Traten in Essen bei der Westfalenmeisterschaft im Kraftdreikampf an: Anna Habermann (l.) und Marion Zeschau vom VfB Hüls.

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Zwei Kraftsportlerinnen über ihre Anfänge, dumme Sprüche und „die Liebe zum Sport“

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Im Kraftdreikampf sind Männer in der Überzahl, doch auch immer mehr Frauen greifen zur Hantelstange. Zwei VfB-Sportlerinnen sprechen über ihre Anfänge und den ersten Wettkampf seit langer Zeit.

Haltern, Marl

, 13.10.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das ist auf jeden Fall auch ein Frauensport“, sagt die Halternerin Marion Zeschau (51) vom VfB Hüls über den Kraftdreikampf. Gemeinsam mit ihrer Vereinskollegin Anna Habermann (20) aus Klein-Reken ging sie zuletzt bei der Westfalenmeisterschaft im Kraftdreikampf in Essen an den Start - das nächstes Ziel der beiden ist die Deutsche Meisterschaft.

Für beide VfB-Sportlerinnen begann alles mit „normalem“ Training im Fitnessstudio. „Da wurde ich angesprochen, ob ich nicht mal Lust darauf (Kraftdreikampf, Anm. d. Red.) habe“, erzählt Anna Habermann. Schnell entstand der Kontakt zu Jörg Kasparek vom VfB Hüls - und die Liebe zur für sie neuen Sportart.

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Ähnlich fing es auch für Marion Zeschau an. Die Physiotherapeutin war schon vorher regelmäßiger Gast im Fitnessstudio und lernte dann Kasparek kennen, der auch sie schnell für den Kraftdreikampf begeistern konnte.

Anna Habermann: „Das wird immer seltener“

Alleine, so erzählt sie, hatte sie sich zuvor nicht an die schwereren Gewichte getraut. „Wenn man das ganz alleine machen will, ist das schwierig“, sagt die Halternerin, „man geht ja an seine körperliche Grenze und braucht deshalb jemanden, der hinter einem steht“.

Auch Anna Habermann hatte zuvor schon grundlegendes Interesse an den Disziplinen des Kraftdreikampfes. „Ich hatte vorher schon immer wieder mal Videos von Frauen gesehen, die das machen, und fand das total toll“, berichtet die 20-Jährige.

Anna Habermann bei der vergangenen Bezirksmeisterschaft im Bankdrücken mit Jörg Kasparek.

Anna Habermann bei der vergangenen Bezirksmeisterschaft im Bankdrücken mit Jörg Kasparek. Bei der Westfalenmeisterschaft im Kraftdreikampf drückte sie in dieser Disziplin zuletzt 75 Kilogramm. © Privat

Als sie sich dann ans Bankdrücken herantraute, „gab es auch schnell den dummen Spruch, dass Frauen kein Bankdrücken machen“, erzählt sie. Nicht das letzte Mal, dass sie sich derartiges anhören musste. „Das wird immer seltener und ich höre da gar nicht hin“, sagt sie. „Die Liebe zum Sport ist dafür zu groß.“

Eines ist ihr aber auch aufgefallen: „Diese Sprüche kommen lustigerweise immer von Männern, die weniger Gewichte als ich drücken“, sagt sie lachend. In der Kraftdreikampf-Szene, betont sie, unterstützen sich aber ohnehin alle. Auch beim Wettkampf in Essen, ihrem allerersten im Kraftdreikampf, sei die Stimmung und das Miteinander „der Wahnsinn“ gewesen.

Ungültige Versuche: „Da habe ich jetzt ein Ziel, weiterzukämpfen“

Das kann Marion Zeschau nur bestätigen: „Die Stimmung beim Wettkampf war toll.“ Für sie war es nach der langen Corona-Pause die erste derartige Veranstaltung. Zehn Jahre ist sie nun schon im Kraftdreikampf aktiv. An Wettkämpfen, so die 51-Jährige, für die es der erste Wettkampf in der Altersklasse II (ab 50 Jahre) war, nimmt sie aber erst seit vier Jahren teil.

„Wir haben uns alle total gefreut, dass jetzt wieder Wettkämpfe möglich sind“, sagt sie mit Blick auf die lange corona-bedingte wettbewerbsfreie Zeit. Trainiert haben sowohl sie als auch Anna Habermann aber auch während der Lockdowns. Und aktuell trainieren beide vier bis fünf Mal pro Woche. Die Anzahl der Trainingstage „hängt natürlich davon ab, wie schwer die Einheiten sind“, erklärt Habermann.

Mit ihren Leistungen beim vergangenen Wettkampf waren die beiden derweil zufrieden. Zeschau schaffte bei der Kniebeuge 85 Kilogramm, beim Bankdrücken 55 Kilogramm und beim Kreuzheben 100 Kilogramm. Dabei steigerte sie sich immer im zweiten Versuch. Die dritten Versuche in den Disziplinen, bei denen sie erneut mehr Gewicht aufgelegt hatte, waren dagegen ungültig.

„Da habe ich jetzt ein Ziel, weiterzukämpfen“, sagt sie. Beim nächsten Wettkampf will sie sich also erneut steigern. Das gleiche Ziel hat auch Anna Habermann, die in Essen bei den Juniorinnen bis 69 Kilogramm an den Start ging und bei der Kniebeuge 110 Kilogramm, beim Bankdrücken 77,5 Kilogramm und beim Kreuzheben 132,5 Kilogramm schaffte.

Beide landeten am Ende auf Platz eins. Und den nächsten Wettkampf haben die beiden VfB-Sportlerinnen schon fest im Blick: Die Deutsche Meisterschaft 2022.

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