnung wünscht er sich dies aber ausdrücklich nicht: „Das Spiel gegen Hombruch wird ein besonderes für mich, da habe ich sechs Jahre gespielt und kenne auch drei Spieler aus der Ersten.“ Trumpft Michael Vrljic weiter derart auf, wird Axel Schmeing keinen Grund haben, seinem Rechtsverteidiger diesen Wunsch zu verwehren.
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