Seit Dienstagabend ist Athavan Varathan nicht mehr Trainer von BW Alstedde. Eine Neuigkeit, die ihn zugleich enttäuscht und überrascht habe. Auch bei vielen Außenstehenden dürfte dieser ultimative Schritt, den die Führungsetage des Bezirksligisten gegangen ist, für reichlich Erstaunen gesorgt haben. Die Entlassung Varathans wirft Fragen auf, zumal der Verein damit ein nicht unerhebliches Risiko eingeht.
Aus rein sportlicher Sicht ergibt die Entscheidung wenig Sinn. Die Alstedder stehen stabil im Mittelfeld, die Abstände nach oben sind deutlich geringer als die Richtung Tabellenkeller – also eigentlich das, was man sich am Heikenberg angesichts des gewaltigen Umbruchs im Sommer mit neuem Trainerteam sowie mehr als einem Dutzend Neuzugängen ursprünglich erhofft hatte: eine Saison, in der sich die neu zusammengestellte Mannschaft finden kann, ohne dabei Richtung Abstiegsplätze schauen zu müssen. Zu wenig Erfolg kann also nicht der Grund sein, aus dem Varathan und sein Co-Trainer Nico Anders gehen mussten.
Vielmehr muss es intern Differenzen gegeben haben. Und zwar unüberbrückbare. Anders ist es nicht zu erklären, warum das Projekt mit Varathan schon nach elf Liga-Spielen gescheitert ist. Dabei ist es vor allem der Zeitpunkt, der für Fragezeichen sorgt. Erst im Sommer schließlich hat der Verein in Zusammenarbeit mit dem Trainerteam unter großer Mühe den aktuellen Kader zusammengestellt – und das ist in erster Linie ein Kader, der auf die Zukunft ausgerichtet ist.
Unter den zahlreichen Neuzugängen befinden sich vor allem junge Spieler, die in der Vergangenheit bereits unter Varathan gespielt haben, oftmals im höherklassigen Junioren-Bereich. Spieler, die nun fast 50 Prozent des aktuellen Kaders ausmachen – denen es im Winter aber offenbar freisteht, den Verein schon wieder zu verlassen. Und darin liegt ein gewaltiges Risiko.
Riskanter Zug von BW Alstedde
Sollte ein Teil dieser Spieler im Winter gehen, verliert Alstedde nicht nur die wichtige Breite im Kader, sondern insbesondere Qualität. Spieler wie Louis Wißing, Ilias Markan oder Antonio Abazi haben bereits gezeigt, was sie für ein Leistungsvermögen besitzen, das gilt auch für weitere Youngster. Die Möglichkeit aber, das ganze Potenzial dieses talentierten Kaders zu entfalten, wurde Varathan frühzeitig genommen.
Dass er die Fähigkeiten besitzt, insbesondere junge Spieler zu formen, hat der langjährige U19-Coach hinlänglich bewiesen. In Alstedde hatte er dazu aber überhaupt keine Chance. Und das ist schade – es wäre spannend zu beobachten gewesen, was Varathans Alstedde zu leisten in der Lage gewesen wäre.
Nun ist es vor allem an Benedikt Kuhne zu beweisen, dass die Entscheidung richtig war. Der Sportliche Leiter wird viele Gespräche führen, sicherlich den einen oder anderen Weggang durch Neuzugänge in der Winterpause kompensieren müssen, als Interimstrainer an der Seitenlinie dafür sorgen, dass Alstedde weiter sorgenfrei durch die Saison geht und nebenbei einen neuen Coach finden. Einen Übungsleiter, der wie gemacht ist für BW Alstedde und sein Umfeld – denn das war Athavan Varathan offenbar nicht.
Benedikt Kuhne spricht nach Varathan-Aus über Alstedde-Zukunft: „Kann sein, dass Spieler gehen“
Frage der Woche: Hat BW Alstedde mit der Varathan-Entlassung einen Fehler begangen?
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